Temesvár,
19. Jänner.
Noch
steht die Temesvárer Gesellschaft unter dem Eindrucke der
Todesnachricht Baron Béla Ambrózy‘s,
des hervorragenden Kämpen des Liberalismus im Temeser Komitate. Als
Politiker, als reges Mitglied des Temeser Munizipalausschusses, als
Förderer des wirthschaftlichen Lebens hatte Baron Béla Ambrózy
bedeutende Erfolge aufzuweisen – die größten jedoch als Imker, da
er unzweifelhaft der Begründer der ungarischen Bienenzucht gewesen,
in deren Interesse er im Jahre 1896 sein epochales Werk A
méh herausgab. Auch die
letzten Monate seines Lebens widmete er dieser Lieblingsidee: der
Zusammenstellung der dritten Auflage seines Werkes. Mit welcher Liebe
er an der Idee der Bienenzucht hing,
beweisen folgende Zitate aus seinem Werke.
In
der ersten Auflage sagt er im Vorworte: „[…] Jawohl, ich schulde
der kleinen Biene großen Dank und um einen kleinen Theil meines
Dankes abzustatten, verkünde ich laut das Wort: haltet Bienen.“
Im
Vorworte der zweiten Auflage: „[…] Meinen mit festem Willen
gefaßten Entschluß, daß Ungarns Bienenzucht auf jene Höhe gehoben
werde, von welcher keine
Konkurrenz sie mehr verdrängen kann, suchte ich mit
unerschütterlicher Ausdauer und zäher Arbeitslust zu
verwirklichen.“
Im
Vorworte der in Vorbereitung begriffenen dritten Auflage: „Ich habe
mich neuerdings zu dem schweren Werke entschlossen, wenn auch meine
72 Jahre den Mangel der Elastizität der Jugendkraft verspüren. Aber
auch jetzt empfehle ich mich der Huld des Allmächtigen, der mich
auch bisher niemals verlassen. Ich greife daher mit Vertrauen zur
Feder, weil eine geheime Stimme mir zuflüstert, daß es meine
Pflicht ist.“
In
diesen wenigen Zeilen schon spricht sich der ganze Ambrózy
mit seinem festen Pflichtgefühl, mit seiner Arbeitslust und
Arbeitsverehrung, mit seinem Bestreben, den Menschen nützlich zu
sein, aus.
*
* *
Die
Trauerkundgebung der Gemeinde Temes=Gyarmatha.
Die
Gemeinde-Repräsentanz der Gemeinde Temes=Gyarmatha hat noch gestern
über die Modalitäten der Theilnahme an der Leichenfeier
beschlossen.
Ueber
Antrag des verdienstvollen Gemeindenotärs Johann Szánthó
wurden die Verdienste des Verewigten im Protokolle verewigt, der
trauernden Familie das Beileid ausgesprochen und wird an dem
Begräbnis die Gemeinderepräsentanz korporativ theilnehmen.
Baron
Béla Ambrózy war einer der eifrigsten Gemeinderepräsentanten
(Virilist), und interessierte sich selbst für die kleinsten
Angelegenheiten. Vor drei Jahren, gelegentlich seines 70.
Geburtsfestes, wurde Baron Béla Ambrózy in Anbetracht seiner
Verdienste überdies zum Ehrenbürger der Gemeinde erwählt.
Außer
dem Gemeindekörper wird auch das Schützenkorps mit
seiner Musikkapelle, sowie die Ortsfeuerwehr ebenfalls
mit ihrer Musikkapelle korporativ
an dem Begräbniß theilnehmen.
Die
Bevölkerung der Gemeinde Temesgyarmatha bekundet übrigens im
Allgemeinen eine rege Theilnahme. Den ganzen Tag über pilgern Männer
und Frauen, jung und alt, zu der Bahre des Verewigten, um dort mit
einem Gebete von dem Verklärten Abschied zu nehmen.
Kondolenzen.
[...]
Die
Schleifen der bisher eingelangten Kränze tragen folgende
Aufschriften: […], „Letzter Gruß – Leni“,
[…], „Die Offiziere und Militärbeamten der Garnison Temesvár –
Ihrem sehr verehrten Kameraden“, […], „A
mi jó elnökünknek – Temesgyarmathai takarék és hitelegylet“,
„Jó kegyuramnak – Demele Ferencz“,
„Tisztelt tagtársunknak – Temesgyarmathai gazdakör“,
„Tiszteletbeli elnökünknek
– Temesgyarmathei tüzoltóság“, „Tisztelet jeléül –
Temesgyarmatha községe“, […].
Die
Trauer des Rothe Kreuz=Vereines.
[…]
Die
Beerdigung.
[...]
aus TEMESVÁRER ZEITUNG, Temesvár, 20. Jänner 1911
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