Die rumänische Regierung hat
seit ihrem Amtsantritt im November 1996 einen wahren Marathonlauf mit
dem erklärten Ziel „Nato-Beitritt“ gestartet, an dem sich selbst
der in der Schweiz lebende Exkönig Mihai I. beteiligte. Jetzt
scheint die Clinton-Administration den für die Rumänen angeblich so
erstrebenswerten Zieleinlauf in die (weite?) Ferne gerückt zu haben.
Das große Lamento ist ob dieser Entscheidung Washingtons, in der
ersten Nato-Erweiterungsrunde nur Polen, Ungarn und Tschechien
aufzunehmen, in Bukarest allerdings nicht ausgebrochen.
Warum dann die fieberhaften
diplomatischen Bemühungen der Regierung? Das Land ist politisch
stabil, eine Kriegsgefahr ist nicht erkennbar, und auch beim
serbischen Nachbarn scheinen die Gemüter sich langsam zu beruhigen.
Eine Aufnahme in die Nato käme
einer internationalen Anerkennung der Reformbestrebungen dieser
Regierung gleich, die den von Altkommunisten und Nationalisten
dominierten Reformgegnern den letzten Wind aus den Segeln nehmen
würde. Aber die Regierung von Ciorbea hat trotz allem bereits
von ihrer Nato-Kampagne profitiert. Die für Rumänien sehr wichtigen
Nachbarschaftsverträge mit Ungarn und der Ukraine und die
unmittelbar damit verbundene Entschärfung der nationalen Probleme
des Landes wären ohne das Ziel „Nato-Beitritt“ so schnell nicht
erreicht worden.
Zumindest befremdend mutet
allerdings die Haltung der Bundesregierung zum Beitrittswunsch
Rumäniens an. Während Frankreich, Italien und andere Nato-Partner
sich klar für einen Beitritt Rumäniens in der ersten Runde der
Nato-Erweiterung aussprachen, warteten Bundesaußenminister Klaus
Kinkel und Bundeskanzler Helmut Kohl mit unbeholfenen
Sympathiebekundungen auf. Dabei rühmt man sich, als erster westlich
vom Eisernen Vorhang gelegener Staat diplomatische Beziehungen mit
Rumänien aufgenommen zu haben. Wohlgemerkt, das war damals (1967)
das Rumänien Ceaușescus.
Die junge, christlich-demokratisch gesinnte Regierung in
Bukarest läßt man heute im Regen stehen.
Anton
Potche
aus DONAUKURIER,
Ingolstadt, 24. Juni 1997
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