Franz Hoch feierte den 75.
Ingolstadt.
– „Ich kenne
alli Schwowine do in Pforzheim, d han ich kenne gelernt do in dr
Kirich, im Alteklub, dart war Kaffee-Nomitaa“, hat die Traunauerin
Theresia Andree
1991 dem Heimatkundler Walther
Konschitzky
erzählt.
Wer
unter die Leute geht, erlebt ein ganz anderes Daseinsempfinden als
ein Stubenhocker. Er entwickelt durch seine Kontakte zu anderen
Menschen unbewußt Abwehrkräfte gegen eigene Schicksalsschläge und
schafft immer wieder einen Neuanfang, der seinem Leben einen Sinn
gibt.
Traunau
war anscheinend ein guter Boden für diesen selbstbewußten
Menschenschlag, denn Franz
Hoch ist ein
Traunauer, der sein Lebtag gerne unter die Leute ging. Er könnte die
Aussage seiner Landsmännin mit gutem Gewissen auch für sich in
Anspruch nehmen: Ich kenn fast alli Schwowine und Schwowe do in
Ingolstadt. Bei Franz
Hoch klingt dieser
Anspruch aber, seinem frohen Naturell entsprechend, so: „Des ganzi
Geld, wu unser Ingolstädter Schwoweverein in seiner Kassa hat, is
dorch mei Hänn dort nin kumm.“
Recht
hat er, denn seit 1974 sitzt der „Hochs Vetter Franz“ mit jeweils
einem seiner „Kassakollegen“ an den Türen der Säle, in denen
die Ingolstädter Banater Schwaben ihre Veranstaltungen abhalten, um
die „Unkostenbeiträge“ einzusammeln. Er kann darum nicht nur fix
und schnell rechnen, sondern er kann auch gut erzählen; und
Klagetöne sind dabei nur selten zu vernehmen.
Am
22. Januar 1922, noch vor dem ersten Hahnenschrei – er behauptet,
es ganz genau zu wissen -, um 0:30 Uhr erblickte Franz
Hoch in Traunau im
rumänischen Banat das (Kerzen)Licht der Welt. Er war der erste Sohn
des Wagnermeisters Franz Hoch und dessen Gemahlin Katharina, geb.
Stroh.
Nach
dem Besuch der Volksschule in Traunau erlernte Franz
Hoch in Arad das
Schneiderhandwerk. Ebenda arbeitete er bis zu seiner Einberufung zum
rumänischen Militär (1943) als Schneidergeselle. Die Ausübung
dieses Berufes brachte ihn in Berührung mit Menschen verschiedener
Nationalitäten.
Im
Juni 1943 wurde Franz
Hoch in die
deutsche Nordlanddivision eingereiht. Er hatte Glück und überlebte
Fronteinsätze in Serbien und Rußland. Am 9. Mai 1945 geriet er im
Umland von Prag in russische Gefangenschaft. „Wie mei Kumrade un
ich vun om Kontrollgang zrick kumm sin, war nimand meh do“,
erinnert er sich an jene Augenblicke des gleichzeitigen Endes und
Neubeginns.
Die
Russen waren plötzlich überall und Franz
Hoch landete
schließlich in einem Kriegsgefangenenlager im ungarischen Baja. Und
siehe da, der Franz
wurde erkannt. Kein Geringerer als der Lagerarzt war einer jener
Ungarn, mit denen der junge Schneidergeselle Hoch in Arad
Bekanntschaft geschlossen hatte. Das folgende Geschehen gehört in
die in jener Zeit schon fast vergessene Charaktersparte Edelmut. Der
Kriegsgefangene Franz
Hoch war plötzlich
schwer krank und wurde nicht in einen Rußlandtransport gedrängt,
sondern nach Rumänien entlassen.
In
Traunau folgte erst mal das damals für viele Kriegsheimkehrer
übliche Versteckspiel vor der rumänischen Gendarmarie. Dieser
anfänglichen Unsicherheit nach dem Krieg ist es auch zuzuschreiben,
daß Franz Hoch
nicht mehr seinen Schneiderberuf weiter in Arad ausübte, sondern auf
den Feldern Traunaus sein Aus- und Einkommen suchte.
Im
Jahre 1949 heiratete er die Traunauerin Anna Plantsche. 1962 gelang
dem Ehepaar die Ausreise nach Österreich zu Franz Hochs Bruder, und
von dort die Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland.
Ingolstadt wurde ihre zweite Heimat.
Franz
Hoch fand schnell
eine Anstellung in der Hausdruckerei der Firma Auto Union (heute Audi
AG). „Ich han alle große Herre in der Firma gekennt un han forr so
manche Landsleit e gutes Wort ingeleet“, erzählt der im direkten
Umfeld der damaligen Vorstandschaft als eine Art „Unterlagenkopierer“
arbeitende Traunauer.
1981
ging Franz Hoch
in Rente. Vier Jahre später starb seine Frau. Ein schwerer Schlag,
aber der nun aus familiärer Sicht Alleinstehende hatte einen
intakten Verwandtschafts- und Bekanntschaftskreis. Er ist
Gründungsmitglied der Vereinigung der Banater Schwaben e. V. und ist
heute noch als „Kassamann“ und Fahnenträger aktiv. Auch das
Kegeln mit Landsleuten erleichterte ihm das häusliche Alleinsein.
Seit
1987 ist Franz Hoch
mit der aus Jahrmarkt stammenden Elisabeth
Loris verheiratet,
eine Frau, die die ehrenamtlichen Tätigkeiten ihres Gatten voll
unterstützt.
„Die
Ingolstädter Schwowe winsche em Hochs
Vetter Franz zu
seinem 75. Geburtstag vill Gsundheit un weiterhin vill Ausdauer, wann
des ah bedeit, daß se an der Kassa ehre Brieftasche ufmache misse.“
Mark
Jahr
aus
DER DONAUSCHWABE, Aalen,
11. Mai 1997
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