Zum
Artikel Bürger sind keine großen Visionäre (DK vom
14./15. Oktober):
Mindestens eine der Darstellungen in
diesem Artikel ruft förmlich nach Präzisierung. Der Anrufer, dem
„die Frage einfiel, weshalb und warum die Bahn überhaupt so viel
rangieren muss“, bezog sich nur auf das Rangieren in der Nacht, und
auch dies ganz speziell nur auf zwei Gleisen, die unmittelbar an der
mittlerweile dicht besiedelten Martin-Hemm-Straße liegen. Wo sonst,
wenn nicht vor der eigenen Haustür, sollen Visionen für
umweltgestresste Bürger beginnen? In einer Zeit zunehmender Klagen
über den Verlust überschaubarer, Geborgenheit vermittelnder Räume
darf man die Probleme des Einzelnen nicht bagatellisieren. Sie
auszuwerten und in Visionen einzubinden oder gar solche aus ihnen
sprießen zu lassen, wären für gewählte und berufene Stadträte
Betätigungsfelder, die freilich weit über das politische
Alltagsgeschäft hinausreichen.
Besagter
Anrufer (der Unterzeichner dieses Briefes) hat bei seinem dreisten
Anliegen auch ausdrücklich betont, dass es ihm lediglich um ein
sachliches Gespräch zwischen Stadt und Bahn gehe, das eine
Problemlösung oder eine Umstandsmilderung herbeiführen könnte.
Abwegig? Vielleicht noch! Aber was könnte ein Visionär sich
Schöneres vorstellen, als eine Zeit, in der Gespräche mehr erwirken
als medienwirksames Rufen nach Schallschutzwänden, Initiieren von
Unterschriftensammlungen, Gründen von Bürgerinitiativen, Anrufen
von Gerichten und vieles dergleichen. Immer betrachtet aus Sicht der
jeweilig Betroffenen, erschließt sich uns so ein Thema zum „Tag
der Visionen“ mit wahrlich menschlicher Dimension.
Anton Potche
aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 18. Oktober 2000
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