Dienstag, 20. September 2022

Das war’s zum Thema "Musik in Jahrmarkt"

Als Sammler kommt man irgendwann an einen Punkt, der das Ende eines Prozesses bedeuten kann. Aber nicht unbedingt muss, denn es kann immer wieder den ein oder anderen Zufall geben, der den Sammler auf ein Stück stoßen lässt, das es in seiner Sammlung noch nicht gibt. Aus dem Jahre 1975 habe ich zum Beispiel keinen einzigen Zeitungsausschnitt zum Thema "Musik in Jahrmarkt" in meinem Ordner gefunden. (Eine Erklärung dafür habe ich heute, nach 47 Jahren nicht mehr.)

An einem solchen Punkt, der nicht unbedingt das Ende einer Sammlung bedeuten muss, bin ich nun angelangt. Mein digitaler Ordner mit dem Label Musik in Jahrmarkt (Banat) / Rumänien (https://anton-potche.blogspot.com/2011/10/inhaltsverzeichnis-musik-in-jahrmarkt.html) ist zwar nicht abgeschlossen, aber ich habe den letzten Zeitungsausschnitt aus meinem Print-Ordner am 30. August 2022 veröffentlicht. Der Text trägt den Titel Jahrmarkt und ist am 11. Februar 1986 in der NEUEN BANATER ZEITUNG in Temeswar erschienen.

Mathias Linz (li.) mit den
letzten Bläsern in Jahrmarkt
im März 1989
Zu dieser Zeit lebte ich schon ein gutes Jahr in Deutschland und hatte die letzten Texte auf dem Postweg aus Jahrmarkt bekommen. In Jahrmarkt wurde aber noch weiter Blasmusik gespielt. In der von Hans Speck in der Festschrift 100 Jahre Loris-Kapelle (Hg.: Mathias Loris, Osthofen, 2008) veröffentlichten Chronik heißt es zum Schluss: „Ab Oktober 1986 schlossen sich die verbliebenen Musikanten beider Kapellen zusammen und spielten unter der Leitung von Mathias Linz bis August 1989 – die Wallfahrt nach Maria Radna. Danach kam das endgültige ‘Aus‘ für eine 155jährige dokumentarisch belegte Musiktradition. Unser Banat, unser Jahrmarkt, wie wir es erlebten und lebten gibt es nicht mehr. Doch die Erinnerung bleibt – in uns aufgenommen für die Ewigkeit.“

A
Einer der letzten Märsche
Jahrmarkt, 1989
lso das war‘s. Aber nur bezogen auf Jahrmarkt, das  Jahrmarkt der damals deutschen Einwohner. Man könnte  die Geschichte weiterschreiben – über aus diesem Jahrmarkt nach Deutschland ausgewanderte   Musikanten. Einige wurden Musiklehrer, andere gründeten Musikkapellen und wieder andere spielen bis heute in namhaften Blasmusikorchestern und sogar symphonischen Klangkörpern. Und ihre Namen tauchen auch in bundesdeutschen Zeitungen und Zeitschriften auf wie ehemals in den rumäniendeutschen Publikationen.

 „Jahrmarkt gibt es nicht mehr“, schreibt Geschichtslehrer Hans Speck. Aber Giarmata ist geblieben, hat sich seit 1989 weiterentwickelt und hat auch eine Musikkapelle – nur eben keine „Blechmusik“, sondern einen „Taraf“, wie die Rumänen ein kleines Volksmusikorchester nennen.

Anton Potche

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