Namen, Jahreszahlen und Ereignisse
in der 70jährigen Geschichte der
Loris-Kapelle
von Prof. Hans Speck
Das Programm umfasste die Ouvertüre
"Dichter und Bauer" von Franz von Suppé, Ausschnitte aus "Dreimädelhaus"
von Franz Schubert, ein Bläserduett aus der Oper "Martha" von
Friedrich von Flotow und wieder zwei Kompositionen von
Peter Loris, den Marsch "Fest und einig" sowie die Romanze "O,
gedenket meiner". Die Aufnahme von anspruchsvollen Werken in das Programm und
deren minutiöse Interpretierung waren nicht nur der Beweis gutausgebildeter
Musiker, sondern viel mehr auch ein Versuch, musikerziehend auf die Zuhörer
einzuwirken.
Je mehr Vergnügen und Amüsement
überhand nahmen, desto unaufhaltsamer verfiel der Geschmack und das
Urteilsvermögen des breiten Publikums. Das wurde besonders im Musikleben
spürbar. Leeres Virtuosentum, banales Tongeklingel fanden immer willige Ohren,
während es mit Werken großer Komponisten zunehmend schwerer wurde, ein
verständnisvolles Publikum zu erreichen. Die in dieser Hinsicht entfaltete
pädagogische Tätigkeit forderte Ausdauer und Geduld, aber sie wirkte sich
bewährend auf die späteren Generationen aus und wurde von den folgenden
Dirigenten der Loris-Dynastie weitergeführt.
Ein Festkonzert ohne Werke großer Meister wird bei den gegenwärtigen Jahrmarkter
Musikfreunden kaum ankommen.
Ab 1923 gab die Kapelle jährlich ihr
öffentliches Konzert und spielte bei vielen Gelegenheiten zum Tanz auf, sei es
zur Kerwei, bei Hochzeiten oder in den Gasthäusern Zum scharfen Eck,
Zum Hirsch, Kolling, Pannert; schwere Stiefel und leichtes
Schuhwerk stampften die Dielen oder den Grasboden, die
Loris-Kapelle wurde nicht müde, Walzer um Walzer und Polka um
Polka zu bieten. Sie begleitete Freud und Leid mit gutem Klang.
Die Kapelle wurde nicht nur zu einer
Formation guter Instrumentalisten, sondern ein geschlossenes Ganzes, das sich
von der eigenen Musikfreudigkeit immer wieder mitreißen ließ. Materielle
Entlohnungen wurden daher oft zugunsten "wohltätiger Gemeindezwecke"
abgegeben. Dafür sprechen die noch erhaltenen Einladungen. Ob bei dem sechsten
schwäbischen Trachtenball am 13. Januar 1934 im Gasthaus Zum Hirsch oder
beim Trachtenball am 22. Januar 1938 im Kollingschen Gasthaus, die Musik
besorgte immer "die vorzügliche Lorissche
Musikkapelle". In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
entfaltete Peter Loris auch eine vielseitige
kompositionelle Tätigkeit.
* * *
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 8. August 1978
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