Montag, 4. August 2025

Probleme nicht bagatellisieren

Zum Artikel Bürger sind keine großen Visionäre (DK vom 14./15. Oktober):
Mindestens eine der Darstellungen in diesem Artikel ruft förmlich nach Präzisierung. Der Anrufer, dem „die Frage einfiel, weshalb und warum die Bahn überhaupt so viel rangieren muss“, bezog sich nur auf das Rangieren in der Nacht, und auch dies ganz speziell nur auf zwei Gleisen, die unmittelbar an der mittlerweile dicht besiedelten Martin-Hemm-Straße liegen. Wo sonst, wenn nicht vor der eigenen Haustür, sollen Visionen für umweltgestresste Bürger beginnen? In einer Zeit zunehmender Klagen über den Verlust überschaubarer, Geborgenheit vermittelnder Räume darf man die Probleme des Einzelnen nicht bagatellisieren. Sie auszuwerten und in Visionen einzubinden oder gar solche aus ihnen sprießen zu lassen, wären für gewählte und berufene Stadträte Betätigungsfelder, die freilich weit über das politische Alltagsgeschäft hinausreichen.
Besagter Anrufer (der Unterzeichner dieses Briefes) hat bei seinem dreisten Anliegen auch ausdrücklich betont, dass es ihm lediglich um ein sachliches Gespräch zwischen Stadt und Bahn gehe, das eine Problemlösung oder eine Umstandsmilderung herbeiführen könnte. Abwegig? Vielleicht noch! Aber was könnte ein Visionär sich Schöneres vorstellen, als eine Zeit, in der Gespräche mehr erwirken als medienwirksames Rufen nach Schallschutzwänden, Initiieren von Unterschriftensammlungen, Gründen von Bürgerinitiativen, Anrufen von Gerichten und vieles dergleichen. Immer betrachtet aus Sicht der jeweilig Betroffenen, erschließt sich uns so ein Thema zum „Tag der Visionen“ mit wahrlich menschlicher Dimension.

Anton Potche

aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 18. Oktober 2000

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