aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 12. April 2000
Herzlich willkommen! Auf diesem Archiv-Blog finden Sie auch Veröffentlichungen von Anton Potche (Pseud.: Berns Toni, Anton Delagiarmata, Mark Jahr) in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Diese Texte sind im Label "- - - Chronologisches Inhaltsverzeichnis" vermerkt. Zu den anderen Texten finden Sie Hinweise im Label "In eigener Sache".
Dienstag, 5. November 2024
Orientierung nach rückwärts
Donnerstag, 1. August 2024
A fost inaugurat Centrul pentru Seniori „Josef Nischbach”
Diaspora
Scrisoare din Ingolstadt
Foto: Anton Delagiarmata |
Dienstag, 9. Januar 2024
Rettungsanker für Arbeitnehmer
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 26. Oktober 1999
Dienstag, 4. April 2023
Bei der Bahn passiert oft das Verkehrte
Was behaupten Sie da in Ihrem Leserbrief, Herr Jaumann, „daß bei der Bahn noch viel passieren muß“? Ich lade Sie herzlich zu einem mitternächtlichen Spaziergang in die Martin-Hemm-Straße ein. Sie werden bis zum Überdruß ausgelebte DB-Aktivitäten erleben; und das auf Gleisen, die knapp 30 Meter an einer vorwiegend von Familien mit kleinen Kindern bewohnten Reihenhausanlage vorbeiführen.
Fotos: Anton Potche |
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 22. Juli 1999
Dienstag, 1. November 2022
Glaubensgeschichte ausgeklammert?
Es bedarf keiner besonderen geschichtlichen Kenntnisse, um festzustellen, daß die Entwicklungen der beiden Kirchen zwei grundverschiedene Richtungen eingeschlagen haben. Während die katholische Kirche sich zu einer weltumspannenden Einheitskirche mit einem „unfehlbaren“ Oberhaupt gemausert hat, mutierte die orthodoxe Kirche zu einer eher synodalen Glaubensgemeinschaft, die sich schließlich in einzelne nationale Kirchen aufspaltete.
Trotz allem sprießen die Lehren beider Kirchen aus dem gleichen christlichen Glaubensstamm. Und aus dieser Erkenntnis betrachtet, ist das ökumenische Gebet des Papstes und des Patriarchen der rumänisch-orthodoxen Kirche durchaus begrüßenswert. Aber auch wenn man die bis 1989 durchaus tyrannenfreundliche Haltung des rumänischen Kirchenoberhauptes bewußt ignoriert, bleibt bei diesem Papstbesuch dann doch ein bitterer Beigeschmack.
Die nationalen Prägungen voll ausnutzend, haben die rumänischen Kommunisten der 50er Jahre die Kirchen total vereinnahmt. Es entstand eine Staatskirche, die den sowjetisch bevormundeten Staat dabei unterstützte, alle anderen Glaubensgemeinschaften zu eliminieren. Katholische, in Rumänien hieß das deutsche und ungarische, Priester verschwanden als „Spione des Vatikan“ für Jahre hinter Kerkermauern.
Jetzt ließ sich der Vatikan in Rumänien ein Besuchsprotokoll aufnötigen, aus dem die Gebiete ausgeklammert blieben, in denen römisch- und griechisch-katholische Gläubige noch heute leben und ihrem Glauben unter oft widrigen Umständen treu bleiben. Die katholische Glaubenslehre propagiert zwar auch die Liebe zum Feind; aber doch wohl kaum mehr als die Wertschätzung der eigenen Gläubigen. Sollte man diesen geschichtsträchtigen Aspekt im Vatikan bereits aus den Augen verloren haben?
Das gemeinsame Gebet mit einem gestrigen Diktatorverehrer mag im Interesse immer anzustrebender friedensstiftender Annäherungen noch zähneknirschend hingenommen werden, das Meiden von Wirkungsstätten katholischer Märtyrer bleibt aber unverständlich. Der römisch-katholische Dom zu Temeswar wäre einer dieser heiligen Orte.
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 12. Mai 1999
Donnerstag, 2. Juni 2022
Generalabrechnung dient niemandem
Wir sollten jetzt, an den angebrochenen Tagen des Besinnens und des Zuhörens unsere damals betroffenen und zum Teil vielleicht auch mitschuldigen Eltern und Großeltern mit der gebotenen Behutsamkeit zum Erzählen anregen. So mancher der älteren Generation könnte es als Erleichterung empfinden, das damalige Mitmachen oder nur Wegschauen als Fehler zuzugeben, und wir Nachkriegsgeborenen könnten diese Einsichten als wertvolle Wegbegleiter mit ins nächste Jahrhundert nehmen, damit Geschehenes auch solches bleibt.
Nur in einer Entflechtung hat diese Debatte noch Sinn. Als Generalabrechnung zwischen zwei Völkern dient sie, so wie Herr Bubis sie jetzt führt und die FDP sie politisch auch noch zur Selbstdarstellung mißbraucht, niemand, weder den Juden noch den Deutschen. Wie dieser Entflechtungsprozess letztendlich aussehen kann, hängt von jedem einzelnen Bürger, dem etwas an der Geschichte seines Landes liegt, selbst ab. Schuldzuweisungen à la Bubis haben allerdings darin nichts verloren. Sie sind dem Gedenken an das himmelschreiende Unrecht, das Deutsche dem Volk der Juden zugefügt haben, nur abträglich und rufen viel eher als Walsers Tabubrüche rechtsradikale Trotzreaktionen hervor.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 15. Dezember1998
Dienstag, 21. Dezember 2021
Schulschwestern im Banat zerschlagen
In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts rief Bischof Alexander Csajàghy den Orden der Armen Schulschwestern nach Temeswar im Banat (damals Ungarn / heute Rumänien), da die christliche Erziehung der Jugend viel zu wünschen übrig ließ und die Schülerinnen aus dem Wirkungsbereich seiner Diözese Csanad in den Schulkatalogen sogar als „sämtlich liederlich“ bezeichnet wurden.
Die erste Heimstätte der in Temewar wirkenden Schulschwestern war das am 10. Oktober1858 eingeweihte Innerstädter Kloster. Mutter Theresia von Jesu Gerhardinger besuchte Temeswar dreimal. Die deutschen Schulschwestern bekamen die nationalistischen Machtbestrebungen der jeweiligen Souveräne des Banats voll zu spüren. Ab 1867 mußten sie ungarisch lernen und unterrichten, und nach 1920 wehrten sie sich (vorerst erfolgreich) gegen starke Romanisierungsversuche. Im Jahr1949 wurde der Orden der Armen Schulschwestern, mit damals 420 Schwestern im Banat, nach knapp 90 Jahren segensreicher Tätigkeit im schulischen und vorschulischen Bereich von den kommunistischen Machthabern Rumäniens zerschlagen.
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 18. August 1998
Dienstag, 23. November 2021
Playback – Segen oder Fluch für die Musik?
Nachtrag zu Gedanken nach einem hochklassigen Konzertabend
(BANATER POST, 20.5.1998)
Während der Maler, Bildhauer, Graphiker, Photograph sein Werk dem Publikum und der Kritik in vollendeter Form vorstellt, ist der Komponist auf die Mittlerrolle des Musikers angewiesen. Aus dieser Konstellation erwächst dem Musiker eine doppelte Verantwortung. Er muß dem Zuhörer die geistige Botschaft des Komponisten übermitteln und er soll und will in der Ausführung dieses Auftrages mit seinen künstlerischen Fähigkeiten auch brillieren. Hier dürfen rein künstlerischer und menschlicher Ehrgeiz bereits fröhliche Urstände feiern, denn bei allen Verpflichtungen gegenüber dem Tondichter oder Arrangeur bleiben für den Interpreten große gestalterische Freiheiten erhalten. Der Jazz im Allgemeinen und der Free Jazz im Besonderen beruhen sogar auf der uneingeschränkten Phantasie des künstlerischen Augenblicks.
Nun ist es aber so, daß Musik im Unterschied zu anderen Künsten eine unendliche Genesis darstellt. Ein Bild von Stefan Jäger ist morgen noch immer das gleiche Bild wie heute. Ein Lied, meinetwegen von Emmerich Bartzer, entsteht vom ersten bis zum letzten Ton immer wieder aufs neue, wenn ein Chor es vorträgt, und keiner der Liedvorträge wird mit einer der vorausgegangenen Aufführungen in Rhythmus und Dynamik hundertprozentig identisch sein. Sergiu Celibidache hat diese Besonderheit der Kunst „Musik“ in ganz besonderer Weise gepflegt, und die CHICAGO SUN TIMES schrieb vor neun Jahren Folgendes dazu: „Die Absicht Celibidaches beim Musizieren ist eine völlig andere als die sehr häufig übliche. Nicht (subjektive) 'Interpretation', Glanz, Effekt, Tempo, Spannung als Selbstzweck, technische Perfektion, modernistische Glätte und Ähnliches sind für ihn von Bedeutung, sondern das Entstehenlassen von Musik aus den Bedingungen des Komponisten.“
In diese Darstellung scheint nur die (subjektive) „Interpretation“ nicht recht hineinzupassen, denn der Kunstgenuß eines Musikstückes hängt sehr stark von der Darbietungsweise des Orchesters und der Solisten ab, was die Musizierenden letztendlich auf die gleiche Stufe mit den Kunstschöpfern (Literaten, bildende Künstler, Kompositeure) stellt und sie gleichzeitig zu darstellenden Künstlern (Schauspieler, Ballerini) werden lässt. Der Musiker erlebt die Rezeption seiner Kunst so viel intensiver als die Künstler anderer Bereiche, spürt er doch während seines ganzen Schaffens den Atem des Publikums. Sein Ehrgeiz, allen Anforderungen gerecht zu werden, ist dadurch legitimiert und … führt manchmal zu Übertreibungen.
Eine dieser Übertreibungen – man darf sie getrost als falschen Ehrgeiz apostrophieren – ist der Mißbrauch technischer Hilfsmittel in der Musik schlechthin. Natürlich wäre es völlig falsch, wenn Musiker sich dem technischen Fortschritt in ihrer Sparte verschließen würden. Welcher Musikliebhaber wird heute schon etwas gegen eine Verstärkeranlage haben (solange man mit ihrer Lautstärke kein Schindluder treibt) oder gegen ein Keyboard (sofern es nicht zu einem Kassettenabspuler degradiert wird)? Auch wenn Sänger und Instrumentalsolisten heute dem Rationalisierungsgeist unserer Zeit Tribut zahlen und immer häufiger mit einer Backgroundkassette im Gepäck als in Begleitung eines Orchesters durch die Lande reisen, geht das noch in Ordnung, denn ändern müssen wir uns alle, und zwar immer schneller.
Stellen Sänger/innen und Instrumentalisten sich aber auf eine Bühne und täuschen dem Publikum Gesang und Spiel hinter abgeschalteten Mikrophonen vor, dann ist das schlicht und einfach Betrug, Betrug am Publikum, Betrug am Komponisten, Betrug an der eigenen Stimme oder dem Instrument und nicht zuletzt Betrug (oder Zweifel?) an den eigenen künstlerischen Fähigkeiten. Allerdings sind oft äußere, wettbewerbsbedingte Faktoren die Initialzünder solch peinlicher Playbackdarbietungen, aber die Entscheidung, daran teilzunehmen oder nicht, liegt letztendlich immer noch beim Künstler und wird dadurch zur Charaktersache.
Ein verpatzter Einsatz, eine Rhythmusschwankung, eine schlechte Akustik und vieles mehr sind, selbst wenn sie im ungünstigsten Fall alle zusammentreffen, weit weniger anstößig als ein sich hinter einem toten Mikrophon verbiegender, „hoch eingeschätzter“ Musiker, der bei diesen Verrenkungskunststücken keinen einzigen Ton in sein Instrument bläst, zumindest für das Publikum nicht hörbar, weil sein Solopart vom Band kommt. Daß der gute Mann die aus den Lautsprechern kommenden Töne in einem Studio selbst eingespielt hat, mindert die Lächerlichkeit eines solchen Auftritts in keiner Weise. Man muß nämlich ganz klar zwischen Konzertaufführungen und Studioaufnahmen unterscheiden. Wer ab und zu einen Blick in die Feuilletonblätter unserer großen Zeitungen und Zeitschriften (DER SPIEGEL, DIE ZEIT, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, FAZ u. a.) wirft, wird schnell erkennen, daß die Kritik sich in diesen Fällen nach grundverschiedenen Wertkriterien richtet.
Man stelle sich vor, solche „Künstler“, die ohne jedwede Scheu in der Öffentlichkeit zum totalen Playback greifen, sind in der Ausübung ihres Berufes oder nebenberuflich auch noch Pädagogen, also Musikerzieher, die durch ihr persönliches Beispiel ihren Schülern diese verheerende, selbstverachtende Erfolgsphilosophie vermitteln. In diesem Stadium bekommt das Playbacksyndrom bereits katastrophale Auswirkungen auf die Kunsterziehung unserer Kinder.
Playback ist zu allen nur denkbaren Unterhaltungszwecken von der Mini-Playback-Show (sofern sie nichts mit dem Ehrgeiz geltungssüchtiger Eltern zu tun hat) bis zur Faschingsgaudi einsetzbar. Wer dieses Verfahren aber zum Vortäuschen von musikalischen Vorträgen mißbraucht, macht sich als Musiker unglaubwürdig.
Vielleicht gibt gerade die Jugend den Weg vor, den die Musiker (auch schon etablierte) in Zukunft beschreiten sollten, um in ihrer Erfolgsgeilheit ihre von Gott geschenkte Kunstseele vor dem Technikteufel zu retten. Der Musikszenekritiker Karl Leitner schrieb zur Veröffentlichung eines Live-Albums der Ingolstädter Rock‘n-Roll-Band Lazy Bones: „Klar ist wie so oft, daß keine Tonaufnahme eine Bühnenshow ersetzen kann. […] Die Band brachte sogar den Mut auf, nachträglich auf Korrekturen zu verzichten, kleine Unzulänglichkeiten bewußt nicht wegzuretuschieren. Womit man also einen unverfälschten Blick auf die Bühnenqualitäten der Band werfen kann.“ Bedenkt man, daß Suzanne Vega in Karlsruhe 25.000 Menschen nur mit ihrer phantastischen Stimme, ohne jegliche Musikbegleitung – ihre Band hatte die Bühne schon verlassen -, zu gänsehautfördernden A-cappella-Gesängen mitriß, dann steht plötzlich sogar die Müßigkeit des Themas Playback im Raum. Daß es manchmal aber doch einen Sinn hat, über unsinniges Verhalten nachzudenken, mag seine Begründung in einem Satz Stefan Heyms finden: „Ich glaube, daß nichts so bleibt, wie es ist, und daß wir über die Richtung, in die sich das Ganze bewegt, mitentscheiden.“ So ähnlich wird auch der Philosoph und Musiker Theodor W. Adorno gedacht haben, als er in einer „Stellung zur Ästhetik der Neuen Musik“ die auch zu unserem Emotionen schürenden Playback so passenden Feststellungen machte: „Selbst unter denen, welche die Neue Musik einmal führten, war mehr als einer nicht ganz dem eigenen Avantgardismus gewachsen, lebte geistig gewissermaßen über seine Verhältnisse. Die Naivität des Fachmusikers, der sein Metier besorgt, ohne an der Bewegung des objektiven Geistes recht teilzuhaben, ist dafür mitverantwortlich. […] Ihre musikalische Erfahrung ist nicht frei vom Moment der Ungleichzeitigkeit. Sobald sie (die Fachmusiker) einmal von dem Unerreichten der vergangenen Musik betroffen werden, kapitulieren insbesondere die, welche dem Neuen unbedenklich sich überließen, weil sie vom Alten zu wenig wußten.“ Harte, aber bestimmt nachdenkenswerte Worte.
Was für die überwiegende Mehrheit unserer aus dem Banat stammenden Musiker und besonders Musikpädagogen kennzeichnend bleibt, ist ihre Standhaftigkeit und ihre Treue zur Wiedergabe und Vermittlung der wahren, unverfälschten Musik. Nachdem ich mal in einer Konzertbesprechung das Wort „Musikepoche“ gebrauchte (DONAUKURIER, 3. Juli 1998), klärte mich prompt einer dieser von mir sehr geschätzten Banater Musiklehrer auf, daß der Terminus „Musikstil“ aus Definitionsgründen an der betreffenden Textstelle angebrachter wäre; hervorragende Stichworte, die mir zur Niederschrift meiner Hoffnung verhelfen, daß ein mieser Playbackstil sich nie und nimmer zum Markenzeichen einer ganzen Musikepoche entwickeln wird.
Den Totalplaybackvirtuosen aller Musikrichtungen sei zum Schluß noch folgender Rat des Jazz-Essayisten Joachim Ernst Berendt mit auf den Weg gegeben: „Wichtiger als das Reden und Schreiben über Jazz ist das Hören von Jazz (und wiederum wichtiger als dieses ist das Jazz-Spielen!)“
aus BANATER POST, 20.August 1998
Dienstag, 21. September 2021
Rumäniendeutsche längst integriert
Von einem „neuen Trend“ zur „Rückkehr nach Rumänien“ wird man nie reden können, denn die aus diesem Land kommenden Volksgruppen haben in den letzten zehn Jahren einen so rasanten Integrationsprozeß durchgemacht, daß selbst die heute Vierzigjährigen sich nur noch zaghaft zu ihren ursprünglichen Volksgruppenmerkmalen, die in Tradition und Tracht immerhin einige interessante Elemente aufzuweisen haben, bekennen. Die Integrationsbemühungen vieler Rumäniendeutscher mündeten in jeweils individuelle Assimilationsprozesse, die sie dazu bewogen, ihren landsmannschaftlichen Organisationen fernzubleiben. Sie sind längst im deutschen Volk spurlos verschwunden und ihre Kinder haben überhaupt keinen Bezug mehr zu Siebenbürgen und dem Banat. Mitschuldig an dieser Situation ist zweifellos auch das bestimmt nicht im Sinne Jahwes gemeinte Kainszeichen, mit dem Politiker die Aussiedler in Wahlkampfzeiten regelmäßig beglücken.
Zum anderen wären die Eigentumsrechte Rückkehrwilliger nicht ohne neues Unrecht zu erlangen, wohnen doch in ihren Dörfern längst andere Menschen, die sich jetzt dort heimisch fühlen. Viel besser wäre es, das leidige Thema zu vergessen, erweckt man damit doch sowieso nur falsche Hoffnungen hierzulande.
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 17. Juli 1998
Dienstag, 16. März 2021
Erster TV-Auftritt im Jahre 1989
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Anton Potche
Dienstag, 17. November 2020
Zweifel an eigener Muttersprache
Zum Artikel Vom Nonnenkloster zum Jungfernzwinger in der Ausgabe vom 20./21. Dezember:
Das Anliegen dieses Barockdichters ist und muß zeitlos bleiben, wenn Völker auch in Zukunft ihre jeweils eigene Sprache als Kulturgut bewahren wollen. Daß ein Kämpfer für die Reinheit einer Sprache nicht gleich ein engstirniger Geselle sein muß, zeigt uns ebenfalls das Beispiel Martin Opitz. Der Dichter hat seinen Lehrauftrag im siebenbürgischen Weissenburg (heute Alba Iulia) dazu benutzt, ein anderes Volk, nämlich das rumänische, kennenzulernen.
Auch das verschollene und bei Forschern um seines Gattungscharakters umstrittene Werk Dacia antiqua – vielleicht sogar eine Geschichte Dakiens – ist ein Beleg dafür, daß ein leidenschaftlicher Verfechter des ungetrübten Gebrauchs der eigenen Muttersprache weit und fruchtbar über den eigenen Tellerrand blicken kann. Für uns bedeutet das, Fremdwörter ja, aber mit Augenmaß, und für unsere Wirtschaft könnte die aus dem Leben und Wirken des Martin Opitz gewonnene Erkenntnis lauten: Erfolgreich globales Handeln muß nicht unbedingt mit dem Import von zeitgeistträchtigen und kurzlebigen Fremdwörtern – je exotischer desto besser – einhergehen.
Dienstag, 6. Oktober 2020
Machterhalt stört soziale Stabilität
Wenn man die rumänischen Verhältnisse verfolgt, kann man sich nur schwer des Eindrucks eines sozialen Chaos in diesem Land erwehren, und das trotz einer gewissen politischen Stabilität. Jeder gegen jeden, oft ohne klar erkennbare Gründe, aber immer mit erahnbaren Zielen: Es geht ums Erhalten von Macht und materiellen Vorteilen. Man wird dabei das ungute Gefühl nicht los, daß noch immer die dunklen Mächte der kommunistischen Vergangenheit gut getarnt ihr Unwesen treiben. Diese Atmosphäre setzt in den Menschen Selbsterhaltungstriebe frei, die jedwede gesetzlichen Schranken ignorieren.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 18. November 1997