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Artikel BDI: IG-Metall-Forderung, „verheerendes Signal“
in der Ausgabe vom 11. Oktober:
Es
gibt in der Metallindustrie trotz aller Automatisierung nach wie vor
Arbeitsplätze, die den Menschen physisch extrem belasten. Ein
Arbeiter, der tagein, tagaus das wohl unwiderlegbar wichtigste Glied
der Wertschöpfungskette eines Produktes schmiedet, kann beim
Zwickel-Vorstoß zur 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich nur
dankbar aufatmen, auch wenn er selbst vielleicht nicht mehr in deren
Genuss kommt.
Sein
Dankbarkeitsgefühl an diese Vision entspringt dem Schweiß, seinen
schmerzenden Gliedern, lädierten Bandscheiben und nicht zuletzt dem
demütigenden gesellschaftlichen Image seiner oft als an der
untersten Stelle menschlicher Würde empfundenen Arbeit. Es ist
wahrscheinlich für selbst nicht betroffene Menschen kaum
nachvollziehbar, welche selbstzerstörerischen Kräfte von im Laufe
eines Arbeitsalltages angehäuften Frustrationen hervorgerufen werden
können. Demotivation, Depression und nicht selten die Flucht in eine
Sucht (meist Alkohol) sind die Folgen. Das alles natürlich unter für
Außenstehende unvorstellbaren Zeit- und Stückzahlvorgaben!
Was
in den Augen eines Präsidenten des BDI ein „verheerendes Signal“
ist, muss leider von vielen arbeitenden (schuftenden!) Menschen als
Rettungsanker empfunden werden. Wer von ihnen eine ökonomisch
ausgewogene Ratio erwartet und den IG-Metall-Beschluss als
„egoistisch“ apostrophiert, trägt blanken Zynismus zur Schau,
der offenlegt, wie weit sich die Gräben zwischen den gewerblich
tätigen Menschen
und den Vorgebern und Verwaltern der Arbeit aufgetan haben.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 26. Oktober 1999
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