Konzert der besten fünf
Banater Blaskapellen in der Olimpia-Halle
„Beim alten Bill in
Oklahoma“, „Wenn
alle Brünnlein fließen“
wj.
Temeswar. - Daß man Blasmusik im Banat immer wieder oder noch immer
sehr gerne hört – und das nicht nur auf dem Land, sondern auch in
Temeswar ,
davon konnte man sich am vergangenen Samstag abend in der
Olimpia-Halle der Stadt erneut überzeugen. Das
Konzert, mit dem die NEUE BANATER ZEITUNG eine ihrer, was die
Massenbeteiligung anbelangt, erfolgreichsten Aktionen abschloss und
das die fünf Kapellen präsentierte, die die meisten Stimmen auf
sich vereinigt hatten, fand in einer ausverkauften Temeswarer
Sporthalle statt, und es hätten ganz ruhig doppelt soviel Plätze
sein können als die knapp 2000, wieviel die Halle fast – es wären
noch immer zuwenig gewesen.
17
Wochen dauerte der Wettbewerb, und in dieser Zeitspanne wurden
insgesamt 182.000 Stimmen abgegeben, die die Kapelle ihrer Wahl zum
Gewinn oder zu einem der ersten fünf Plätze führen sollten. Auf
mehr als 60 Kapellen wurde gesetzt. All diese Ziffern beweisen besser
als jedwelche andere Feststellung, daß es Blasmusik nicht nur (noch)
gibt, sondern, daß sie auch ihre Anhänger hat, die – wie man
beim Publikum in der Halle sah – größtenteils jung sind.
Andererseits haben sich aber auch die Formationen der Jugend
angepaßt. Sie blasen Schlager, wenn das auch nicht immer gut
klingt, aber was sollʼs.
Doch
zurück zum Konzert. Wie in einer live erlebten Hitparade wurden die
Orchester in umgekehrter Reihenfolge der Gewinnliste präsentiert. Es
begann mit der Kapelle
Rudi Hellner
aus Maschlok, die den fünften Rang der Wettbewerbstabelle belegt
hatte. Nach dem die Blas-Tradition wahrenden Anfang mit der
Musikantenpolka
schaltete die Kapelle auf jene Melodien, die bei jung und alt als
bekannte Schlager gleichgut ankommen: Beim
alten Bill in Oklahoma,
Santa
Maria,
Kreuzberger
Nächte
und so weiter. Dabei sangen auch Rudi
Hellner
sowie Erwin
und Rudi
Altenbach.
Eigentlich
schade, dass die junge, aber aus gut geschulten Musikern (die
langjährige Kulturarbeit in der Gemeinde wirkt nach) bestehende
Peter-Pohl-Kapelle
aus Neupetsch nur den vierten Platz (wenn man von „nur“ sprechen
kann) belegte. Im Konzert von Samstag abend in der Temeswarer
Olimpia-Halle vertraten sie wohl am besten und am gekonntesten die
langjährige und auch reichhaltige Blasmusiktradition im Banat durch
das Repertoire (Abschiedspolka,
Sehnsuchtswalzer,
Wenn
der Tag erwacht,
Slawonicka,
Svatebni
Cesta
– also Walzer und Polkas) und durch den Interpretationsstil. Es
fehlte jede Effekthascherei, jedwelches Streben,
auf anderen Wegen als auf dem der Blasmusik dem Publikum zu gefallen.
Die
Anni-Hann-Kapelle,
dritter Platz,bestätigte ihre bekannte Beliebtheit beim Publikum.
Dazu trägt bestimmt auch die „spielerische“ Leistung der
Orchestermitglieder bei, aber auch der Geschmack, den man bei der
Auswahl der Schlager beweist, die von der Orchesterchefin (die
einzige Frau, die eine Banater Blaskapelle leitet) und von anderen
Mitgliedern der Formation gesungen werden.
Höhepunkt
des Abends waren dann doch die beiden Jahrmarkter Kapellen unter
Prof. Matthias
Loris
(zweiter Platz) und Prof. Hans
Kaszner.
Die jeweils mehr als 40 Mann fassenden Kapellen mit mehreren
Instrumentalsolisten brachten ein umfassendes Repertoire zu Gehör:
Es gab da nicht nur das, was man ganz allgemein als „echte
Blasmusik“ bezeichnet, es gab da auch Konzertstücke (Kaszner:
Die
Teufelszunge,
eine Konzertpolka, die vom jungen Helmuth
Kaszner
hervorragend gespielt wurde), es gab Ouvertüren (Loris:
Fedora
von Tschaikowski),
und erstmals am Abend hörte man auch deutsche Volksweisen, als die
Loris‘sche
Kapelle
Wenn
alle Brünnlein fließen anstimmte.
Und natürlich ging beim Radetzky-Marsch,
den die Loris-Kapelle
spielte, der ganze Saal mit. In der Unterhaltungsmusik, die sogar bis
zum Dixieland
reichte, erwies sich die Kaszner-Kapelle
als die beste des Abends.
Das
Ansager-Paar des Konzerts, das in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Staatstheater Temeswar veranstaltet worden war, war Ida
Jarczek-Zamfirescu
und Peter
Schuch.
aus NEUER WEG,
Bukarest, 5. November 1981
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