Das
Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat sich gleich nach der rumänischen Revolution
1989 für humanitäre Hilfe in Rumänien eingesetzt. Die Mitgliederzeitschrift echo
des BRK hat im vergangenen Jahr mehrere Berichte über gezielte BRK-Hilfen
in Rumänien veröffentlicht.
Jetzt, fast
anderthalb Jahre nach der "Wende" in Rumänien, entwickelt das BRK
besonders Aktivitäten im Bereich der Waisenbetreuung. echo schildert in
seiner April-Ausgabe 1991 von einer Initiative des Neutraublinger Kinderarztes
Dr. Michael Drescher, der drei schwerbehinderte rumänische Kinder im
Alter von 10, 12 und 13 Jahren in die Orthopädische Klinik des BRK in
Lindenlohe brachte, wo sie erfolgreich operiert wurden. Dr. Drescher
hatte die Kinder "in einem jener berüchtigten Waisenhäuser
entdeckt". Die armen Geschöpfe waren "abgeschoben, vergessen, geistig
zurückgeblieben, sprechunfähig und körperlich mißgebildet, ohne Hoffnung auf
ein menschenwürdiges Leben". Weiter heißt es in dem Bericht, daß die
Mütter der drei Kinder, "nach denen das BRK suchte, fast dankbar und
erleichtert eine Verzichtserklärung unterschrieben haben, die Väter sind
gänzlich unbekannt".
Diese wenig
erfreulichen Nachrichten über das Schicksal des ungeheuerlichsten aller
kommunistischen Hinterlassenschaften, der Waisenkinder in Rumänien, wurden auch
von Staatssekretärin Barbara Stamm in einem Interview des Bayerischen
Rundfunks vom 24. April 1991 bestätigt. Die Politikerin hat sich die Lage
einiger rumänischer Waisenhäuser vor Ort angesehen. Besonders die hygienischen
und sanitären Anlagen sind in vielen Heimen noch sehr dürftig. Frau Stamm:
"Die hygienischen Verhältnisse sind zum Teil dermaßen schlecht, daß die
Kinder unweigerlich Ansteckungskrankheiten bekommen müssen. Wir waren zum
Beispiel in einem Heim, da haben über 80 Prozent der Kinder Hepatitis. Das Haus
ist unter Quarantäne."
Die
Staatssekretärin plädierte für gezielte Hilfen. Das "Gießkannenprinzip"
sei nicht hilfreich. Es sei aus humaner Sicht bestimmt richtig, Kinder aus
solchen Heimen zu adoptieren, denn "es sind ja nach wie vor
Niemandskinder", unter ihnen auch viele Säuglinge (also nach Ceauşescu geboren?!). Die Adoptionsstelle
beim Bayerischen Jugendamt in München schafft in Zusammenarbeit mit den
zuständigen rumänischen Behörden die erforderlichen Voraussetzungen für eine
gewünschte Adoption.
Weil
die eingeleiteten Hilfsmaßnahmen in Păstrăveni, Arad und Lippa langfristig
angelegt sind und weil viel Geld zur Sanierung der Heime erforderlich ist, ist
die Initiativgruppe um Frau Barbara Stamm auf Spenden aus der
Bevölkerung angewiesen. Wer den vielen namenlosen und ungeliebten Kindern in
Rumänien helfen will, kann auf das Konto Nr. 24444 bei der Bayerischen
Landesbank München seine Spende überweisen.
Der
rumänische Tennismanager
Ion
Ţiriac
hat sich auch bereits vorbildlich für die Waisenkinder in Rumänien eingesetzt.
In der oben erwähnten Sendung des Bayerischen Rundfunks wurde mitgeteilt, daß
er allein für rumänische Waisenhäuser 250 Millionen DM Spenden gesammelt hat.
Seinen eigenen Spendenbeitrag wollte er auf Reporteranfrage nicht nennen.
Es
wurde in den letzten Monaten immer deutlicher, daß das weltweit beachtete Drama
von Cighid nur die Spitze eines Eisberges von unvorstellbarer Unmenschlichkeit
war. Das Trauma der Ceauşescu-Diktatur ist noch lange nicht
überwunden.
aus BANATER POST, München,
5. Juni 1991
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