|
Schlachtszene im Banat |
Bauernbräuche, wie sie in dem Artikel "... habt's große Würscht
g'macht" (Parsberger Umschau vom 22. Januar) schildern, wurden im
Banat/Rumänien bis in die siebziger Jahre von den Banater Schwaben
gepflegt. Das überlieferte Brauchtum half ihnen, das staatliche
Verbot des Vereinslebens zu umgehen und so deutsche Geselligkeit zu
gestalten. Geschlachtet wurde allerdings in der Vorweihnachtszeit. Der
Schlachttag war in der Regel ein Sonntag und wurde stets als großes
Familientreffen verstanden. Am Abend kamen auch die Nachbarsleute zum
"Sautanz". Sie brachten dem Hausherrn die tagsüber "gstohlni Fick"
(Schwanz) der geschlachteten Sau, mit Rosmarinzweiglein geschmückt, auf
einem Tablett zurück und sangen/rezitierten dabei ein von Dorf zu Dorf
verschiedenes, aber sinnähnliches Liedchen/Gedichtchen. In dem Dorf
Kleinsiedel hieß es zum Beispiel: "Ich han ghert, dir hat gschlacht / un
hat so gudi Werscht gemacht. / Eier Sau hat dicke Niere, / loßt mich net
do drauß verfriere! / Eier Sau hat e dicki Nas, / schickt mir eier
Rakiglas! / Kriewe un Werschter aus'm Haus, / schickt mer ah a paar mit
raus!" Der Sturz Ceauşescus hat das Ende der
letzten, damals (1989) bereits im Auflösen begriffenen deutschen
Volksgemeinschaft Südosteuropas beschleunigt, so daß auch die
Volksbräuche des banatschwäbischen Jahreslaufs heute bereits Geschichte
sind.
Anton Potche
aus MITTELBAYERISCHE,
Regensburg, 19. Februar 1992
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen