Donnerstag, 29. November 2012

Trachtenball in Giarmata=Jahrmarkt


Am 22. Jänner veranstaltete die Giarmata=Jahrmarkter Jugend im Kollingschen Gasthause, verbunden mit einer Ahnenfeier, ihren diesjährigen schwäbischen Trachtenball. Es war ein farbenfrohes Bild, als unter der Leitung des unermüdlichen Lehrers Franz Hartmann die 52 Trachtenpaare, voran die vorjährige Vortänzerin Margarete Loris, geführt von dem ersten Geldherrn Michael Rückert, mit dem auffallend reich geschmückten Rosmarinstrauß, in den vollbesetzten Saal einzogen. Als die Königshymne und die schwäbische Hymne verklungen waren, folgte in würdiger und feierlicher Weise eine überaus stimmungsvolle Ahnenhuldigung. Nachher gedachte der erste Geldherr unserer Ahnen, die mit so schweren Opfern dies blühende Heimatland geschaffen haben. Der zweite Geldherr Hans Haas sprach heitere Verse, in denen er die Gäste zur Versteigerung des Vorstraußes aneiferte. Den Strauß ersteigerte Mühlenbesitzer Georg Beha und überreichte denselben der Vorsitzenden des Mädchenkranzes Margarete Harnischweger. Bei der Trachtenkonkurrenz erhielt den ersten Preis, ein lichtblaues Seidenkleid, gespendet von der Firma Viktor Wagner, Timisoara=Temeswar, Käthe Harnischweger, den zweiten Preis, ein schönes Seidenkopftuch, gespendet von der Firma Schiller und Loris, Timisoara=Temeswar, erhielt Anna Bannert, den dritten Preis, ein vernickeltes Bügeleisen, gespendet von der Firma Thellmann, Timisoara=Temeswar, erhielt Marianne Blaßy, den vierten Preis, einen Viktoria=Suppentopf, ebenfalls von der Firma Thellmann gespendet, erhielt Elisabeth Haas. Die Deutsche Buchhandlung spendete für den schönstgeputzten Hut das Buch "Der große Schwabenzug", welcher Preis dem zweiten Geldherrn Hans Haas zufiel. Da die Abstimmung durch die Eintrittskarten erfolgte, fand dies allgemeinen Beifall, da wirklich die schönsten Trachten ausgezeichnet wurden. Allen den werten Gästen, die Überzahlungen leisteten und den liebenswürdigen Spendern der Preise, die den Ball auch mit ihrem Erscheinen beehrten, und allen denen, die an den Vorbereitungen Teilgenommen haben, sei auch auf diesem Wege herzlichst gedankt. Der Reingewinn wird für Gemeindezwecke verwendet. Die Musik besorgte die Lorissche Musikkapelle.  
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Loris-Kapelle, Jahrmarkt in den 1930er Jahren
- stehend v.l.: Jakob Haas, Mathias Jost (Hannese Matz), Peter Tasch, Hans Potche, Josef Scheuer (Scheier Joschka), Sebastian Marx (Pichler Pascht), Josef Windrich, Peter Hellebrand, Michael Kassnel, Anton Linz, Johann Loris (Fitzigoi); sitzend v.l.: Anton Krämer ( Berns Toni), Michael Kumaus, Georg Tasch, Johann Kaszner (Safer), Peter Loris - Kapellmeister, Franz Jost (Windrichs Franz), Mathias Loris (Turmann Matz), Peter Schmidt, ... ..., Heinrich Till (Kette Hennrich); vorne v.l.: Heinrich Schöntal, Mathias Loris, Michael Ebner (Kaschper Michl)



aus BANATER DEUTSCHE ZEITUNG,Temeswar, 29. Januar 1938

Montag, 26. November 2012

Ein Zweiglein sucht Lebensraum

Das Zweiglein. Anthologie junger ungarndeutscher Dichter. Donau-Bücher. Tankönyvkiadó, Budapest 1989. Preis: 49,- Ft. Erhältlich in Buchhandlungen größerer Städte und Touristenzentren Ungarns.

Das Zweiglein brach ab. Niemand sah es, nur der Gärtner. Die Adern pumpten noch Blut bis zur Wunde. Aber das Zweiglein wurde immer dürrer. Und der Gärtner war traurig." Trotzdem scheint das ungarndeutsche Literaturzweiglein zu sprießen. Natürlich braucht es Pflege, um zu einem gesunden Ast heranzuwachsen. Es braucht aber auch Konsumenten, damit seine heranreifende Ernte nicht sinnlos am Boden verfault. Es wäre schade um die frischen Früchte der deutschen Literatur in Ungarn, denn wer sie gekostet hat, wird sie mit Recht schmackhaft finden. Wie ein Körbchen, gefüllt mit genüßlichen Obstarten, mutet Das Zweiglein - Anthologie junger ungarndeutscher Dichter an.
Der allzu früh verstorbene Claus Klotz sinniert in seinen kurzen Texten über die Kurzlebigkeit, aber auch Kurzatmigkeit seines Deutschtums. Seine Assoziationen gebrochenes Zweiglein - gebeugter, aber nie resignierender Volksstamm sind auch bei den anderen Dichtern unter verschiedenen poetischen Formen spürbar. 
"Denkwürdige Tage im privaten Frühling" sind die Tage vor ihrer eigenen Geburt. Valeria Koch (geb. 1949) findet nicht nur in diesem Kurztext über das Gefühl zu einer wohlklingenden Sprache. Auch ihre Gedichte vermitteln die unmittelbare Beziehung Gemüt-Umwelt in Formen, denen Reim und Rhythmus noch nicht ganz abhanden gekommen sind.
"Unser Morgen wirbelt / für Trost am dritten Tag, / - Zukunft ist / die angebotene Möglichkeit." Des Grundschullehrers Bela Bayer (geb. 1951) Gedichte sind nicht länger. Aber wozu mehr Worte? Die Botschaft des bewußten Seins in einer Heimat, in die man schicksalsgemäß hineingeboren wurde, ist klar erkennbar.
Unwegsam und tränenträchtig waren die "Wege durch Schluchten" im Juni 1947. Auch für den acht Jahre später geborenen Josef Michaelisz ist Flucht und Vertreibung kein Schnee von gestern. Ohne die beiden furchtbaren Wörter zu benutzen, gewinnt er flugs die Sympathie des Lesers für die Helden seiner Erzählung.
Laszlo Ritzel (geb. 1956) ist auf der Suche nach den Polen seiner Identität: "Ich weine lachend / Ich bin ein Clown."
Bei Martha Fata (geb. 1959) hat man als Leser seine Schwierigkeiten mit der Analyse ihrer Gedichte. Wie soll man sie interpretieren? Sie gefallen einfach.
"Ich suche dich nicht / suche ich dich nicht? / dich suche ich nicht / nicht dich suche ich?" Auf diese Art und Weise geht es noch weiter mit den "Permutationen" des dichtenden Lehrers Alfred Manz (geb. 1960). So schön kann ein deutsches Sprachexperimet mit der Ebenheit der Puszta sein.
Also wenn das nicht heimisch klingt: "Was koche mr haint, ma Madl? Soll i o paar Pflute oder Pfannkichl mache?" Solche Mundartdialoge in "Tornisterlos" verraten die donauschwäbische Erzählung; Dialoge, die ihre Autorin Eva Gerner (geb. 1961) im Elternhaus genoß.
Der junge Seelsorger der methodistischen Kirche, Robert Hecker (geb. 1963), ging mit sich selbst hart ins Gericht, als er mit seiner jüngsten Vergangenheit reinen Tisch machte: "Beschützt hat uns die Nacht / erwürgt haben wir uns selber; / wir, die das Licht / scheuten."
Erst 23 Jahre alt ist Vata Vagyi und was er schreibt, ist Literatur für starke Nerven. Edgar Allan Poe läßt grüßen. Schade, daß der Germanistikstudent der Fünfkirchner Universität nicht in einer deutschen Kulturmetropole lebt und schreibt. Sein Weg ins Literaturrampenlicht wäre bestimmt leichter.
Viel Sensibilität für die Natur und Abwehrinstinkte für die sie bedrohenden Gefahren  entwickelt trotz seiner Jugend Robert Becker (geb. 1970) aus Surgetin/Szederkeny: "Die Militärflugzeuge / weben gerade / das Kondensstreifennetz. / Und meine Gedanken / hängen schon daran."
Die von der ungarischen Nachrichtenagentur MTI herausgegebene zweisprachige und besonders in den ungarischen Touristikzentren vertriebene Zeitung NEUESTE NACHRICHTEN - DAILY NEWS hat in ihrer Ausgabe vom 8. August 1990 eine Rezension zu diesem Buch, gezeichnet mit Gregor Mayer, veröffentlicht, worin es unter anderem heißt: "Der Fortbestand des Schätzungen zufolge 200.000 Seelen starken Ungarndeutschtums hängt am sprichwörtlich seidenen Faden. Nach dem Krieg verfolgt, dann lange Zeit gerade geduldet und erst in den letzten Jahren zaghaft gefördert, droht den Ungarndeutschen als Ethnikum die Assimilation. Umso erfreulicher ist es dann, wenn junge Schriftsteller der zweiten und dritten Generation nach 1945 mehr als ein Zeichen bloßen Existierens signalisieren. Die in dem jüngst erschienenen, von Johann Schuth redigierten Bändchen Das Zweiglein präsentierten Autoren sind zwischen 1947 und 1970 geboren, stammen größtenteils aus dem Süden des Landes, wo Pecs/Fünfkirchen als kulturelles Zentrum mit dem entsprechenden institutionellen Hintergrund wirksam wurde, versuchen sich mit Vorliebe in der Lyrik, bevorzugen in der Prosa die kurzen Formen und verfügen über ein formales und stilistisches Repertoire, das sich aus der gründlichen Aneignung neuester Entwicklungen in der binnendeutschen Literatur speist."
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 6. Januar 1991

Montag, 19. November 2012

Varflixti Löcha


Täs Loris-Kapelle-Konzert, mit teni wundeboan Musikantn vun Joarmark, is in Oabaitaheim großartig ausgfalln. Ta Saal woar bumsvoll unt mit teni Einschubstühle woarn ieba 900 Leit im Saal gwesn. Tea Saal hat ringsumatum 10 Türn fia nein und raus gehn. Aba wie täi Vuarstellung aus woar habn die 700 Leit vun Parterr nur turch aana Tür in Hof rausgehn tearfn, und tuart woar ter Teifl los. Draust im Hof woar stockfinsta unt tazu ta Weg noch voula tiefi Löcha mit Wassa unt mit Morast. Tu lieba Himmel, a jeda hat ta drieba tappn müssn, ohni pardon und man hat drunt unt drüba jammern gheart. Unt des alles wegn tie abgspeartn Türn, was a boushaftigi Dienstfrau im blauen Kittel nit aufspearn hat wolln. "So a Schweinarei, warum is ta ka Licht?" - "Nit fragns so tepat, wegan Spoarn, habns nit gsehn, aach bei da Vuarstellung af ta Bühn is tes Licht aach e 10mal ausgangen." - "Räisi, wu bist ten?" - "Franzi, woart mich, ich schwimm zu tir!!!" Tes Oabaitaheim woar früha a Schmuckstickl gwesn.
Franz Kehr  
aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 23. März 1978

Mittwoch, 14. November 2012

Falsche Versprechungen


Die neokommunistischen Machthaber in Bukarest haben bei ihrem Machtantritt ihre Untertanen mit einer Flut von Versprechungen eingedeckt. Einige von diesen Demokratie vortäuschenden Ankündigungen wurden ganz gezielt in Richtung Weltöffentlichkeit ausgestrahlt. Besonders die Nachricht, daß alle Exilrumänen und auch ausgesiedelte Deutsche als Heimkehrer nicht nur geduldet, sondern sogar willkommen sein werden, hat ihren Effekt im Ausland nicht verfehlt. Die Frage nach der Rückkehr der Rumäniendeutschen in das Ceauşescu-freie Rumänien schwebte nicht nur in der Luft, sie wurde hierzulande auch konkret an Betroffene gestellt. Daß es als Antwort ein entschlossenes "Niemals" gab, mag so manchen Fragenden verwundert haben. Wie recht die Befragten mit der absoluten Negation ihrer Rückkehr hatten, beweisen die Schicksale der wenigen Exilrumänen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Nicht nur prominente Intellektuelle, die ihre im Exil erlangten Demokratieerfahrungen in einem freien Rumänien in politische Aktivitäten umsetzen wollten, wurden verschmäht, verprügelt oder überhaupt nicht ins Land gelassen; auch einfache Bürger, die unter der alten Diktatur ins Ausland geflüchtet waren, werden nicht, wie von Iliescu und Kumpanen angekündigt, herzlich willkommen geheißen. Im Gegenteil: sie sind ungeliebte Demokratiekeime in einer weiterhin totalitär beherrschten Gesellschaft. Wer direkten Kontakt mit der freien Welt hatte, wirkt im Körper des neuen rumänischen Absolutismus wie ein unberechenbarer Krankheitserreger, der gefährliche Freiheitssymptome hervorrufen könnte. Mittlerweile hat man schon  die verschiedensten Abwehrmethoden gegen diese unliebsamen Parasiten, die im Westen Kaviar genossen, während die Wendehalsgenossen mit dem Volk in der Lichtära (trotz bereits vergessener Parteikantinen und -läden) litten, entwickelt und auch erfolgreich eingesetzt.
Der Ingolstädter DONAU-KURIER berichtet in seiner Ausgabe vom 14./15. Juli 1990 über das Heimkehrerschicksal der Familie Cornelia und Ioan Muntean aus Sebeş (Siebenbürgen). Das Ehepaar ist im September 1989 aus Rumänien geflüchtet und stellte in Ingolstadt einen Antrag auf politisches Asyl. Das Heimweh und die Dezemberrevolution in Rumänien hinterließen verständlicherweise tiefe Spuren in den Seelen der heimatlosen Menschen. Iliescus Propagandaruf war ein verheißungsvoller Lichtblick in ihrem ungewissen Asylantendasein und sie kehrten heim. Die Ernüchterung in der Heimat ließ nicht lange auf sich warten. Der DONAU-KURIER zitiert die 41jährige Heimkehrerin mit folgender Aussage: "Es war schrecklich. In unser Haus durften wir nicht mehr, der Bürgermeister erklärte uns schriftlich, daß es in Sebeş keine Wohnung für uns gibt. Weder mein Mann noch ich bekamen eine Arbeitsstelle. Freunde und Verwandte forderten uns auf, wieder nach Deutschland zu gehen. Sie fragten uns, was wir hier überhaupt wollen. Alle Türen waren zu... Die Beamten rieten uns, einen Asylantrag für Rumänien zu stellen. Wir hatten plötzlich keine Heimat mehr. Es gibt kein Zurück." Jetzt ist das Ehepaar wieder im Ingolstädter Asylheim. Eine vier Monate dauernde Odyssee in die rumänische Heimat ist mit schmerzhaften Erfahrungen zu Ende gegangen.
Wie wird es wohl einem "neamţ" (Neamz) ergehen, wenn der zurückkehrt? Sollte gerade er von der Nomenklatura ans Herz gedrückt werden? Bestimmt nicht! Also scheint es auch hier sinnlos, den eingleisigen, unumkehrbaren Weg der Geschichte stören zu wollen.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. Januar 1991

Montag, 12. November 2012

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 27

E Schwein, des wu gut sauft, brauch wenich zu fresse.
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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Montag, 5. November 2012

Musikabende der Loris-Kapellen


hst.  Temesvar. - Die Jahrmarkter Loris-Kapelle bot Samstag und Sonntag je einen Musikabend. Mit den beiden Konzerten wurde eine Reihe von Veranstaltungen eingeleitet, die die Loris-Kapelle anlässlich ihres 70jährigen Bestehens (8. August) organisiert. Die Konzerte wurden mit dem Marsch "Gruß aus Jahrmarkt" eröffnet, den der Gründer der Kapelle, Peter Loris, komponiert hat. Die 45 Bläser boten ferner Fragmente aus der Operette "Crai Nou" von Ciprian Porumbescu, die Ouvertüre "Hans Heiling" von Heinrich August Marschner, den Walzer "Gold und Silber" von Lehar und den Marsch "Semper Fidelis". Viel Erfolg hatten auch das 18 Mann starke Unterhaltungsmusikorchester und die Solisten Michael Tritz, Peter Pfeifer, Annemarie Loris, Erna Mathis, Hans Eichinger, Mathias Bild und die Geschwisterpaare Eva & und Mathias Stefan sowie Marlene & Josef Tritz. Die Ansage besorgte Franz Frombach. Die Gesamtleitung des Programms hatte Mathias Loris jun. inne.

aus NEUER WEG, Bukarest, 2. Februar 1978