Namen, Jahreszahlen und Ereignisse
in der 70jährigen Geschichte der
Loris-Kapelle
von Prof. Hans Speck
Beide
Bereiche ergänzten sich vielfältig und wirkten aufeinander ein. Gerade diese
Einheit zwischen allen musikalischen Erscheinungen sollte im Schaffen des
späteren Kapellmeisters eine wichtige Rolle spielen. Als Regiments- und
Theatermusiker lernte er die Meisterwerke der Klassiker nicht nur
oberflächlich, sondern durch eigenes Musizieren gründlich kennen, wurde
außerdem mit den Eigenarten der Instrumente vertraut und erhielt so einen
Anschauungsunterricht, wie er lebendiger nicht hätte sein können.
Als
tüchtiger, auf vielen Gebieten bewanderter Musiker, aber auch als Schwabe, der
mit Zähigkeit an der Scholle hing, auf der er geboren und an die er mit allen
Banden des Gemütes und der Sitte gekettet war, unberührt von der überall
sichtbaren Tücke des Magyarismus, verließ er das turbulente Szegedin und
betrat wieder den Boden seiner Heimatgemeinde, wo Gemeinschaft und Tradition
noch stark das Denken, Fühlen und Handeln des Individuums beeinflussten. In
diesem Sinne sah der junge Kapellmeister seine Mission als Musiker. Mit welcher
Hingabe, Musikkameradschaft, Disziplin und Ausdauer er und seine Leute
arbeiteten, ist in der heute noch erhaltenen Gründungsurkunde nachzulesen.
Schluss der Gründungsurkunde vom 8. August 1908 mit dem Siegel der Gemeinde, der Unterschrift des Notärs, des Zeugen Mathias Bild, des Kapellmeisters Peter Loris und seiner ersten Musikanten |
Es wurde ein Vertrag auf sechs
Jahre, d. h. bis zum Jahre 1914, zwischen dem Kapellmeister und seinen
Musikanten abgeschlossen, worin der Kapellmeister sich verpflichtete,
seine "Zöglinge" sechs Jahre hindurch musikalisch auszubilden.
Keiner durfte in dieser Zeit die Kapelle verlassen. Ein unbegründetes
Ausscheiden hatte die Bezahlung von 200 Kronen Strafgeld an jedes einzelne
Mitglied der Kapelle zur Folge. Das unentschuldigte Fehlen von den Proben
wurde mit einer Strafe von einer Krone belegt. Das "Strafgeld"
bildete das gemeinschaftliche Eigentum der Mitglieder, das vor allem für
Instrumentenreparatur oder zum Kauf von neuen Instrumenten verwendet
wurde. Am Anfang dieser Vereinsgeschichte stehen u. a. die Namen Peter
Kasznel, Lorenz Kern, Johann
Jost, Johann Roszar, Josef
Kelter, Anton Krämer, Johann
Lannert, Josef Klein, Peter
Till. Alle waren in der Landwirtschaft oder im Handwerk tätig,
aber in ihnen lebte die Liebe zur Musik und der Wille, das Leben in der
Gemeinde durch gemeinsame Musikpflege zu bereichern.
Aus den kleinen Anfängen entwickelte sich
bald eine leistungsfähige Kapelle.
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 4. August 1978
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