Zum Artikel Chefetagen
deutscher Unternehmer müssen internationaler werden, in der Ausgabe vom
30./31. März 1996:
Fremde, oft exotisch klingende Namen in deutschen Chefetagen
erleichtern zweifelsohne die angestrebte Internationalisierung der Konzerne.
Sie vereinfachen aber vor allem die Verlagerung der hier in Jahrzehnten
gewachsenen Arbeit. Diesen fremden Managern fehlt die Bodenständigkeit
einheimischer Führungskräfte. Standortvor- oder –nachteile können sich nach
ihrem Wirtschaftsverständnis ohne Appell ans eigene Gewissen in leblosen
Zahlen, sogenannten Wirtschaftsfaktoren, ausdrücken lassen. Schon wegen einigen
Millionen Mark – bei Milliardenumsätzen ist das eine in ihrer Bedeutung oft
relativierbare Größe – werden Tausende von Arbeitsplätzen einfach gestrichen.
Das ist leichter zu bewerkstelligen, wenn man für die Menschenschicksale, die
sich hinter diesen Produktionsverlagerungen verbergen, persönlich nichts
empfindet.
Durch diese Personalentwicklung in den Konzernzentralen
werden auch schon die Weichen für die Zukunft gestellt. Sollte zum Beispiel
eines Tages der Standort Ungarn zu teuer werden, kann man mit einer von
Moralprinzipien unbelasteten Managercrew im Handumdrehen ein Stückchen weiter
nach Osten oder auf einen anderen Kontinent ziehen. Was zurückbleibt ist immer
das gleiche Elendsbild, ganz gleich ob hier oder anderswo: Menschen in Angst um
ihre Zukunft.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 4./5.
April 1996
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