Temes-Gyarmatha, 21. März.
(Orig. Corr.) Vorgestern begingen wir hier das Fest des h. Joseph,
unseres Kirchenpatrons, mit gewohnter Feierlichkeit. Dieser Tag
erhielt aber noch eine besondere Auszeichnung durch den Besuch
unseres hochverehrten Herrn Obergespans von Murányi, welcher
in Begleitung der HH. Sigmund von Ormos, Georg von Gyika
und Em. Ioannovics erschienen war. Obgleich dieser Besuch
privaten Charakters war, so fühlte sich die Gyarmathaer Gemeinde
doch dadurch freudig erregt, und suchte dieselbe ihrem Freudengefühle
durch einen möglichst feierlichen Empfang des hohen Gastes Ausdruck
zu geben. Auf das Signal der zu diesem Ende auf der Landstraße
aufgestellten Wache wurden bei Ankunft des hohen Gastes Böllersalven
gelöst, und das vor dem Pfarrhause postiert gewesene Schützenkorps
begrüßte die Gäste unter den Klängen
eines ungarischen Marsches ebenfalls mit Gewehrsalven.
Der hochw. Herr Dechant und Pfarrer Laurenz Schlauch gab aus
Anlaß dieser Feier eine Festtafel, an welcher der Herr Obergespan
mit den vorgenannten Herren sowie alle Honoratioren und das
Ortsgericht teilnahmen. Während der Tafel wurden mehrere recht
sinnreiche Toaste ausgebracht, von welchen ich besonders jenen des
Herrn Dechant auf Se. Majestät hervorheben zu müssen glaube, in
welchem er sagte: „Wie einst die Ungarn in altererbter
Anhänglichkeit an das erhabene Herrscherhaus einer erlauchten
Vorfahrin des jetzt ruhmreich regierenden Königs bei Anfang des
siebenjährigen Krieges mit Begeisterung zuriefen: moriamur pro
rege nostro, so möge Se. Majestät unser gnädigster König
geruhen, auch jetzt durch huldvolle Gnadenacte die treue und
hochherzige ungarische Nation zu ähnlicher Begeisterung hinzureißen.
Deshalb rufe ich: Es lebe hoch der König, es lebe hoch das
Vaterland!“
In
dem auf den Herrn Obergespan ausgebrachten Toast sagte der Herr
Dechant, daß er mit Freuden seine Hochgeboren begrüße, durch
dessen Ernennung zu diesem hohen Amte Se. Majestät einen allgemeinen
Wunsch befriedigt habe, und dessen geachteter Charakter zu den
erfreulichsten Hoffnungen berechtige, daß es daher nur ein Wunsch
Aller sein könne, Se. Hochgeboren durch den Schutz des Allmächtigen
zum Wohle des Vaterlandes und insbesondere des temeser Comitates noch
recht lange erhalten zu sehen. Der Herr Obergespan dankte in
herzlicher Weise und gedachte bei dieser Gelegenheit des
ersprießlichen Fleißes der Gyarmathaer Gemeinde und ihrer bewährten
Ergebenheit in Sachen des Vaterlandes mit Worten der Anerkennung.
Nachmittag
kehrte der hohe Gast unter Vivarufen aller Anwesenden, von einem
zahlreichen Banderium begleitet, nach Temesvar zurück. Dieser Tag
wird gewiß die angenehmsten Erinnerungen im Herzen der ganzen
Gyarmathaer Gemeinde wacherhalten.
aus TEMESVARER ZEITUNG, Temesvar, 23. März 1866
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