aus NEUE BANATER ZEITUNG /
Temeswar, 7. Mai 1980
Herzlich willkommen! Auf diesem Archiv-Blog finden Sie auch Veröffentlichungen von Anton Potche (Pseud.: Berns Toni, Anton Delagiarmata, Mark Jahr) in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Diese Texte sind im Label "- - - Chronologisches Inhaltsverzeichnis" vermerkt. Zu den anderen Texten finden Sie Hinweise im Label "In eigener Sache".
Dienstag, 27. September 2016
Über 400 Personen
Über 400 Personen
wohnten in Gottlob dem Konzert der Jahrmarkter
Kaszner-Kapelle bei, unter ihnen viele Gäste aus Wiseschdia,
teilte uns Prof. Willi Gebhardt mit. Um das gute Gelingen der
Veranstaltung hatten sich vor allem die Familien Hans Hoff, Josef Hoff,
Otto Kirschenheuter, Margit Wissenz, Franz Labring,
Heidi Merle und Elmar Florescu bemüht.
Dienstag, 20. September 2016
Banater Blasmusik
Ein bemerkenswertes Konzert in Würzburg
Die rege Vereinstätigkeit findet
auch in unzähligen Blasmusikkonzerten, die jahrein, jahraus in deutschen Landen
veranstaltet werden, ihren Niederschlag. Sehr erfreulich. Das gilt nicht nur für
die Initiative an sich, sondern auch für die oft lobenswerte Qualität der
Darbietungen. Nur beim Repertoire, da versteht man oft die Welt nicht mehr.
Märsche von Sousa, Gershwin-Melodien, südamerikanische Rhythmen, spanische
Tänze, irgendwelche Beatles- und ABBA-Medleys sowie vieles andere mehr vom
Globusrund sind schön; aber so schön, daß ihnen zuliebe Werke deutscher
Komponisten viel zu wenig berücksichtigt werden, auch wiederum nicht. Und
trotzdem hält dieser unerfreuliche Trend an.
Umso erfreulicher ist es, wenn
Banater Musiker eigene, originelle Akzente setzen. Daß die Schwerpunkte eines
Blasmusikkonzertes auch anders gelagert werden können und mit welchen Mitteln
man eine adäquate, publikumsbezogene und allgemeinbildende Programmgestaltung
erreicht, zeigten bei den 8. Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben
in Würzburg am 8. Juli 36 aus dem rumänischen Teil des Banats stammende
Musiker/innen in einem Konzert mit vielen künstlerischen Höhepunkten. Das von
Mathias Loris dirigierte Blasorchester bot der Zuhörerschaft einen
aufschlußreichen Streifzug durch die banater Blasmusikliteratur.
Der Eingangsmarsch Fanfare
militaire von Josef Ascher (1829 -1869) kann als Hommage an die
Militärmusik verstanden werden. Diese hatte sich nach der Jahrhundertwende
positiv auf das Gedeihen der banater Dorfkapellen ausgewirkt.
Klassische Werke mit dominanten
Bläsersätzen eignen sich besonders für Blasorchester. Allerdings sollte dieses
dann auch auf einem hohen interpretativen Niveau stehen. Das Blasorchester der
banater Musiker war ein solch homogener Klangkörper, obwohl es nur eine
dreistündige Probe absolviert hatte. Das Orchester klang im lyrischen Teil der
Ouvertüre zum Operetteneinakter Leichte Kavallerie von Franz von Suppé
(1819 - 1895) einem mit Streichern bestückten symphonischen Orchester sehr
ähnlich. Mitreißen konnte dann das bekannte Schlußthema in Marschform. Hier
hätte eine stärkere (rein zahlenmäßig) Flügelhorn- und Trompetenbesetzung
bestimmt gutgetan.
Ein Einstieg in die authentische
banater Blasmusikliteratur schaffte das Orchester bravourös mit Richard Bartzers
(*1926) Konzertmarsch Zum Königstein. Mathias Loris, der für die
Programmgestaltung zeichnete, dirigierte dann seine eigene Blasorchesterfassung
des rumänischen Liedes Lino, Leano von Nicolae Ursu (1905 - 1969).
Die eigenartige Harmonie dieses Werkes klang trotz einer nicht abzustreitenden
Fremdheit dank der Blasorchesterbearbeitung irgendwie vertraut. Man wurde
spontan an die großen "fanfare populare", wie sie im Ardeal und in der Moldau
anzutreffen sind, erinnert. So und nicht anders vermittelt man Kultur über
Grenzen hinweg. Als Bereicherung und nicht als Dominanz muß man Kulturgut
anderer Landstriche präsentieren. Wie gut aber auch das deutsche Melodiegefühl
in der banater Blasmusik zum Tragen kam, konnte man anschließend dem
Konzertwalzer Du mein Banaterland von Nikolaus Maser (1920 - 1984)
entnehmen. Daß Loris hier seine Erfahrung in die Partitur einbrachte,
ohne allerdings die Themen des Werkes zu mißbrauchen, hat das Stück sicherlich
aufgewertet. Der Leistungsnachweis des Komponisten wurde dadurch in keiner Weise
geschmälert.
Deutsche Blasmusik erklingt nur
noch selten in den banater Dörfern. Aber die "bleckmusic" wird von den Rumänen
weiter gepflegt, wenn auch nicht mit der ethnologischen Bedeutung, die die
Banater Schwaben ihrer Blasmusik beimaßen. Hier in Deutschland lebt die
Blasmusik des Banaterlandes aber vor allem dank einiger Komponisten der
mittleren Generation weiter. Franz Watz (*1949), Günther Friedmann
(*1952) und Mathias Loris (*1951) sind nur drei Beispiele für die
künstlerisch äußerst kreative Musikergeneration, die in den vergangenen zwei
Jahrzehnten aus dem Banat in die Bundesrepublik kam. Walzer und Polkas, aber
auch ein Konzertstück (La Donna divina von Franz Watz) kamen von
diesen Tondichtern zur Aufführung. Der böhmische Einfluß ist in ihren Werken
nicht zu verkennen. Loris steht mit seinem Marsch Die Jahrmarkter
Musikanten in der Tradition der K.u.k.-Militärmärsche.
Die Gesamtdarbietung dieses
Konzertes war von der natürlichen Musikalität des Orchesters geprägt. Diese
entsprang dem ungezwungenen Verhältnis, das die Musikerinnen und Musiker mit
banater Vergangenheit, heute Musiklehrer, Bläser in Polizei- und
Symphonieorchester oder Laien mit Musikausbildung und reger Musiktätigkeit, zur
Blasmusik haben. Der Versuch, von Gagen verwöhnte Musiker zu einem
altruistischen Engagement aus purer "Liebe zur Blasmusik" zu gewinnen, ist
gelungen. Warum auch nicht? Chöre bereichern unser Leben schon seit
Menschengedenken mit selbstloser Hingabe für die Kunst der Stimmeneintracht. Die
banater Musiker haben einen neuen Weg in der Perzeption ihres
Musikverständnisses beschritten. Wenn die organisatorischen Mängel dieses
Konzertes, die die professionelle Einstellung der meisten Protagonisten zwar
nicht beeinträchtigten, darum aber trotzdem nicht minimalisiert werden sollten,
abgestellt werden können, dürfte es nicht bei dieser herrlich summenden
Eintagsfliege bleiben.
Dienstag, 13. September 2016
Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 80
De Gscheidst gebt noh, hot de Ochs em Fleischhacker gsaat.
☻ ۩ ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz (1929 - 1999)
Dienstag, 6. September 2016
Wie gefielen Ihnen die Loriskapellen?
Es antworten Reschitzaer
Konzertteilnehmer
Peter Lulay,
42, Bautechniker: Beide Orchester haben mich begeistert, das Programm war
vielseitig, alle kamen auf ihre Rechnung. Man bot uns schöne Musik. Vielleicht
weil ich ein leidenschaftlicher Blasmusikanhänger bin, gefiel mir der erste Teil
besser. Damit will ich nicht gesagt haben, dass die Unterhaltungsmusik mich
nicht angesprochen hat. Es war Rhythmus und Melodie da. Ein erholsamer Abend.
Mein Wunsch: das nächstemal mehr Volksmusik.
Dr. Anton
Kieszer, 49: An diesem Abend fiel mir meine Studentenzeit ein. Man bot einen
sehr schönen Walzer, den mein gewesener Professor I. G. Stoica komponiert
hatte, mit viel Gefühl dar. Mich hat das sehr beeindruckt. Das originelle Stück
Musikantenstreik, von Peter Loris,
dem Gründer der Loris-Kapelle, war
äußerst nett. Ein Hinweis, dass die Jugend Musik machen soll? Die
Tanzmusikkapelle möchte ich immer so klingen hören, auch auf den Bällen.
Johann Klein,
44, Techniker: Ein ausgezeichneter Klangkörper. Die Jahrmarkter waren oft in
Reschitza und haben uns nie enttäuscht. Ich liebe Blasmusik, weil ich der
älteren Generation angehöre. Im nächsten Programm möchte ich mehr Volkslieder
hören. Danke für den schönen Abend.
Franz Kehr,
57, Spielleiter der deutschen Operettengruppe: Der Besuch der
Loris-Kapelle war für uns ein
Ereignis. Sie bewies, dass auch Laienspieler ein beachtliches künstlerisches
Niveau erreichen können. Dies gibt uns Mut und Kraft, unsere Operettentradition
weiter zu pflegen. Ich weiß, wieviel harte, aufopferungsvolle Arbeit hinter so
einer Aufführung steckt. Darum Hut ab vor dem Dirigenten Prof.
Matthias Loris und vor jedem Mitwirkenden.
Möge ihr Schwung, ihr Wille, die Kulturtradition ihrer Gemeinde weiter zu
fördern, erhalten bleiben.
Josef Dudl,
80, langjähriger Leiter der Reschitzaer Blasmusik und des Operettenorchesters:
Die Aufführung gefiel mir sehr gut. Die Leistungen beider Kapellen grenzen an
Berufsmusik. Sie dienen als Beispiel. Das Repertoire ist abwechslungsreich, die
Interpretation pedant, die Instrumente genau gestimmt, was leider heutzutage
selten vorkommt. Professor Loris möchte ich
sagen, dass ich mit seinem Großvater in der Braşover Militärmusik
gespielt habe. Es freut mich außergewöhnlich
so gute und junge Musiker zu hören.
Dipl.-Ing. Oskar
Ferch, 50, Vorsitzender der deutschen Operettengruppe: Es ist schon
Tradition, dass die Loris-Kapelle uns
besucht. Sie bietet immer gute, gediegene Blasmusik. Das Unterhaltungsorchester
wies ein höheres Interpretationsniveau auf. Wenn die
Loris-Kapelle sozusagen zur hauseigenen Musik des Ensembles
wurde, bedeutet dies noch immer nicht, dass Reschitza für andere Formationen
tabu ist. Im Gegenteil: Wir erwarten alle mit offenen Toren. Die Kreisgrenze
sollte auch von anderen Kapellen überschritten werden. Solche Konzerte sind hier
beliebt, und ein volles Haus ist so wie sicher.
Redaktion:
Desiderius Wittmann
aus NEUE BANATER ZEITUNG,
Temeswar, 6. April 1980
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