Zum Bericht „Erleichterung über Frieden zwischen
Autokonzernen“ vom 11./12. Januar:
Woher so viel Blauäugigkeit in dieser Republik? Glauben die
Herren Schröder, Rexrodt und Zwickel wirklich, dass durch den Milliardendeal zwischen VW
und GM
bei den deutschen Autozulieferern und sogar in den Werken des VW-Konzerns
keine Arbeitsplätze gefährdet sind, oder wurde die moralische Meßlatte für
Entscheidungsprozesse in deutschen Konzernzentralen bereits so weit abgesenkt,
dass es auf ein paar Arbeitslose mehr oder weniger sowieso nicht mehr ankommt?
In der Beurteilung dieses merkwürdigen Schuld- und
Sühne-Pakts scheint sich eine tiefe Kluft zwischen den im Scheinwerferlicht und
auf dem Börsenparkett erkannten „Erleichterungen“ und den an vielen
Fließbändern empfundenen, teilweise nur im Flüsterton artikulierten und von den
Medien kaum registrierten Sorgen aufzutun. Die wirklichen, meist schweißbedeckten
Schmiedegesellen der oft bis zum Überdruß bemühten Wertschöpfungskette in der
deutschen Automobilindustrie wissen längst, daß Arbeitsplätze still und
heimlich sterben, nämlich dann, wenn Kameras und Bleistifte schon vom Tatort
verschwunden sind.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 21. Januar 1997
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