Petre
Roman, der rumänische Ministerpräsident, scheint auf der internationalen
Politbühne eine bessere Figur als sein Präsident abzugeben. Besonders für den
Bittstellergang nach Bonn schien er sich schon darum gut zu eignen, weil er es
seit seinem Erscheinen in der rumänischen Führungsspitze stets verstanden hat,
seine angeblichen Demokratisierungsbestrebungen effektvoll in Szene zu setzen.
Die immer wieder auftauchenden Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten
zwischen den zwei starken Männern Rumäniens sind ein beredtes Beispiel dafür.
Für Romans Bonnreise spricht auch sein Alter (oder seine Jugend), kann
man ihm doch nicht mehr vorhalten, einer Generation anzugehören, die die
Deportation der Deutschen aus Rumänien geduldet oder teilweise sogar begrüßt
hat.
Daß
eben diese Rumäniendeutschen wieder für eine politische Szenerie als Statisten
herhalten sollen, war bei diesem Besuch zu erwarten. Schon immer, wenn es um die
deutsch-rumänischen Wirtschaftsbeziehungen (sprich Wirtschaftshilfe in Richtung
Osten) ging, wurde die deutsche Volksgruppe von den rumänischen Kommunisten als
Erpressungsmittel mißbraucht. Auch diesmal spielten sie eine gewichtige Rolle
in den Verhandlungen. Um der deutschen Regierung die rumänischen Anliegen
schmackhaft zu machen, erklärte Roman, daß man sich in Bukarest die
Rückkehr der ausgesiedelten Deutschen wünsche. Rumänien sei "offen
dafür, einen Vertrag über die deutsche Minderheit auszuarbeiten und zu
verwirklichen ".
Nun
scheint man in Bonn aber vorsichtshalber nicht zu übersehen, daß Roman,
trotz seines politisch geschickten Taktierens, doch noch den Ruf des
geläuterten Neokommunisten im Gepäck mitführt. Man tut gewiß gut daran,
Vorsicht walten zu lassen und erst mal eine deutsche Expertengruppe nach
Rumänien zu schicken, um das Terrain zu sondieren. Einen Vertrag über die
deutsche Minderheit sollte man keinesfalls überbewerten. Er wäre natürlich
auch heute noch sinnvoll. Doch sollte man nicht übersehen, daß die noch
gebliebenen Deutschen kaum in der Lage sind, ein geschlossenes
Gemeinschaftsleben aufrechtzuerhalten.
Der
damalige Bundesaußenminister Willy Brandt sagte am 30. Januar 1967
anläßlich seiner Tischrede zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen
der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Rumänien in
Anwesenheit des rumänischen Außenministers Corneliu Mănescu:
"Einst wirkten deutsche Handwerker am Aufbau einer eigenständigen
rumänischen Wirtschaft mit. Damals sagten die Rumänen, die zum Handwerker
gingen: <Ich gehe zum Deutschen>". Zwischen damals und heute liegt
ein gescheitertes Gesellschaftssystem mit seinen verheerenden Folgen. Zu diesen
Folgen gehört auch das unwiderrufliche Ende der deutschen Volksgruppe auf
rumänischem Staatsgebiet.
Dieser
Tatsache sollten deutsche Unterhändler und auch hochrangige Politiker bei ihren
Verhandlungen mit rumänischen Kollegen immer Rechnung tragen.
Mark
Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 13. Januar 1991
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