Dienstag, 23. April 2013

"Gruß aus Jahrmarkt" (IV)

Namen, Jahreszahlen und Ereignisse 
in der 70jährigen Geschichte der 
Loris-Kapelle
von Prof. Hans Speck


Das Programm umfasste die Ouvertüre "Dichter und Bauer" von Franz von Suppé, Ausschnitte aus "Dreimädelhaus" von Franz Schubert, ein Bläserduett aus der Oper "Martha" von Friedrich von Flotow und wieder zwei Kompositionen von Peter Loris, den Marsch "Fest und einig" sowie die Romanze "O, gedenket meiner". Die Aufnahme von anspruchsvollen Werken in das Programm und deren minutiöse Interpretierung waren nicht nur der Beweis gutausgebildeter Musiker, sondern viel mehr auch ein Versuch, musikerziehend auf die Zuhörer einzuwirken.
Je mehr Vergnügen und Amüsement überhand nahmen, desto unaufhaltsamer verfiel der Geschmack und das Urteilsvermögen des breiten Publikums. Das wurde besonders im Musikleben spürbar. Leeres Virtuosentum, banales Tongeklingel fanden immer willige Ohren, während es mit Werken großer Komponisten zunehmend schwerer wurde, ein verständnisvolles Publikum zu erreichen. Die in dieser Hinsicht entfaltete pädagogische Tätigkeit forderte Ausdauer und Geduld, aber sie wirkte sich bewährend auf die späteren Generationen aus und wurde von den folgenden Dirigenten der Loris-Dynastie weitergeführt. Ein Festkonzert ohne Werke großer Meister wird bei den gegenwärtigen Jahrmarkter Musikfreunden kaum ankommen.
Ab 1923 gab die Kapelle jährlich ihr öffentliches Konzert und spielte bei vielen Gelegenheiten zum Tanz auf, sei es zur Kerwei, bei Hochzeiten oder in den Gasthäusern Zum scharfen Eck, Zum Hirsch, Kolling, Pannert; schwere Stiefel und leichtes Schuhwerk stampften die Dielen oder den Grasboden, die Loris-Kapelle wurde nicht müde, Walzer um Walzer und Polka um Polka zu bieten. Sie begleitete Freud und Leid mit gutem Klang.
Die Kapelle wurde nicht nur zu einer Formation guter Instrumentalisten, sondern ein geschlossenes Ganzes, das sich von der eigenen Musikfreudigkeit immer wieder mitreißen ließ. Materielle Entlohnungen wurden  daher oft zugunsten "wohltätiger Gemeindezwecke" abgegeben. Dafür sprechen die noch erhaltenen Einladungen. Ob bei dem sechsten schwäbischen Trachtenball am 13. Januar 1934 im Gasthaus Zum Hirsch oder beim Trachtenball am 22. Januar 1938 im Kollingschen Gasthaus, die Musik besorgte immer "die vorzügliche Lorissche Musikkapelle". In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen entfaltete Peter Loris auch eine vielseitige kompositionelle Tätigkeit.
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Die Loris-Kapelle spielte schon in den 1920ger Jahren in anderen Ortschaften, und das sogar ohne Kapellmeister. Hier sieht man Loris-Musikanten auf dem Kirchweihfest in Panjowa.
v.l.n.r: Anton Krämer (Spitzname = Berns Toni), Johann Groß (Merte Hans), Ignaz Rosar, Johann Zeich (Kowlenzer Hans), Franz Jost (Windrich Franz), Andreas Kilzer (Schneider Andres), Peter Schmidt (Bandin Peter), Johann Loris (Fizigoi Hans), Andreas Linz // vorne: Georg Tasch und Adam Grund (Gyula Adam)

Quelle: Das Banat und die Banater Schwaben, Band 3, Trachten und Brauchtum - Herausgeber: Landsmannschaft der Banater Schwaben, München, 1986
aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 8. August 1978

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