Gastspielreise der Loris-Kapelle und des
Schubert-Chors - ein einmaliges Erlebnis / Über 2000 Zuschauer bei
vier Konzerten
Die fünftägige
Siebenbürgen-Tournee (28.IV: - 2.V.) der Jahrmarkter
Loris-Kapelle und des
Temeswarer Schubert-Chors führte die 100 Banater
Musikanten und Sänger durch vier stattliche Ortschaften des Kreises
Sibiu: Großau, Neppendorf, Schellenberg und Großscheuern, wo die Gäste
aufs herzlichste empfangen wurden. Den Vorstellungen wohnten über 2000
Zuschauer bei - Jung und Alt füllten die großen Säle und geizten nicht
mit Beifall. Die Banater Gäste hatten für alle etwas bereit von der
schmetternden Marschmusik über die einfühlsam vorgetragene Volksweise,
vom Walzer und Polka bis zum amerikanischen Negro-Song. Die Blaskapelle
spielte unter der Leitung ihres Dirigenten Prof.
Matthias Loris nebst bekannten Walzern und Polkas
anspruchsvolle Vortragsstücke. Sie eröffnete jeweils das Konzert mit dem
Marsch Gruß aus Jahrmarkt, eine Komposition des Begründers der
jetzt 70-jährigen Kapelle, Peter Loris.
Der Chor - der
heute mit einem Festkonzert im Temeswarer Jugendhaus sein 10-jähriges Bestehen
feiert - trug unter Dirigent Prof. Adrian Nucă-
Bartzer sowohl Lieder aus dem klassischen Repertoire als auch Volks- und
volkstümliche Weisen vor. Als Gegenstück zum Eröffnungslied Banater Land,
Heimatland beschloss der Chor seine Darbietung mit Siebenbürgen, Land des
Segens, ein musikalisches Geschenk für das Publikum, das immer wieder
begeistert reagierte. Alle Anwesenden sangen - wie es hier Brauch ist - stehend
die letzten Strophen mit. Besonders beeindruckten der Vortrag der Singgruppe des
Schubert-Chors und die Solo-Einlagen von Walter Berberich und Erich
Denes. Den Dritten Teil des dreistündigen Programms bestritten das
Unterhaltungsorchester der Loris-Kapelle
mit seinen Solisten Annemarie Loris, Erna Mathis, Eva und
Matthias Stefan,
Peter Pfeifer, Hans Eichinger und
Niki Seibert.
Einen wesentlichen
Beitrag zum Gelingen der Auftritte der Banater Laienkünstler hatte der
unermüdliche Hans Kehrer, der durch seine einfühlsame, humorvolle Ansage
immer wieder eine unmittelbare Verbindung zwischen Bühne und Saal herstellte.
Der als Vetter Matz in Siebenbürgen ebenfalls bekannte Schauspieler und
Schriftsteller bot auch eine Kostprobe banatschwäbischer Mundartlyrik: er trug
das Gedicht die heed von Nikolaus Berwanger vor. Beim geselligen
Zusammensein, das auf die Konzerte folgte, warteten dann die Gastgeber
ihrerseits mit "Kostproben" auf - meist aus dem eigenen Keller. Und man muß
Hans Kehrer zubilligen, der in einem Vergleich Jahrmarkt und die besuchten
Ortschaften gegenüberstellte, wo es hier wie dort gute Musikanten und Handwerker
gibt und wo man sich hier wie dort ebenso darauf versteht, einen guten Tropfen
zu keltern. Es war eine Gelegenheit mehr, dem Zweck der Sache zu dienen und neue
Bekanntschaften zu schließen, Freundschaften anzuknüpfen, Gedanken und
Erfahrungen auszutauschen. Bestes Beispiel dafür war wohl das "Maianspielen" in
Neppendorf, wo die Loris-Kapelle
mit der Ortskapelle am 1. Mai gemeinsam durch die Gassen zogen und manches
Ständchen spielten. Nicht weniger erlebnisreich war der Abstecher der
Chormitglieder nach Michelsberg, wo diese einfach aus Freude am Gesang auf der
"Promenade" einige Lieder für Dorfbewohner und Ausflügler sangen - ein kleines
Wunschkonzert mit dankbarem Publikum. Es hatte sich schnell herumgesprochen, wer
die Sänger sind und bei der Abendveranstaltung in Neppendorf waren auch
Michelsberger zugegen. Es blieb nicht bei einem Abstecher, der Wunsch, Land und
Leute näher kennenzulernen, führte die Banater Gäste ins Kokeltal, wo sie
Frauendorf, die Kirchenburg in Wurmloch und Schässburg besichtigten.
Die aus dem Banat
mit seiner vielbesungenen Heide kommenden Gäste konnten einen Teil Siebenbürgens
mit seinen Burgen, althergebrachten Sitten und Trachten kennenlernen. Und noch
mehr: Sie kamen aus dem heuer besonders kühlen Banater Frühling (wie Hans
Kehrer in der Ansage andeutete) in das sonnige Bergland, mitten in die
Apfelblüte hinein. Und ebenso wie die Natur war auch die Gastfreundschaft -
warmherzig und großzügig. So nimmt es nicht Wunder, dass beiderseits bei jeder
Verabschiedung immer wieder der Wunsch ausgesprochen wurde, derartige
Begegnungen auch in Zukunft nicht nur in Siebenbürgen sondern auch im Banat zu
veranstalten - entsprechend dem Dichterwort: "Wo man singt, da lass dich ruhig
nieder..."
Stimmen aus dem Publikum
Wilhelm Stirner,
36, Musikprofessor am Pädagogischen Lyzeum Sibiu: "Das Repertoire der
Blaskapelle und des Chors ist umfangreich, es enthält für jedes Alter etwas. Die
Blaskapelle hat in Neppendorf die geeignetsten Blasmusikkenner gefunden und sich
bewährt. Die Zusammenstellung der Liederfolge ist gut, vom klassischen bis zum
Volkslied. Der Chor hat in letzter Zeit spürbare Fortschritte gemacht, er hat
Kammerchor-Effekte."
Samuel Beer,
44, stellvertretender Direktor des Pädagogischen Lyzeums Sibiu: "Ich freue mich,
zwei namhafte Banater Laiengruppen gehört zu haben. Hut ab vor Chor und
Blaskapelle! Sie boten ein gediegenes Programm dar, beide sind starke
Klangkörper. Die Mitglieder zeigen viel Begeisterung."
Maria
Gierlich-Gräf, 48, Hausfrau, Großscheuern: "Das Konzert war einzig in seiner
Art. Ich finde keine Worte, um die Leistung der Banater Gäste entsprechend zu
würdigen. Der Chor brachte gepflegte Musik zu Gehör, vom jungen Dirigenten kann
man viel erwarten.
Michael Guist,
29, Professor, Großscheuern: "Die beiden Laiengruppen sind bekannt, doch haben
sie unsere Erwartungen weit übertroffen. Das Konzert bot Anlass zu einem
Erfahrungsaustausch. Wir begrüßen die Initiative, solche Gastspielreisen zu
veranstalten und hoffen, bald zum Gegenbesuch ins Banat zu kommen."
Michael Renten,
55, Vorstand der Großauer Blaskapelle; "Ich habe nur Lob für die Jahrmarkter
Musikanten, ich war schon in der Banater Großgemeinde, kenne die Kapelle und
trotzdem haben die Leute mich angenehm überrascht. Alles bis aufs Kleinste war
ausgefeilt und sauber. Der Chor beeindruckte mich mit seinem Piano und
Pianissimo."
Dipl.-Ing. Edda
Schneider, 36, Sibiu, ehemaliges Schubert-Chor-Mitglied: "Wenn der Chor auch
zahlenmäßig kleiner geworden ist, von der Qualität her ist er im Vergleich zu
vor fünf Jahren merkbar gewachsen. Alles in allem ein ausgewogenes Programm, ein
schönes Erlebnis."
Maria Schuller,
56, Prof. i. R., Großau: "Obzwar das Musikleben bei uns gut entwickelt ist,
können wir uns mit dem, was geboten wurde, nicht vergleichen. Es war ein Ansporn
für uns und wir möchten, dass solche Austausche mehr gefördert werden. Spiel und
Gesang waren gleich gut und die Zuschauer sind begeistert mitgegangen. Das
Repertoire umfaßt Bekanntes, aber auch viel weniger bekannte Stücke - ein Lob
für beide Dirigenten."
Matthias Hubner,
38, Kapellmeister der Neppendorfer Blasmusik: "Ich möchte sagen: großartig -
sauber, genau, und sehr gefühlvoll. Wir wußten einiges von der Jahrmarkter
Loris-Kapelle und auch vom
Schubert-Chor, und wollten sie hören. Was sie geboten haben, war
einmalig. Wir begrüßen den Besuch und würden ihn gerne erwidern."
Redaktion der
Seite: Helmut Menning, Ludwig Klein; Fotos: Wilhelm Lörch
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 8. Mai 1979
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