Dienstag, 12. November 2024

Baron Béla Ambrózy †. (2)

 Temesvár, 19. Jänner.
Noch steht die Temesvárer Gesellschaft unter dem Eindrucke der Todesnachricht Baron Béla Ambrózy‘s, des hervorragenden Kämpen des Liberalismus im Temeser Komitate. Als Politiker, als reges Mitglied des Temeser Munizipalausschusses, als Förderer des wirthschaftlichen Lebens hatte Baron Béla Ambrózy bedeutende Erfolge aufzuweisen – die größten jedoch als Imker, da er unzweifelhaft der Begründer der ungarischen Bienenzucht gewesen, in deren Interesse er im Jahre 1896 sein epochales Werk A méh herausgab. Auch die letzten Monate seines Lebens widmete er dieser Lieblingsidee: der Zusammenstellung der dritten Auflage seines Werkes. Mit welcher Liebe er an der Idee der Bienenzucht hing, beweisen folgende Zitate aus seinem Werke.
In der ersten Auflage sagt er im Vorworte: „[…] Jawohl, ich schulde der kleinen Biene großen Dank und um einen kleinen Theil meines Dankes abzustatten, verkünde ich laut das Wort: haltet Bienen.“
Im Vorworte der zweiten Auflage: „[…] Meinen mit festem Willen gefaßten Entschluß, daß Ungarns Bienenzucht auf jene Höhe gehoben werde, von welcher keine Konkurrenz sie mehr verdrängen kann, suchte ich mit unerschütterlicher Ausdauer und zäher Arbeitslust zu verwirklichen.“
Im Vorworte der in Vorbereitung begriffenen dritten Auflage: „Ich habe mich neuerdings zu dem schweren Werke entschlossen, wenn auch meine 72 Jahre den Mangel der Elastizität der Jugendkraft verspüren. Aber auch jetzt empfehle ich mich der Huld des Allmächtigen, der mich auch bisher niemals verlassen. Ich greife daher mit Vertrauen zur Feder, weil eine geheime Stimme mir zuflüstert, daß es meine Pflicht ist.“
In diesen wenigen Zeilen schon spricht sich der ganze Ambrózy mit seinem festen Pflichtgefühl, mit seiner Arbeitslust und Arbeitsverehrung, mit seinem Bestreben, den Menschen nützlich zu sein, aus. 
* * *
Die Trauerkundgebung der Gemeinde Temes=Gyarmatha.

Die Gemeinde-Repräsentanz der Gemeinde Temes=Gyarmatha hat noch gestern über die Modalitäten der Theilnahme an der Leichenfeier beschlossen. 
Ueber Antrag des verdienstvollen Gemeindenotärs Johann Szánthó wurden die Verdienste des Verewigten im Protokolle verewigt, der trauernden Familie das Beileid ausgesprochen und wird an dem Begräbnis die Gemeinderepräsentanz korporativ theilnehmen.
Baron Béla Ambrózy war einer der eifrigsten Gemeinderepräsentanten (Virilist), und interessierte sich selbst für die kleinsten Angelegenheiten. Vor drei Jahren, gelegentlich seines 70. Geburtsfestes, wurde Baron Béla Ambrózy in Anbetracht seiner Verdienste überdies zum Ehrenbürger der Gemeinde erwählt.
Außer dem Gemeindekörper wird auch das Schützenkorps mit seiner Musikkapelle, sowie die Ortsfeuerwehr ebenfalls mit ihrer Musikkapelle korporativ an dem Begräbniß theilnehmen.
Die Bevölkerung der Gemeinde Temesgyarmatha bekundet übrigens im Allgemeinen eine rege Theilnahme. Den ganzen Tag über pilgern Männer und Frauen, jung und alt, zu der Bahre des Verewigten, um dort mit einem Gebete von dem Verklärten Abschied zu nehmen.
Kondolenzen.
[...]
Die Schleifen der bisher eingelangten Kränze tragen folgende Aufschriften: […], „Letzter Gruß – Leni“, […], „Die Offiziere und Militärbeamten der Garnison Temesvár – Ihrem sehr verehrten Kameraden“, […], „A mi jó elnökünknek – Temesgyarmathai takarék és hitelegylet“, „Jó kegyuramnak – Demele Ferencz“, „Tisztelt tagtársunknak – Temesgyarmathai gazdakör“, „Tiszteletbeli elnökünknek – Temesgyarmathei tüzoltóság“, „Tisztelet jeléül – Temesgyarmatha községe“, […].
Die Trauer des Rothe Kreuz=Vereines.
[…]
Die Beerdigung.
[...]

aus TEMESVÁRER ZEITUNG, Temesvár, 20. Jänner 1911


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