Zum Leitartikel „Der Zorn, der isoliert“ vom 14. Dezember:
Immer wieder führen überholte Standpunkte einzelner
Landsmannschaftsfunktionäre bezüglich der aktuellen Aussöhnungspolitik der
Bundesregierung mit Tschechien in den deutschen Medien zu einer
Kollektivschelte aller Vertriebenen. Viele Journalisten übersehen bewusst oder
aus Unwissenheit, daß dem Bund der Vertriebenen (BdV) sage und schreibe 20
Landsmannschaften angehören – nicht nur die Sudetendeutsche LM -, die
Vertriebene, Flüchtlinge des Zweiten Weltkrieges und Aussiedler aus aller
Herren Länder Ost- und Südosteuropas vertreten.
Viele Funktionäre dieser Landsmannschaften pflegen
konstruktive Kontakte zu den Regierungen ihrer Herkunftsländer, die durchaus im
Sinne deutscher Außenpolitik als Brücken zu den Staaten des ehemaligen
Ostblocks verstanden werden können. Obwohl zum Beispiel die Deutschen in
Rumänien kurz nach dem Krieg deportiert, enteignet und später vom
Ceaușescu-Regime als Devisenquelle mißbraucht wurden, überwanden die Vorstände
der rumäniendeutschen Landsmannschaften ihre Abneigung gegen den immerhin
kommunistisch gefärbten Ex-Präsidenten Rumäniens, Ion Iliescu, und verhandelten mit ihm in München im Sommer dieses
Jahres. Dafür haben sie bestimmt nicht von allen ihren Landsleuten nur Lob
erhalten.
Diese Männer sind aber der Meinung, daß man geschehenes
Unrecht zwar nie vergessen, aber auch nicht als Quelle ewiger Verbitterung
verinnerlichen soll. Nur mit dieser Einstellung wird eine endgültige geistige
Befriedung Europas gelingen.
Anton Potche
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