Der Jahrmarkter Michael Tritz spielt seit 50 Jahren Flügelhorn und Trompete
Fragt
man nach den wohl bekanntesten Jahrmarkter Familiennamen aus der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, so wird man mit großer
Wahrscheinlichkeit die Namen der Musikerfamilien Kaszner und
Loris hören. Im Zusammenhang mit diesen zwei Namen fällt
aber in Gesprächen von gebürtigen Jahrmarktern auch oft der Name
Tritz.
Umso
erstaunter war ich, dass dieser Name in keiner der acht NBZ-Folgen
Gruß aus Jahrmarkt – Namen, Jahreszahlen und
Ereignisse in der 70-jährigen Geschichte der
Loris-Kapelle von Prof. Hans Speck aus dem Jahre
1978 zu finden ist. Das könnte daran liegen, dass Michael Tritz
zu keinem der Jahrgangsschübe junger Burschen gehörte, die in
Jahrmarkt immer wieder die Reihen der Blaskapellen verjüngten.
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Konzertmeister Michael Tritz (vorne) und die Loris-Kapelle |
In
einem bewegten Banater Musikantenleben gibt es natürlich eine Reihe
von Stationen. Bei Michael Tritz liest sich diese Reihenfolge
so: Loris-Kapelle (1950 bis 1957), Kaszner-Kapelle
(1957 bis 1959), Loris-Kapelle (1959 bis 1979),
Guban-Jazz-Band in Temeswar (1964 bis 1970), Original
Donauschwaben in München (1979 bis 1989) und ab 1989
Original Jahrmarkter Musikanten in München. Dazu
gesellt sich natürlich eine lange Liste von Aushilfsgeschäften in
vielen Banater Dorfkapellen.
Der
gelernte Elektriker arbeitete bei UTT (Uzinele Textile Timișoara)
und war immer bestrebt, sich in
seiner Freizeit weiterzubilden.
Von 1962 bis 1964 besuchte er die Școala
de Artă Populară in Temeswar und lernte viel von seinen
Lehrern Bruckner und Covăsala.
Das brachte ihm sogar ein Angebot der Kronstädter
Philharmonie ein.
Wer
nun glaubt, ein ereignisreiches Musikantenleben wäre nach fünfzig
Jahren Blas- und Unterhaltungsmusik (Michael Tritz war in
Jahrmarkt auch ein beliebter Sänger) beendet, der irrt sich
gewaltig. Der seit zwei Jahren in Dachau im Rentnerstand lebende
Michael Tritz denkt überhaupt nicht daran, Flügelhorn und
Trompete an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen. Die Ammertaler,
Harer, Forstenrieder, Erdinger und Siebenbürger Musikanten werden
sich über diese Unermüdlichkeit bestimmt freuen.
Was
würde Michael Tritz auf die Frage nach seinem
bemerkenswertesten Musikanten-Erlebnis wohl antworten? Vielleicht
dieses oder jenes Konzert (in Jahrmarkt waren das die berühmten
Musikantenbälle in der Faschingszeit), eine Hochzeit, eine
Doppelkerweih (Johrmarker Spezialität) erwähnen? Oder war es gar
das Feuer-Blasen, als 1958 die Dorfmühle brannte und der
Feuerwehr-Alarm-Hornist Michael Tritz hieß? Er wird es wissen
und sich in diesen Tagen – bestimmt auch mit Wehmut – an so
manche Stunde mehr oder weniger erbaulichen Musizierens erinnern.
Anton
Potche
aus BANATER POST, München, 5. März 2000
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