Dienstag, 4. Dezember 2018

DIE TEMESCH – lesenswerte Neuerscheinung


Der Schager Heimatbote DIE TEMESCH ist wieder unterwegs, und er vermittelt auch diesmal das Bild eines durchs Dorf ziehenden „Trummelmanns“. Was er mitzuteilen hat, liefert quantitativ und qualitativ ausreichend Stoff für eine lesenswerte Broschüre. Um die redaktionelle Gestaltung und den Druck zu ermöglichen, hat Franziska Graf weder finanzielle Risiken noch geistige Mühen gescheut.

Gewidmet ist die Nr. 2 dieses Heimatblattes „dem Gedenken an die Russland-Deportation vor 50 Jahren“, „damit in späteren Jahren so ein Unrecht, wie es an unseren Eltern, Geschwistern, unseren Lieben oder uns selbst geschah, sich nicht mehr wiederholt“, erläutert Anny Kleeb, die Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Schag, in ihrem Grußwort . Von den 76 Verschleppten aus Schag haben 16 die Heimat nicht wiedergesehen.

Man soll seine Toten und Opfer der Geschichte gebührend ehren, aber man soll es gleichzeitig vermeiden, mit ihnen in einem ausweglosen Vergangenheits- und Unrechtstrauma zu erstarren. Sie, unsere in der Heimatscholle oder in fremder, verbrannter Erde ruhenden Toten, wären wohl die Letzten, die das von uns erwarten würden. In diesem Sinne lässt auch die Verfasserin des Schager Heimatboten Nr. 2 DIE TEMESCH ihre Blicke durch die Gegenwart und die letzten zwei Jahre (seit erscheinen der Nr. 1) schweifen und präsentiert ab Seite 8 die Schager HOG als eine aktive Volksgruppenzelle der Banater Schwaben. Es tut immer wieder gut, zu erfahren, dass nicht nur die BANATER POST über die Kirchweihfeste unserer Landsleute quer durch Deutschland berichtet, sondern dass viele Stadt- und Regionalblätter diese Veranstaltungen für oft auch ausführliche Berichte wert finden. Man kann in dem gehefteten Büchlein nachlesen, wie Journalisten der Zeitungen Die RHEINPFLALZ, SÜDWEST und der GESCHÄFTSANZEIGER FÜR HAGENBACH UND KANDEL über die Banater Schwaben berichten.

Literarische Beiträge wirken sich auch in der TEMESCH wie Rosinen im Kuchen aus. Katharina Ochsenfeld-Mallingers Gedichte bringen den Informationsfluß des Büchleins (114 Seiten) zum schwingen, ohne ihn allerdings zu unterbrechen, und Nikolaus Mayers Lausbubenstreiche lassen denen Ion Creangăs nichts aus. Toll, wie der Mann schreibt. Mit welch unbeschwertem Hunor hier donauschwäbische Tugenden aus der Rutenzüchtigungszeit unserer Banater Vergangenheit zum Vorschein kommen, ist einfach faszinierend.

Alles in allem hat Franziska Graf mit diesem Heimatbote wieder ein Kleinod benatschwäbischer Kultur vorgelegt.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. November 1996

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