MICHAEL RÜCKERT seit 27 Jahren
Traktorfahrer
"Wenn wir hier zehn
solcher Männer hätten...", sagt uns nachdenklich Dipl.-Ing. Nicu Ion, während
wir an einem sonnigen Maimorgen übers Stoppelfeld in der Nähe Jahrmarkts
stapfen. Am Horizont ein Mähdrescher. Vor uns ein unendliches, goldgelbes
Rapsfeld.
Der Mann kletterte vom
Fahrersitz: Michael Rückert,
Jahrmarkter, seit 27 Jahren in der hiesigen SML tätig. Der Mittvierziger
hat hier 1950 als Traktorist angefangen. "... und bin bis heute
geblieben." Sein Leben ist mit seinem Arbeitsplatz und seiner
Heimatgemeinde eng verbunden. "Den Traktor habe ich immer gemocht,
insbesondere wenn ich mit ihm allein die Felder ackerte und seine Kraft
spürte." Heute sitzt Michael Rückert
am Steuer eines Mähdreschers. Eine Bauernwirtschaft ohne Maschinen kann
er sich kaum noch vorstellen. Auf seine Kombine E 280 ist er stolz wie
früher ein Bauer auf sein Paradepferd. "Das Ding kommt aus der DDR und
funktioniert wie eine Uhr. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht mal
den Schlüssel ansetzen muss. Hauptsache ist, ich weiß wo. Wer sein
Fahrzeug nicht kennt, sollte auch nicht fahren dürfen." Und lächelnd
fügt er hinzu: "Mein Mähdrescher muss so in Ordnung sein wie mein
Flügelhorn."
Und damit ist das
Stichwort für Michael Rückert
gefallen: das Flügelhorn. Seit 30 Jahren stellt er seinen Mann in der
bekannten Jahrmarkter Loris-Kapelle.
Das Flügelhorn gehört zur Familiengeschichte. Schon der Urgroßvater und
der Onkel hatten zeit ihres Lebens nur eine Leidenschaft: das
Flügelhorn. Dem jungen Michael ging
es nicht anders. Von den zahlreichen Erfolgen der
Loris-Kapelle weiß er besonders den ersten Preis zu
schätzen, den man dieser in Bukarest 1972 im Rahmen des Landesfestivals
"Cîntarea României" zusprach. "Die kürzlich
abgeschlossene Siebenbürgentournee war für uns alle ein besonderes
Erlebnis. Eine schöne Erinnerung. Am besten hatte es mir in Neppendorf
gefallen. Die Leute dort haben eine Kapelle, die sich sehen und hören
lassen kann. Viele Neppendörfer sind jetzt unsere Freunde. Sie könnten
doch auch mal zu uns kommen. Das wäre herrlich. Musikanten müssten sich
von Zeit zu Zeit treffen."
Musik hat zwar den Vorrang in
der Freizeit Rückerts, aber: "Zurzeit helfe
ich meinem Vater am Haus, denn Sie wissen ja, der Schwabe, fühlt sich nicht
wohl, wenn er nicht ein bißchen an seinem Haus herumbastelt..."
Rückerts Frau ist im Haushalt beschäftigt. Beide Söhne sind schon
erwachsen. Martin (24) ist als Matrizenschlosser in Jahrmarkt tätig.
Josef besucht die neunte Klasse des Temeswarer Industrielyzeums Nr. 8. "Der
Josef möchte am liebsten den ganzen Tag auf dem Mähdrescher sitzen."
Michael
Rückert gehört in der SML Jahrmarkt zu den Besten. Bereits 1956 bekam
er den Titel eines Bestarbeiters zugesprochen. Ja, wenn es doch mehr dieser
Männer hier gäbe...
Balthasar Waitz
(Die Fotos stammen aus dem Film "Gruß aus Jahrmarkt")
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 12. Mai 1979
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