Reinhard Scherer und Manfred
Loris präsentieren einen Videofilm von einer würdevollen
Gedenkfeier in Nürnberg
Bewegliche Bilder in Schwarzweiß.
Kriegshandlungen, furchterregende Bombergeschwader, Panzer im
Gelände, bizarre Scheinwerferlinien am Himmel, bedrückende
Frontszenen und dazu der Kommentar einer unverkennbar jugendlichen
Frauenstimme: „Im August 1944 verfielen im Osten, zwischen dem
Schwarzen Meer und den Karpaten, zwei deutsche und drei rumänische
Armeen der Heeresgruppe Süd vor dem Ansturm überlegener russischer
Kräfte einer fast völligen Auflösung. Der Vormarsch der russischen
Einheiten war nicht mehr aufzuhalten. Damit begann das dunkelste
Kapitel in der Geschichte der Deutschen in Rumänien: Flucht,
Verfolgung, Diskriminierung, Deportation, Enteignung.“
Untermalt mit schwermütigen Klängen
von Bach, Rimskij-Korsakow, Beethoven, Schumann,
Paganini, Mozart und Schubert werden die Themen
Flucht und Deportation sachlich mit Fotos, Briefen und Zeichnungen
von Julius Stürmer, Adolf Kroner, Friedrich
von Bömches und Sebastian Leicht dargestellt. Auch wenn
die Zitate aus dem Erinnerungs-Büchlein an alle meine Lieben
von der damals 15-jährigen Annamaria Possler aus Bruckenau
und so manche Lagerszenen mit der ergreifenden Begleitmelodie des
Rußlandliedes (meisterhaft von der Sprecherin
des Films, Alexandra Scherer, auf der Violine interpretiert)
besonders gefühlsträchtig sind, rutscht die filmische Wiedergabe
dieser beklagenswerten Passion der Rumäniendeutschen nie ins
Kitschige ab. Bar jeder Selbstbemitleidung bleibt der Filmkommentar
nüchtern und sachkundig; ein Verdienst des für die Dokumentation
zeichnenden Journalisten Luzian Geier.
Mit dem Ende der Deportation
verschwinden zwar die letzten Schwarzweiß-Bilder vom Bildschirm,
nicht aber die Problematik dieses menschenrechtswidrigen Aktes. Eben
die geistige und besonders die seelische Verarbeitung des
Verschleppungstraumas steht im Mittelpunkt der zweiten Filmhälfte.
Die Bilder werden zwar farbig und die trostspendende Wirkung des
Gedenkgottesdienstes in der Nürnberger Kirche Maria am Hauch vom 14.
Januar 1995 ist nicht schwer nachzuvollziehen, aber die folgende
Gedenkfeier bei Kaffee und Kuchen zeigt dann, daß die Gefühle der
Betroffenen von uns Jüngeren mit etwas gutem Willen verstanden
werden können, doch in der von den geschädigten erlebten Intensität
niemals nachvollziehbar sind. Die Erlebnisberichte einiger Anwesenden
legen dafür ein beredtes Beispiel ab. Umso wichtiger werden für die
folgenden Generationen die geschichtlichen Hintergründe solcher
Untaten, um ähnliches zu vermeiden.
Luzian Geier, Chefredakteur
des in Augsburg erscheinenden buchenlanddeutschen Presseorgans DER
SÜDOSTDEUTSCHE, versucht anhand von fünf teils noch offenen Fragen
die geschichtlichen Ursachen der Deportation zu durchleuchten.
1.) Wer hat den Beschluß der
Deportation gefaßt? War es Stalin, General Serov( Iwan
der Schreckliche genannt) oder war der geistige Urheber dieses
Vergehens gar Tito?
2.) Wie standen die (damalige)
rumänische Regierung, die Parteien, der König und die Kirche zur
Verschleppung?
3.) Warum mußten unsere Landsleute
nach Rußland?
4.) Welchen Status hatten die
Deportierten? Waren sie Arbeitskräfte für Reparationsleistungen,
politische Häftlinge oder Internierte?
5.) Was haben die Alliierten zur
Deportation der Deutschen aus Rumänien gesagt?
Geier gibt Antworten, die
besonders den einen oder anderen Betroffenen nicht gerade
zufriedenstellen, aber eben darum vom Primat der wissenschaftlichen
Objektivität seiner Ausführungen zeugen. Gerade diese strenge
Sachlichkeit ist nötig, damit der zum Filmende geäußerte Wunsch
eines Vertreters der Nachfolgegeneration hoffentlich bald in
Erfüllung gehen kann. Johann Eichinger
(Jahrmarkt): „Ich wünscht‘, es wäre für immer Friede auf
dieser Erde.“
Anton Potche
aus BANATER POST, München,
5. Mai 1998
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