LG – Jahrmarkt. Gewandelt
hat sie sich schon im Laufe der Zeit, die Kerwei in Jahrmarkt. Was
Sinn und Zweck, also das Wesen darstellt, blieb es das gleiche,
anders sind einigermaßen der Verlauf und sonst noch einiges. Die
ältesten Musikanten im Ort Hans
Schwendtner, 78, und
Mathias Loris,
74, (unter dem Beinamen Turmann
bekannt), die beide über 40 Jahre
lang musizierten und seit 1920 bei fast allen Kerweien mit dabei
waren, erinnern sich, daß damals die Kerweibuben schon Dienstag in
den Wald
fuhren, um Bäume zu holen für die „Lawerhitt“, die bei den
Wirtshäusern (Seibert, Kolling, Pannerth) für das Fest des Jahres
aufgestellt wurden. Das war nicht so sehr wegen der Hitze und des
Raumes nötig, sondern weil zu diesem Jahrmarkter Fest fast immer
auch Regen dazugehörte. (Die
Kerwei ‘83 war eine der wenigen Ausnahmen.)
Von Samstagmittag und bis Mitternacht
gingen die Buben ihre Landsleute zum Fest einladen, die Lose für Hut
und Tuch verkauften sie erst Sonntagnachmittag, die Musik spielte
inzwischen für die Gäste auf, richtige Konzerte. Tanzunterhaltung
folgte erst abends und sie dauerte dafür dann bis mittwochs früh.
Am selben Tag
wurden dann noch die Laubhütten abgerissen und die Kerwei
eingegraben, so dass die Unterhaltung bis Mitternacht
andauerte. Nachkerwei hielt man damals erst nach zwei Wochen,
einerseits weil stets am darauffolgenden Sonntag im benachbarten
Bruckenau gefeiert wurde, andererseits weil am Sonntag nach der
Kerwei im Ort ein Aufmarsch der Feuerwehr, „Jünglinge“
(Jugendverein) und der Kerweipaare stattfand. Das war ein stattlicher
Zug, denn allein in Tracht
waren es stets 50 – 60 Paare, dazu die Vereinsmitglieder in
Paradeuniform und selbstverständlich auch die Blaskapelle. Für Hut
und Tuch gab es mehr „Reflektante“, es wurde mehr riskiert,
obwohl einer der auffallendsten Unterschiede zur Kerwei von damals,
so Schwendtner,
der ist, daß heute „de Parad viel greeßer is“. Doppelkerwei gab
es auch früher schon, in der Nachkriegszeit ständig erst seit 1974
wieder. Wenn es jetzt dabei nur um eine einfache Gruppierung um die
zwei Kapellen geht, handelte es sich damals mehr um eine soziale
Trennung.
Kerweibild mit der Kaszner-Kapelle |
Kerweivorstimmung
gab es, wie üblich, auch in diesem Jahr schon Wochen vor dem Fest,
bemerkbar nicht nur am Großreinemachen in Haus und Hof, sondern auch
auf den Straßen, wo mal Mädchen mit den gefalteten Unter- und
Oberröcken bzw. mit den geschmückten Kerweihüten für die Jungen
zu sehen waren. 38 Paare
machten mit, nur um einige weniger als im Vorjahr, 23 unter den
Klängen der Loris-Kapelle
und 15 mit der Kaszner-Kapelle.
Den ersten Zug führten Vortänzer Sepp Ebner
– Melitta Mathis
an, gefolgt von Franz Wendling
– Monika Funk
(erste Nachtänzer)
und Helmut Kunz –
Brigitte Krämer (II.
Nachtänzer). Seit Jahren ist hier Michael Probst
Kerweivater, zur Seite standen ihm die Väter Josef Ebner,
Nikolaus Kunz, Peter
Wendling und Johann
Bild. Den
Hut holte sich das Ehepaar Erika
(geborene Ebner) –
Helmut Kehrer, das
Tuch am Montag Michael Wendling.
Seit 1956 wird an der Nachkerwei
ein großes Erinnerungsfoto mit allen Beteiligten vergeben, ein
Brauch, den der damalige Kapellmeister Ignatz
Loris einführte. Der
Tradition gemäß verlief dieses Brauchtums- und Familienfest
auch bei der Gruppe, die von Ewald Schöntal
– Elfriede Zenz
(Vortänzer), Willi Bild
– Annemarie Maltry
(1. „Notänzer“) und Franz Schütt
– Helga Kerker (2. „Notänzer) angeführt wurde. Laut Kerweivater
Wilhelm Bild (seit
1981 in diesem Amt) – als Organisatoren halfen ihm die Väter Franz
Zenz, Martin Schütt
und Franz Kerker –
begann das eigentliche Fest Samstag um 10 Uhr mit dem Ausgraben der
Kerwei in der Handwerker-Gasse. Anschließend besuchten die Buben
zuerst die Ehrengäste (Gemeindeleitung) dann wurden die Bewohner
aller Gassen eingeladen. Am späten Abend folgte das gemeinsame
Paprikasch.
Der
Umzug der Paare in Tracht fand Sonntagvormittag statt, nachmittags
gab es auf der Terrasse beim Kulturheim die hier üblichen Ehrentänze
ums Fass für die Verwandten, Freunde
und Bekannten.
Den Hut holte hier Niki
Loris, der am Abend nach
Hause gespielt wurde, Montag ging das Tuch an Franz Stefan.
Dem Brauch gemäß spielt Montag das Nachtänzerpaar die Hauptrolle,
an der Nachkerwei die zweiten Nachtänzer. Heute Nachmittag um 17 Uhr
treffen sich die Buben beim Vortänzer, um die Kerwei wieder in der
Handwerker-Gasse zu begraben – mit Lamento, Trauermarsch und viel
Schabernack. So hat hier die Kerwei „e Loch“.
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