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Bundestreffen der Banater Blaskapellen und Volksmusikorchester
Ingolstadt, 29. Juni 1991, 10 Uhr. Die Original
Donauschwaben unter der Leitung von Jakob Konschitzky eröffneten mit Jakob
Parzellers Walzer "Erinnerung an Herkulesbad" die zweite
musikalische Veranstaltung der Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in
Bayern. Ließen am Vorabend der Schubertchor und das Banater Kammerorchester die
Spitze der deutschen Musikpyramide des Banats in ihrem vollen Glanz erstrahlen,
so sollte dieses Bundestreffen der Blaskapellen und Volksmusikorchester den
Beweis erbringen, daß die Solidität der Pyramidenbasis, die - wie überall in
der Welt - auch im Banat von der Volks- und volkstümlichen Musik getragen
wurde, nichts von ihrer Schöpfer- und Wiedergabekraft eingebüßt hat.
Zwei Blaskapellen und vier Volksmusikorchester
haben durch ihr hervorragendes Musizieren die Erwartungen der Organisatoren und
der zahlreichen Zuschauer im Festsaal des Stadttheaters weit übertroffen.
Zusammen mit den zum Auftakt blasenden Original Donauschwaben entfachten die
Original Banater Schwabenkapelle (Leitung Mathias Mittler), die Original
Temeschtaler Musikanten (Richard Dobner), die Enztäler Musikanten (Franz
Hoffner), die Rosenkavaliere (Anton Hollich) und die Original
Jahrmarkter Musikanten (Sepp Tritz) ein wahres Feuerwerk altbekannter und
neuer Melodien.
Die Jury, die eigentlich neben ihrer beratenden
Rolle auch einen Preisträger dieser Veranstaltung ermitteln sollte, konnte sich
nach langwieriger Diskussion nicht dazu durchringen, einen "Sieger" zu
küren. Die letztendlich gefundene Lösung, den Original Jahrmarkter Musikanten,
stellvertretend für alle beteiligten Kapellen, eine Belobigungsurkunde
auszuhändigen und Anton Hollichs Rosenkavalieren den Preis des
Kulturreferats der Landsmannschaft zu überreichen, während alle Mitwirkenden
gleichmäßig an dem materiellen Preis beteiligt wurden, zeugt von dem großen
Verantwortungsgefühl, das die Juroren in diese Entscheidung mit eingebracht
haben. Die bekannten Banater Komponisten Josef Schmalz und Franz Watz,
der im In- und Ausland ein sehr gefragter Fachmann für Musikwettbewerbe ist,
sowie der Vorsitzende des Kreises Banater Musiker, Dirigent des Banater
Kammerorchesters und allseits anerkannte Organist Franz Metz haben durch
die Wahrnehmung ihrer Aufgabe als Jurymitglieder bewiesen, daß dem Wirken
unserer aus dem Banat ausgewanderten Musikanten höchste Anerkennung gebührt.
Der Kulturreferent der Landsmannschaft, Manfred Engelmann, stand den
Juroren bei deren Entschlußfassung mit Rat und Tat zur Seite.
Das Interesse des anwesenden Reporters vom
Bayerischen Rundfunk für diese Veranstaltung im allgemeinen und für die
Rosenkavaliere im besonderen erbringt einen weiteren Beweis für die Qualität
der aus dem Banat stammenden Blas- und Volksmusikorchester.
Angenehm viele der zu Gehör gebrachten
Kompositionen und Arrangements stammen aus der Feder Banater Musiker. Während
Namen wie Josef Schmalz und Franz Watz in diesem Zusammenhang
bereits als selbstverständlich empfunden werden, ist es umso
erfreulicher, daß junge Landsleute ihre musikalische Kreativität in Partituren
und Auftritte umsetzen. Namen wie Mathias Mittler, Jakob Konschitzky,
Richard Dobner, Franz Hoffner, Norbert Weber, Franz Ihm,
Horst Schuster, Anton Hollich und Sepp Tritz zeigen, daß
in vielen Kapellen die Weichen für die Zukunft richtig gestellt sind.
Was sich vor den Augen und Ohren der Zuschauer
abspielte, war für Herz und Seele labender Balsam und oft auch Quelle
nostalgischer Erinnerungen. Was sich aber hinter den Kulissen tat, war das
grandiose Spektakel des Wiedersehens von Menschen, die viele Stunden, Tage und
Nächte auf den Bühnen ihrer Banater Dörfer und Städte verbracht haben, um
ihren Landsleuten das Leben zu verschönern, und heute verstreut über ganz
Deutschland durch ihr mitgebrachtes musikalisches Können neue Freundschaften
knüpfen. Das Konkurrenzdenken ist eine Qualität fördernde Notwendigkeit des
Musikgeschäfts, mit für Außenstehende oft schwer verständlichen oder auch
kaum wahrnehmbaren positiven und auch negativen Begleiterscheinungen. Die einmal
geknüpften Freundschaftsbande sind um so inniger und bewegender. In den
Kulissen des Ingolstädter Stadttheaters verloren diese Grundsätze des
Musikbetriebes ihre Konturen. Sie verwischten sich gegenseitig. Das Sich-Treffen
ließ nur mehr den schönen Erinnerungen Raum.
Original Jahrmarkter Musikanten Ltg.: Sepp Tritz (rechts kniend) |
Sechs Kapellen waren die
Botschafter des Musiklebens vieler Banater Dörfer. Ihre Mitglieder
stammen aus Blumenthal, Bakowa, Betschkerek, Glogowatz, Jahrmarkt,
Johannisfeld, Königshof, Lowrin, Neupetsch, Schanderhaas und Wetschhausen.
Aber auch Musikanten aus Siebenbürgen, Baden-Württemberg und Bayern
waren mit von der Partie.
"Musik kennt keine Grenzen." Der
Ausspruch ist zwar sehr strapaziert, bewährt sich aber immer wieder und
ließ auch bei dieser Veranstaltung drohende Wolken am heiteren Himmel der
Töne gewitterlos vorbeiziehen. Pannen? Wie könnten sie bei einer
Veranstaltung solcher Ausmaße fehlen? Die Original Jahrmarkter Musikanten
standen kurz vor ihrem Auftritt und ihr Schlagzeuger stand irgendwo im
Stau auf der A 9. Trotzdem keine Hektik, denn der Schlagzeuger der
Enztäler Musikanten stand schon Gewehr (Trommel) bei Fuß, nicht nur,
weil er in Jahrmarkt sein Musikhandwerk erlernt hat.
Es sind schon wackere Kerle, diese Musikanten.
Die Disziplin, die sie an den Tag legten, war beeindruckend. Bühne rauf, Bühne
runter, Standkonzerte, Aufmarsch, Kundgebung, Gottesdienst und dazu noch eine
abendfüllende Tanz- und Musikdarbietung. Und immer wieder musikalische
Höchstleistungen. Sie haben durch ihren bestechenden Teamgeist, ihre Offenheit
und ihre bemerkenswerte Flexibilität das 1. Bundestreffen der Banater
Blaskapellen und Volksmusikorchester zu einem wahren Musikfest gemacht und haben
so einen wesentlichen Beitrag zum guten gelingen der Kultur- und Heimattage der
Banater Schwaben in Bayern geleistet. Dafür gebührt ihnen allen höchste
Anerkennung und der besondere Dank der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
In den folgenden Ausgaben unserer Zeitung werden
wir alle teilnehmenden Kapellen dieser Veranstaltung in der Reihenfolge ihres
Auftrittes vorstellen.
Anton Potche
aus BANATER POST, München,
5. August 1991
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