Stefan
Teppert (Hrsg.): Die Erinnerung bleibt – Donauschwäbische
Literatur seit 1945 – Eine Anthologie; Band 2, E – G; Hartmann
Verlag, Sersheim, 2000; ISBN 3-925921-25-7; 68 DM.
Nein,
das ist keine Blumenlese, dieser zweite Band der
Veröffentlichungsreihe Donauschwäbische Literatur seit 1945.
Das 1600 Gramm schwere und 22,5 x 155 x 4,5 cm große, in Leinen
gebundene Buch trägt den Titel Die Erinnerung bleibt.
Und es sind wahrlich nicht nur literarische Blumen, die in diesem
donauschwäbischen Garten des Geistes wachsen. Alles andere würde
auch dem Titel einer solchen Sammlung von Gedichten, Erzählungen und
Essays nicht gerecht werden.
Was
Stefan Teppert hier zusammengetragen und im Hartmann Verlag
herausgebracht hat, darf nicht als Auslese nach literarischen (also
immer auch subjektiven) Kriterien betrachtet werden. Wir haben es mit
einer Bestandsaufnahme von Schriftstücken zu tun, die durch ihren
Inhalt oder die Abstammung ihrer Verfasser dem donauschwäbischen
Raum (Jugoslawien, Rumänien, Ungarn) zugeordnet werden können. Der
Herausgeber blieb also seinem im ersten Band (1995) eingeschlagenen
Weg treu. Warum er das tat, wird von ihm selbst im Vorwort
überzeugend erläutert.
Wie
auf einem von Gärtnerhand unberührten Eiland kam ich mir beim Lesen
dieses Buches vor. Gestrüpp, ziemlich dicht, auch Dornen. Nicht
selten beschleicht einen auch ein Gefühl des Im-Kreis-Herumirrens.
Immer wieder dieselben Themen. Erinnerungsliteratur eben. Mit
Herzblut geschmiedete Verse. Erzählgedichte, die bedrückende
Botschaften transportieren und verkrampft im Reim eine
Genrebestätigung suchen.
Da
kann von leichter Lektüre keine Rede sein, wie man sie gelegentlich
von schnell zur Urlaubsentspannung gekauften Anthologien gewohnt ist,
aber auch nicht von sprachästhetischen Superlativen gleich einzelner
im Buchhandel ab und zu auftauchender Sammelbände. Wer sich in das
Gestrüpp gewagt hat, muss vorwärts drängen. Das lohnt sich. Immer
wieder sprießen zarte Blümlein und ab und zu sogar wunderschöne
Blütensträucher. Der Überraschungseffekt beim Lesen dieses Buches
sollte auf keinen Fall unterschätzt werden, sind doch auch die
Autoren vertreten, deren Werke auch einer strengen, nach allen Regeln
des gängigen Literaturbetriebes vorgenommenen Blumen[aus]lese
standgehalten hätten. Andererseits entdeckt man Autoren, von deren
Wirken man gar nichts wusste oder deren Namen bisher nur im
Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen oder beruflichen
Betätigungen bekannt waren. Dabei darf anfängliches Staunen
gelegentlich sogar in aufrichtiger Bewunderung gipfeln.
Der
informative Teil dieses Mammutwerkes sollte natürlich nicht
unterschätzt werden. Jeder Autor wird mit Foto und Kurzbiografie
vorgestellt. Für Literaturliebhaber und selbst für Wissenschaftler
ist der aufschlussreiche Anhang von Bedeutung. Er enthält das
Verzeichnis der Autoren mit ihren Texten, deren Entstehungsjahre oder
Quellen und Lizenzgeber, Veröffentlichungen der Autoren, Anthologien
und Sekundärliteratur.
Der
Hartmann Verlag hat das auf säurefreiem und alterungsbeständigem
Papier gedruckte Buch zu einem für 1021 Seiten immerhin akzeptablen
Preis herausgebracht. Die Vitae und Werke füllen in alphabetischer
Reihenfolge der Autoren die schneeweißen Seiten und können jedem
Leser, ob süchtig nach schöngeistiger Literatur oder nur an
Erlebnisberichten interessiert, ein stellenweise wirklich geistiges
Erlebnis bieten: Maria Ebner, Leopld Egger, Gretl
Eipert, Manfred Engelmann, Nikolaus Engelmann, Uwe
Erwin Engelmann, Adam Englert, Heinrich Erk,
Helmut Erwert, Walter Färber, Wendelin Faltum,
Horst Fassel, Georg Fath, Gerlinde Fickinger,
Wilma Filip, Jakob Filippi, Hans Fink, Ludwig
Fischer, Gustav Flander, Elisabeth Flassak,
Eva Frach-Fischler, Johann Franz,
Nikolaus Franzen, Helmuth Frauendorfer,
Heinrich Freihoffer, Georg Friedrich,
Franz Frombach, Joseph Fuchs, Johann
Josef Gabriel, Peter Gaenger, Erich
Georg Gagesch, Alfred Garoescu, Franz
Gaubatz, Adalbert Karl Gauß, Karl-Markus
Gauß, Josef Geiser, Konrad Gerescher,
Gerd Gerhardt, Horst Gerhardt, Robert
Glatt, Heinrich Göttel, Karl Götz,
Josef Goschy, Franziska Graf,
Jakob Graß, Otto Greffner, Luise
Gregetz, Gertrud Gregor, Karl-Hans Gross,
Catherina Grosskopf, Peter Grosz,
Ferdinand Ernst Gruber, Wendelin Gruber,
Margarete Grün, Klaus Günther,
Elisabeth Gutwein-Metschar.
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 5. Oktober 2000
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen