Donnerstag, 17. Juni 2021

Wieder Doppelkerwei in Jahrmarkt


LG – Jahrmarkt. Gewandelt hat sie sich schon im Laufe der Zeit, die Kerwei in Jahrmarkt. Was Sinn und Zweck, also das Wesen darstellt, blieb es das gleiche, anders sind einigermaßen der Verlauf und sonst noch einiges. Die ältesten Musikanten im Ort Hans Schwendtner, 78, und Mathias Loris, 74, (unter dem Beinamen Turmann bekannt), die beide über 40 Jahre lang musizierten und seit 1920 bei fast allen Kerweien mit dabei waren, erinnern sich, daß damals die Kerweibuben schon Dienstag in den Wald fuhren, um Bäume zu holen für die „Lawerhitt“, die bei den Wirtshäusern (Seibert, Kolling, Pannerth) für das Fest des Jahres aufgestellt wurden. Das war nicht so sehr wegen der Hitze und des Raumes nötig, sondern weil zu diesem Jahrmarkter Fest fast immer auch Regen dazugehörte. (Die Kerwei ‘83 war eine der wenigen Ausnahmen.) Von Samstagmittag und bis Mitternacht gingen die Buben ihre Landsleute zum Fest einladen, die Lose für Hut und Tuch verkauften sie erst Sonntagnachmittag, die Musik spielte inzwischen für die Gäste auf, richtige Konzerte. Tanzunterhaltung folgte erst abends und sie dauerte dafür dann bis mittwochs früh. Am selben Tag wurden dann noch die Laubhütten abgerissen und die Kerwei eingegraben, so dass die Unterhaltung bis Mitternacht andauerte. Nachkerwei hielt man damals erst nach zwei Wochen, einerseits weil stets am darauffolgenden Sonntag im benachbarten Bruckenau gefeiert wurde, andererseits weil am Sonntag nach der Kerwei im Ort ein Aufmarsch der Feuerwehr, „Jünglinge“ (Jugendverein) und der Kerweipaare stattfand. Das war ein stattlicher Zug, denn allein in Tracht waren es stets 50 – 60 Paare, dazu die Vereinsmitglieder in Paradeuniform und selbstverständlich auch die Blaskapelle. Für Hut und Tuch gab es mehr „Reflektante“, es wurde mehr riskiert, obwohl einer der auffallendsten Unterschiede zur Kerwei von damals, so Schwendtner, der ist, daß heute „de Parad viel greeßer is“. Doppelkerwei gab es auch früher schon, in der Nachkriegszeit ständig erst seit 1974 wieder. Wenn es jetzt dabei nur um eine einfache Gruppierung um die zwei Kapellen geht, handelte es sich damals mehr um eine soziale Trennung.
Kerweibild mit der
Kaszner-Kapelle

Kerweivorstimmung gab es, wie üblich, auch in diesem Jahr schon Wochen vor dem Fest, bemerkbar nicht nur am Großreinemachen in Haus und Hof, sondern auch auf den Straßen, wo mal Mädchen mit den gefalteten Unter- und Oberröcken bzw. mit den geschmückten Kerweihüten für die Jungen zu sehen waren. 38 Paare machten mit, nur um einige weniger als im Vorjahr, 23 unter den Klängen der Loris-Kapelle und 15 mit der Kaszner-Kapelle. Den ersten Zug führten Vortänzer Sepp EbnerMelitta Mathis an, gefolgt von Franz WendlingMonika Funk (erste Nachtänzer) und Helmut KunzBrigitte Krämer (II. Nachtänzer). Seit Jahren ist hier Michael Probst Kerweivater, zur Seite standen ihm die Väter Josef Ebner, Nikolaus Kunz, Peter Wendling und Johann Bild. Den Hut holte sich das Ehepaar Erika (geborene Ebner) – Helmut Kehrer, das Tuch am Montag Michael Wendling. Seit 1956 wird an der Nachkerwei ein großes Erinnerungsfoto mit allen Beteiligten vergeben, ein Brauch, den der damalige Kapellmeister Ignatz Loris einführte. Der Tradition gemäß verlief dieses Brauchtums- und Familienfest auch bei der Gruppe, die von Ewald SchöntalElfriede Zenz (Vortänzer), Willi BildAnnemarie Maltry (1. „Notänzer“) und Franz SchüttHelga Kerker (2. „Notänzer) angeführt wurde. Laut Kerweivater Wilhelm Bild (seit 1981 in diesem Amt) – als Organisatoren halfen ihm die Väter Franz Zenz, Martin Schütt und Franz Kerker – begann das eigentliche Fest Samstag um 10 Uhr mit dem Ausgraben der Kerwei in der Handwerker-Gasse. Anschließend besuchten die Buben zuerst die Ehrengäste (Gemeindeleitung) dann wurden die Bewohner aller Gassen eingeladen. Am späten Abend folgte das gemeinsame Paprikasch.
Der Umzug der Paare in Tracht fand Sonntagvormittag statt, nachmittags gab es auf der Terrasse beim Kulturheim die hier üblichen Ehrentänze ums Fass für die Verwandten, Freunde und Bekannten. Den Hut holte hier Niki Loris, der am Abend nach Hause gespielt wurde, Montag ging das Tuch an Franz Stefan. Dem Brauch gemäß spielt Montag das Nachtänzerpaar die Hauptrolle, an der Nachkerwei die zweiten Nachtänzer. Heute Nachmittag um 17 Uhr treffen sich die Buben beim Vortänzer, um die Kerwei wieder in der Handwerker-Gasse zu begraben – mit Lamento, Trauermarsch und viel Schabernack. So hat hier die Kerwei „e Loch“.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen