Das Heimatbuch „Fratelia – ein kostbares Kleinod
Franziska Graf (Hg.): „Fratelia
– 6. Bezirk der Banater Metropole Temeschburg – Eine Erinnerung
an Neu Kischoda und Besenyö-Telep“. Eigenverlag.
Wenn
die Frateliaer am 23. Mai nach Ingolstadt zu ihrem HOG-Treffen
fahren, werden sie der Erinnerung nicht nur in Fleisch und Blut
begegnen, sondern auch in Schrift und Bild. Letztere hat zweifelsohne
den Vorteil, daß man sie nach dem Treffen mit nach Hause nehmen
kann, und so nicht die Erinnerung selbst der Erinnerung überlassen
muß, wie es leider mit den Verwandten, Freunden und Bekannten
zwangsläufig geschieht.
Die
Schrift- und Bilderinnerung an Fratelia liegt jetzt für alle
Interessierten an deutschem Vorstadtleben im Banat vor. Fratelia lebt
in diesem 456-Seiten-Leinenband so weiter, wie die Neu-Kischodaer und
Besenyö-Teleper ihr Dorf und später ihren Stadtteil bis zu ihrer
jeweiligen Aussiedlung kannten.
Nicht
weniger als 48 Mitautoren werden als Schöpfer dieses Buches, das die
Galerie unserer donauschwäbischen Heimatbücher bereichert, von der
Herausgeberin und Redakteurin Franziska Graf genannt. Dieser
Schreiber(innen)reichtum schlägt sich natürlich in der Vielfalt der
Beiträge und besonders in ihrer Originalität – den oft
abwertenden Beigeschmack vergessend, könnte man auch sagen, in ihrer
Volkstümlichkeit – nieder. Es ist eben die persönliche
Handschrift jedes einzelnen, hier zu Wort gekommenen
Erinnerungsträgers, die dieses stattliche Werk zu einem
interessanten Lese- und Bilderbuch macht. Und das Verdienst der
Redakteurin liegt besonders darin, die Ausdrucksformen der
Mitautoren, soweit es sprachlich und grammatikalisch einigermaßen
vertretbar war, unverfälscht in Druck gegeben zu haben.
Franziska
Grafs ehrenamtliches Engagement für ihre Banater Landsleute im
Allgemeinen und für die Ingolstädter, Schager und eben Frateliaer
Banater Schwaben im Besonderen ist längst kein Geheimnis mehr; sehr
wohl ist dies aber die Kraftquelle, aus der diese Frau (geb. 1933 in
Schag) ihre schöpferischen Impulse erhält. In diesem Buch lüftet
Franziska Graf nun dieses Geheimnis in einem spannenden
autobiographischen Beitrag. Daß Gene als Träger einer kreativen
Unruhe an dem unermüdlichen Wirken unserer Landsmännin schuld sind,
mag uns in erster Reihe aufregend erscheinen. Viel wichtiger und
anerkennenswerter sollte uns aber das Ziel ihres unbeugsamen
Aktionismus sein, liegt es doch klar erkennbar in sozialen und
kulturellen Sphären.
Das
vorliegende Heimatbuch ist nur eine der vielen Früchte dieser
segensreichen Unruhe, der Schagerin, Frateliaerin, Temeswarerin,
Ingolstädterin und nicht zuletzt Banater Schwäbin Franziska
Graf, und man darf es getrost auch als Ergänzung zum Heimatbuch
Temeschburg / Temeswar betrachten.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 9. Mai 1999
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