Dienstag, 19. Februar 2019

Bitterkeit verhindert Befriedung Europas

Zum Leitartikel „Der Zorn, der isoliert“ vom 14. Dezember:
Immer wieder führen überholte Standpunkte einzelner Landsmannschaftsfunktionäre bezüglich der aktuellen Aussöhnungspolitik der Bundesregierung mit Tschechien in den deutschen Medien zu einer Kollektivschelte aller Vertriebenen. Viele Journalisten übersehen bewusst oder aus Unwissenheit, daß dem Bund der Vertriebenen (BdV) sage und schreibe 20 Landsmannschaften angehören – nicht nur die Sudetendeutsche LM -, die Vertriebene, Flüchtlinge des Zweiten Weltkrieges und Aussiedler aus aller Herren Länder Ost- und Südosteuropas vertreten.
Viele Funktionäre dieser Landsmannschaften pflegen konstruktive Kontakte zu den Regierungen ihrer Herkunftsländer, die durchaus im Sinne deutscher Außenpolitik als Brücken zu den Staaten des ehemaligen Ostblocks verstanden werden können. Obwohl zum Beispiel die Deutschen in Rumänien kurz nach dem Krieg deportiert, enteignet und später vom Ceaușescu-Regime als Devisenquelle mißbraucht wurden, überwanden die Vorstände der rumäniendeutschen Landsmannschaften ihre Abneigung gegen den immerhin kommunistisch gefärbten Ex-Präsidenten Rumäniens, Ion Iliescu, und verhandelten mit ihm in München im Sommer dieses Jahres. Dafür haben sie bestimmt nicht von allen ihren Landsleuten nur Lob erhalten.
Diese Männer sind aber der Meinung, daß man geschehenes Unrecht zwar nie vergessen, aber auch nicht als Quelle ewiger Verbitterung verinnerlichen soll. Nur mit dieser Einstellung wird eine endgültige geistige Befriedung Europas gelingen.
Anton Potche

aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 
20. Dezember 1996

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