Die
neokommunistischen Machthaber in Bukarest haben bei ihrem Machtantritt ihre
Untertanen mit einer Flut von Versprechungen eingedeckt. Einige von diesen
Demokratie vortäuschenden Ankündigungen wurden ganz gezielt in Richtung
Weltöffentlichkeit ausgestrahlt. Besonders die Nachricht, daß alle
Exilrumänen und auch ausgesiedelte Deutsche als Heimkehrer nicht nur geduldet,
sondern sogar willkommen sein werden, hat ihren Effekt im Ausland nicht
verfehlt. Die Frage nach der Rückkehr der Rumäniendeutschen in das Ceauşescu-freie
Rumänien schwebte nicht nur in der Luft, sie wurde hierzulande auch konkret an
Betroffene gestellt. Daß es als Antwort ein entschlossenes "Niemals"
gab, mag so manchen Fragenden verwundert haben. Wie recht die Befragten mit der
absoluten Negation ihrer Rückkehr hatten, beweisen die Schicksale der wenigen
Exilrumänen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Nicht nur prominente
Intellektuelle, die ihre im Exil erlangten Demokratieerfahrungen in einem freien
Rumänien in politische Aktivitäten umsetzen wollten, wurden verschmäht,
verprügelt oder überhaupt nicht ins Land gelassen; auch einfache Bürger, die
unter der alten Diktatur ins Ausland geflüchtet waren, werden nicht, wie von Iliescu
und Kumpanen angekündigt, herzlich willkommen geheißen. Im Gegenteil: sie
sind ungeliebte Demokratiekeime in einer weiterhin totalitär beherrschten
Gesellschaft. Wer direkten Kontakt mit der freien Welt hatte, wirkt im Körper
des neuen rumänischen Absolutismus wie ein unberechenbarer Krankheitserreger,
der gefährliche Freiheitssymptome hervorrufen könnte. Mittlerweile hat man
schon die verschiedensten Abwehrmethoden gegen diese unliebsamen
Parasiten, die im Westen Kaviar genossen, während die Wendehalsgenossen mit dem
Volk in der Lichtära (trotz bereits vergessener Parteikantinen und -läden)
litten, entwickelt und auch erfolgreich eingesetzt.
Der
Ingolstädter DONAU-KURIER berichtet in seiner Ausgabe vom 14./15. Juli 1990
über das Heimkehrerschicksal der Familie Cornelia und Ioan Muntean aus
Sebeş (Siebenbürgen). Das Ehepaar ist im September 1989 aus Rumänien
geflüchtet und stellte in Ingolstadt einen Antrag auf politisches Asyl. Das
Heimweh und die Dezemberrevolution in Rumänien hinterließen
verständlicherweise tiefe Spuren in den Seelen der heimatlosen Menschen. Iliescus
Propagandaruf war ein verheißungsvoller Lichtblick in ihrem ungewissen
Asylantendasein und sie kehrten heim. Die Ernüchterung in der Heimat ließ
nicht lange auf sich warten. Der DONAU-KURIER zitiert die 41jährige
Heimkehrerin mit folgender Aussage: "Es war schrecklich. In unser Haus
durften wir nicht mehr, der Bürgermeister erklärte uns schriftlich, daß es in
Sebeş
keine Wohnung für uns gibt. Weder mein Mann noch ich bekamen eine
Arbeitsstelle. Freunde und Verwandte forderten uns auf, wieder nach Deutschland
zu gehen. Sie fragten uns, was wir hier überhaupt wollen. Alle Türen waren
zu... Die Beamten rieten uns, einen Asylantrag für Rumänien zu stellen. Wir
hatten plötzlich keine Heimat mehr. Es gibt kein Zurück." Jetzt ist das
Ehepaar wieder im Ingolstädter Asylheim. Eine vier Monate dauernde Odyssee in
die rumänische Heimat ist mit schmerzhaften Erfahrungen zu Ende gegangen.
Wie
wird es wohl einem "neamţ" (Neamz) ergehen, wenn der
zurückkehrt? Sollte gerade er von der Nomenklatura ans Herz gedrückt werden?
Bestimmt nicht! Also scheint es auch hier sinnlos, den eingleisigen,
unumkehrbaren Weg der Geschichte stören zu wollen.
Anton Potche
aus BANATER POST, München,
5. Januar 1991
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