Mittwoch, 14. November 2012

Falsche Versprechungen


Die neokommunistischen Machthaber in Bukarest haben bei ihrem Machtantritt ihre Untertanen mit einer Flut von Versprechungen eingedeckt. Einige von diesen Demokratie vortäuschenden Ankündigungen wurden ganz gezielt in Richtung Weltöffentlichkeit ausgestrahlt. Besonders die Nachricht, daß alle Exilrumänen und auch ausgesiedelte Deutsche als Heimkehrer nicht nur geduldet, sondern sogar willkommen sein werden, hat ihren Effekt im Ausland nicht verfehlt. Die Frage nach der Rückkehr der Rumäniendeutschen in das Ceauşescu-freie Rumänien schwebte nicht nur in der Luft, sie wurde hierzulande auch konkret an Betroffene gestellt. Daß es als Antwort ein entschlossenes "Niemals" gab, mag so manchen Fragenden verwundert haben. Wie recht die Befragten mit der absoluten Negation ihrer Rückkehr hatten, beweisen die Schicksale der wenigen Exilrumänen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Nicht nur prominente Intellektuelle, die ihre im Exil erlangten Demokratieerfahrungen in einem freien Rumänien in politische Aktivitäten umsetzen wollten, wurden verschmäht, verprügelt oder überhaupt nicht ins Land gelassen; auch einfache Bürger, die unter der alten Diktatur ins Ausland geflüchtet waren, werden nicht, wie von Iliescu und Kumpanen angekündigt, herzlich willkommen geheißen. Im Gegenteil: sie sind ungeliebte Demokratiekeime in einer weiterhin totalitär beherrschten Gesellschaft. Wer direkten Kontakt mit der freien Welt hatte, wirkt im Körper des neuen rumänischen Absolutismus wie ein unberechenbarer Krankheitserreger, der gefährliche Freiheitssymptome hervorrufen könnte. Mittlerweile hat man schon  die verschiedensten Abwehrmethoden gegen diese unliebsamen Parasiten, die im Westen Kaviar genossen, während die Wendehalsgenossen mit dem Volk in der Lichtära (trotz bereits vergessener Parteikantinen und -läden) litten, entwickelt und auch erfolgreich eingesetzt.
Der Ingolstädter DONAU-KURIER berichtet in seiner Ausgabe vom 14./15. Juli 1990 über das Heimkehrerschicksal der Familie Cornelia und Ioan Muntean aus Sebeş (Siebenbürgen). Das Ehepaar ist im September 1989 aus Rumänien geflüchtet und stellte in Ingolstadt einen Antrag auf politisches Asyl. Das Heimweh und die Dezemberrevolution in Rumänien hinterließen verständlicherweise tiefe Spuren in den Seelen der heimatlosen Menschen. Iliescus Propagandaruf war ein verheißungsvoller Lichtblick in ihrem ungewissen Asylantendasein und sie kehrten heim. Die Ernüchterung in der Heimat ließ nicht lange auf sich warten. Der DONAU-KURIER zitiert die 41jährige Heimkehrerin mit folgender Aussage: "Es war schrecklich. In unser Haus durften wir nicht mehr, der Bürgermeister erklärte uns schriftlich, daß es in Sebeş keine Wohnung für uns gibt. Weder mein Mann noch ich bekamen eine Arbeitsstelle. Freunde und Verwandte forderten uns auf, wieder nach Deutschland zu gehen. Sie fragten uns, was wir hier überhaupt wollen. Alle Türen waren zu... Die Beamten rieten uns, einen Asylantrag für Rumänien zu stellen. Wir hatten plötzlich keine Heimat mehr. Es gibt kein Zurück." Jetzt ist das Ehepaar wieder im Ingolstädter Asylheim. Eine vier Monate dauernde Odyssee in die rumänische Heimat ist mit schmerzhaften Erfahrungen zu Ende gegangen.
Wie wird es wohl einem "neamţ" (Neamz) ergehen, wenn der zurückkehrt? Sollte gerade er von der Nomenklatura ans Herz gedrückt werden? Bestimmt nicht! Also scheint es auch hier sinnlos, den eingleisigen, unumkehrbaren Weg der Geschichte stören zu wollen.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. Januar 1991

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen