Ingolstädter BDVler besuchten den Sitz des Bayerischen Landtags
Wie kommen Ingolstädter Vertriebene und Aussiedler zu einem
Landtagsbesuch im Maximilianeum? Ganz einfach: Johann Metzger, von Geburt Banater Schwabe und im unverklärten
Verhältnis zu seiner Abstammung seit vielen Jahren Vorsitzender der Vereinigung
der Banater Schwaben in Ingolstadt e.V., aus geschichtlicher Gesinnung Vorsitzender
des BDV-Kreisverbandes Ingolstadt und aus politischer Überzeugung
stellvertretender Vorsitzender des Ingolstädter CSU-Kreisverbandes sowie
Stadtrat, als Ausdruck praktischen Bürgerdienstes, übermittelt den Wunsch
einiger BdV-Mitglieder, den Landtag in München zu besuchen, Hermann Regensburger (CSU), Mitglied
des bayerischen Landtags, Staatsskretär im Bayerischen Innenministerium und
Stadtrat in Ingolstadt. Dieser beauftragt sein Ingolstädter Büro, und Frau Schweiger (Sekretärin) vereinbart mit Metzger einen Besuchstermin. Für 48
Mitglieder des Ingolstädter Kreisverbandes des Bundes der Vertriebenen, unter
ihnen auch mehrere Banater Schwaben, fiel dieser Termin auf den frühlingshaften
27. Februar 1996.
Ja, und wie das im Leben so ist, war Dr. Manfred Schumann, Ingolstadts
OB-Kandidat der SPD und MdL, der erste, der der Besuchergruppe in der
Eingangshalle des Maximilianeums über den Weg lief. Die Begrüßung war
freundlich. Hallo! Man kennt sich doch. Schließlich waren auch gestandene
Sozialdemokraten in der Gruppe. Der BdV ist eben ein parteiübergreifender Verband.
Auch Albert Schmid (SPD) kam die
Gruppe gelegen, denn der wollte gleich wissen, wo denn dieses Wellheim liege,
dort müsse er nämlich hin. Ach ja, es war ja Wahlkampf. Da schwirrten die
Politiker durch die bayerischen Lande.
Gut so, denn der Plenarsaal der Volksvertreter war leer. Die Ingolstädter
Vertriebenen und Aussiedleer konnten tagen.
Ingolstädter BdV-Mitglieder im Maximilianeum - am Rednerpult: Hermann Regensburger |
Herman Regensburger
begrüßte vom Rednerpult die Besucher und ließ auch jeden gleich wissen, in
wessen Fraktionsrevier er sich befindet. Da saßen dann einige auf Plätzen, die
sie als Abgeordnete bestimmt nicht einnehmen würden.
Der Staatssekretär gab einen kurzen Überblick über die
Tätigkeit des Parlaments, dessen Schwerpunkt in den von der Öffentlichkeit kaum
wahrgenommenen Sitzungen der zwölf Ausschüsse und der Parlamentarischen
Kontrollkommission zu suchen sei. In der Vollversammlung findet aber das von
den Medien so geschätzte Aufeinanderprallen von Meinungen und Interessen statt.
Von Journalisten war jedoch an diesem Nachmittag weit und breit keine Spur.
Also konnte man ganz ungeniert fragen. Der Kommunal- und Landespolitiker Hermann Regensburger stand Rede und
Antwort.
Wie steht’s um das Kulturhaus der Banater Schwaben in
Ingolstadt? Warum wird die Kulturarbeit der Ausländer in Ingolstadt höher
bezuschusst als die der Vertriebenen und Aussiedler? Wieso erfährt der deutsche
Bürger stets mehr über geschädigte Demonstranten (oft auch gewalttätige
Ausländer) als über lädierte Polizisten? Woran liegt es, dass man den
rumänischen Burschen mit der Safekleptomanie nicht endlich das Handwerk legen
kann? …
Diese und andere Fragen haben den „alten“ Polithasen Regensburger (55) natürlich keinen
Moment in Verlegenheit gebracht. Alles in Butter, mit kleinen Abstrichen und
unvermeidbaren Problemen. Es kann sowieso niemand jedem recht machen.
Optimismus regelt zwar keine Probleme, hält den Glauben an ihre Lösung aber
aufrecht. Das ist doch auch schon etwas.
Hermann Regensburger
nahm sich noch die Zeit, um seine Gäste durch die geschichtsträchtig bemalten
Räume des Maximilianeums zu führen. Zwischen 1852 und 1874 wurde das
Maximilianeum zum Zweck der „Hebung des monarchischen nationalen Volksgeistes“
von Maximilian II. von Bayern
errichtet. Obwohl das imposante Bauwerk „auf der Isarhöhe bei München“ erst
zehn Jahre nach dem Tode des Monarchen seiner Bestimmung übergeben wurde, blieb
es bis heute mit seinem Namen verbunden, wenn auch der „monarchisch nationale
Volksgeist“ mittlerweile einem parlamentarischen Mitbestimmungsgeist weichen
musste. Ursprünglich nur als „Atheneum“ für eine Stiftung, die das hehre Ziel
hatte, „talentvollen bayerischen Jünglingen (jeglichen Standes) die Erreichung
jener Stufe wissenschaftlicher und geistiger Ausbildung zu erleichtern, welche
zur Lösung der höheren Aufgaben des Staatsdienstes erforderlich ist“, gedacht,
beherbergt das Maximilianeum seit 1949 den bayerischen Landtag, während die
„talentvollen bayerischen Jünglinge“ im Max-Josef-Stift wohnen.
Heimfahrten von Tagesreisen oder Informationsfahrten sind ja
nicht immer der Fröhlichkeit letzter Schluß. Man hat eben das Schöne,
Reizvolle, Informative, einfach das Neue bereits hinter sich und fährt dem
Alltag entgegen. Diesmal war auch die Rückfahrt der Ingolstädter BdVler von
ihrem interessanten Landtagsbesuch von guter Stimmung geprägt. Begriffe wie
Kumulieren, Panaschieren, Zusammenzählen
- wobei die „3“ zu besonderen Ehren kam -, CSU, SPD, FDP, Grüne prägten die
Diskussionen. Wer dabei Schlechtes denkt, sollte wissen, dass Ingolstädter
Vertriebene und Aussiedler nichts von Wortungetümen wie
„Kommunalwahlwerbefahrt“ halten. Politisch interessiert sind sie aber allemal.
Anton Potche
aus BANATER
POST, München, 20. April 1996
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