Dienstag, 16. Januar 2024

Die General-Versammlung des Bienenzüchter-Vereines

Die General-Versammlung des Bienenzüchter-Vereines hat am 3. d. in Gyarmatha stattgefunden und war äußerst zahlreich besucht und zwar in dem Maße, daß dies die bestbesuchte Versammlung seit dem sechsjährigen Bestehen dieses Vereines war. Dem LANDBOTEN entnehmen wir hierüber folgende aus Gyarmatha gemeldete Details: Sonntag wurden die Gäste durch die von der Gemeinde Gyarmatha gratis gestellten Wägen von Temesvar abgeholt und trafen hier Abends ein. Nach Besorgung der Quartiere fand im großen Gasthause der Bekannschafts-Abend statt, bei welcher Gelegenheit die geehrten Gäste durch das vom hiesigen Gesangsvereine vorgetragene Imkerlied (verfaßt vom Herrn Josef Szentz, in Musik gesetzt vom Herrn Lehrer Lukas) begrüßt wurden. Der Gesangsverein trug in gelungener Weise noch mehrere Lieder vor, wofür ihm die zahlreichen Gäste wohl eine dankbare Erinnerung bewahren werden.
Montag um 10 Uhr begann die Generalversammlung. Vorträge hielten: Herr Baron Béla Ambrózy über „die Fütterung der Bienen durch Mehl und Milch“; Herr Nik. Grand behandelte die Frage: „Warum will es mit unserem Vereine nicht vorwärts gehen?“ schließlich sprach Herr Joh. Reiter über „Arbeitsbienen in Drohnenzellen“. In Besprechung der behandelten Fragen mich einzulassen, das verbietet mir der knappe Raum, der mir gegönnt, und dann ist hiezu das Fachblatt des Vereines berufen. Aus dem Rechenschaftsberichte der Vereinsleitung will ich nur im Allgemeinen das hervorheben, daß der Verein auch in diesem Jahre trotz einiger in ihm ausgebrochener Zwistigkeiten erhebliche Fortschritte gemacht, da derselbe gegenwärtig 620 Mitglieder zählt. Aus dem Rechenschaftsberichte des Vereinskassiers sei erwähnt, daß der Verein seit der letzten General-Versammlung in Gyertyámos (10. - 12. Juni 1877) bis zur heutigen Versammlung an Einnahmen hatte: 1329 fl. 60 kr., an Ausgaben 1197 fl. 35 kr., so daß ein Kassarest von 132 fl. 25 kr. vorhanden ist, was auf eine geordnete Gebahrung innerhalb der Vereinsleitung schließen läßt.
An der Ausstellung beteiligten sich 27 Aussteller, theils Verfertiger von Bienenzucht-Gerätschaften, theils Honig-Produzenten. Da gab es Bienenwohnungen und Schleudermaschinen, in allen möglichen Formen, neu eingerichtete Bienenhauben, Entdeckelungs-Messer, Mittelwände u. s. w., Reps- und Akazien-Honig war zahlreich vertreten, aus Essig und Schnaps aus Honig war vorhanden. Doch wer könnte auch nur annähernd all‘ das nennen, was hier im reichsten Maße ausgestellt war; einem Imker mußte bei diesem Anblicke vor Freude das Herz hüpfen, wie auch zahlreiche Ankäufe bei dieser Gelegenheit geschahen.
Um 1 Uhr fand das Festmahl statt, an dem sich gegen 160 Gäste beteiligten. Die heitere Stimmung die dabei herrschte, wurde noch durch die lustigen Stücke erhöht, welche die Temesvarer Zigeuner-Musik erklingen ließ. Auch Toaste, nach „alter Sitt‘ und altem Brauch“, wurden zahlreiche ausgebracht, unter welchen der erste vom Vereinspräses G. Góar gesprochen, Sr. Majestät dem Könige galt; von den übrigen sei noch erwähnt der Toast des Baron Béla Ambrózy auf den Vereinspräses, des hochw. Herrn Dechanten F. Blitzky auf den Baron B. Ambrózy, des Vereinssekretärs Grand auf den Herrn Vizegespan Rötth u. s. w.
Um 4 Uhr wurde in unabsehbarer Wagenreihe nach der Pußta Lukin gefahren, wo der Baron Béla Ambrózy seinen Bienenstand hat. Derselbe besteht aus 4 Pavillons, jeder für 90 Völker (gegenwärtig sind blos 2 mit Völkern besetzt) und einer Anzahl von Kästen und gewöhnlichen Körben. Der jetzige Stand beläuft sich auf beiläufig 400 Völker. Der bewährte Bienenmeister Herr Gegenfurtner gab den Besuchern über Alles bereitwilligst Aufschluß, und bot es überhaupt einen eigenthümlichen Anblick, so viele Menschen, so ungenirt, mitten unter den summenden Bienen sich bewegen und herumhantiren zu sehen. Zum Schlusse bewirthete der Herr Baron mit altungarischer Gastfreundschaft seine zahlreichen Gäste, die von der Bienenwirtschaft auf Pusta Lukin das freundlichste Bild als Angedenken mitnehmen werden. Abends 9 Uhr begann das Kränzchen, in dem es sehr lustig zuging.
Nächsten Tag wurden die Preise verkündet, welche an 12 Aussteller verliehen wurden. Als nächster Ort der General-Versammlung wurde Werschetz bestimmt.

aus TEMESVARER ZEITUNG, Temesvar, 9. Juni 1878

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