Beste Berufs- und
Laienkünstler vor 2500 Zuschauern in der Olympiahalle
Vor dichtbesetztem Saal lief am
Sonntag Abend das großangelegte Unterhaltungsprogramm in der Olympia-Halle, das
vom Temescher Kreisrat der deutschen Werktätigen in Zusammenarbeit mit dem
Kreiskomitee für Kultur und sozialistische Erziehung innerhalb der II. Auflage
des Landesfestivals "Cîntarea
României" veranstaltet worden ist und vom Bukarester deutschen Fernsehen
für eine nächste Sendung aufgezeichnet wurde. Um es vornweg zu sagen: die fast
vierstündige Darbietung (Regie: Horst Strasser) war insgesamt eine
beachtlich schöne Leistung und von der Beteiligung her ein Musterbeispiel im
Temeswarer Kulturgeschehen. Denn es ist ja nicht alltäglich, dass sich mehrere
Kulturinstitutionen - wie das Temeswarer Deutsche Staatstheater, der
Schubert-Chor und die Jahrmarkter Musikkapelle -
in einer Vorstellung vereinen und es ist nicht alltäglich, dafür aber höchst
begrüßenswert, dass Berufs- und Laienkünstler zusammenwirken und ein
harmonisch abgerundetes Ganzes bilden; vorzüglich erkennbar im ersten Teil, der
durch Titelauswahl, Arrangements und Auftreten jeder Prüfung standgehalten hat.
Den I. Teil des Programms
bestritten die Jahrmarkter Blaskapelle
und der Schubertchor, deren Aufstellung in dem großzügigen Raum auch
für das Auge gut zur Geltung kam. (Ausstattung: Ferenc Kovacs und Karl-Heinz
Roth). Die erfreuliche Leistungsdichte dieser beiden Laiengruppen aber
zeigte, dass diese auch unter Berufskünstlern herausragen. Die 52 Bläser
um ihren Dirigenten Prof. Matthias Loris
musizierten mit einer Dynamik und einer Präzision, die bestechend wirkte.
Es ist ein Orchester, das sauber und nuanciert interpretiert, dessen
Vortrag eine besondere Note hat. Gleichviel, ob es sich um Märsche, um
Bearbeitung von Volksliedern, oder um Konzertstücke handelt. Dieser
hervorragende Klangkörper, seine ausgezeichnete Leistung in der Besetzung
bestätigten, wie verdient der Preis beim I. Festival "Cîntarea
României" war. In flüssiger Spielweise wurden die guten
Eigenbearbeitungen von Volksliedern wie "Fröhlicher Reigen",
dann "Crai nou" von Ciprian Porumbescu und Lehars
"Gold und Silber" vorgetragen.
Stimmlich
auf der Höhe und mit einer sehr guten Liederauswahl präsentierte sich der
Schubert-Chor unter Leitung von Dozent Matthias Schork. Der
Auftritt verriet, dass dieses Ensemble vorwiegend an seiner Qualität arbeitet,
gute Musik pflegt. Zu erkennen an dem Vortrag des ewig jungen und schönen
"Heimatland, Banaterland" - hier auch hervorzuheben der von Julius
Vollmer mit verhaltenem Pathos gesprochene Text -, ferner an der Darbietung
von Schuberts "Die Nacht", dem schwäbischen Volkslied "Gretche,
willscht du tanze gehn" sowie der böhmischen Volksweise "Schau, schau
wie es regnet" - Solist der begabte Adrian Nucă.
Einfallsreich und dezent in der
Begleitung der Gedichtvorträge, die in guter Abstimmung eingeblendet
waren und die allgegenwärtige Heimatverbundenheit dieser Darbietung
unterstrichen: Die Gedichte "Erde in deinem Chor" von Franz
Liebhard, "Gerechtigkeit" und "Unser Heed" von Nikolaus
Berwanger, "Träne der Zeit" von Anghel Dumbrăveanu
und "Drei Vierzeiler über Temeswar" von Horst Samson
wurden von den Schauspielern Julius Vollmer, Robert Jereb, Hans
Kehrer und Adele Radin vorgetragen. Mit Gesangssoli wirkten mit
Oskar Schilz und Monika Baialici, Humor brachte Peter
Rainer mit einem schwäbischen Monolog aus seiner Tätigkeit als
Fernsehreporter. Apropos Humor: Adele Radin und Hans Kehrer
sorgten dafür ungezwungen und souverän. Als Ansager führten sie uns
sicher und elegant durch das ganze Programm, streuten Pfeffer und Salz -
hochdeutsch sowie schwäbisch - in die Vorstellung, wobei ihnen noch als
besonderer Pluspunkt anzurechnen ist, dass sie frei sprachen. Sie haben
auch als einzige die Gedichte nicht vom Blatt gelesen. Bravo und Dankeschön!
Hans Kehrer hatte zudem den ganzen Saal minutenlang auf seiner
Seite, und zwar zusammen mit der bezwingend charmanten Elisabeth Kölbl,
in der humoristischen Mundart-Szenette über "Theorie und Prax".
Das Schlusslied des I. Teils "Du, du liegst mir im Herzen",
vorgetragen vom Schubert-Chor und dem
Loris-Orchester,
bleibt sicherlich allen Zuhörern im Sinn. Herausragend hier die vier
Chorsolisten Hannelore Ortinau, Ilse Langer, Horst
Sausmann und Jakob Hügel.
Der II. Teil gehörte - so die Ansage - der
Jugend, der Liebe und der Lebensfreude. Erstes Erkennungszeichen das junge Jahrmarkter
Unterhaltungsmusikorchester, das das
Publikum mit exaktem Musizieren vergnügte, saubere, gepflegte Tanzmusik
interpretierte. Man fühlte dieselbe Dirigentenhand: Prof. Matthias
Loris.
Die Arrangements und das
einfallsreiche Spiel waren vor allem bei der Begleitung der Sänger
hervorragend. Die Sänger Hans Griffaton aus Großjetscha
und Mathias Stefan aus Jahrmarkt
fielen durch ihre schönen Stimmen auf. Monika Baialici bestach mit
dem Schlager "Lass mich heute nicht allein", durch Stimme,
Vortrag und Gestik. Eine Show eigenen Formats zog Bernd Bömches
auf und brachte Mitwirkende wie Publikum in Hochstimmung. Gut gefiel
das Volkslied "Ein Mann wollte fahren ins Heu", das er mit Inge
Meyer vortrug, die ebenso wie Lore Grün zu den
Gesangsolisten zählte. Der Humor-Clou dieses II. Teils war unbedingt der Josefstädter
Franzi, alias Alexander Ternovits vom Temeswarer
Nationaltheater mit seinem "Josefstädter Tango", der das
einstige Temeswarer Vorstadtmilieu einmalig-unübertrefflich karikierte
und damit selbstverständlich die Lacher auf seiner Seite hatte. Eine gute
Fortsetzung bot die folgende Szenette, in der Ternovits mit Elisabeth
Kölbl auftrat.
Der Ausklang dieses
besinnlich-schönen Kulturabends mit dem Lied "Danke Freunde",
gesungen von den Solisten unter Begleitung der Loris-Musik soll von den
Interpreten, von allen Mitwirkenden als Echo, als Rückerwiderung seitens des
Publikums gewertet werden, wenn das nicht schon der starke, anhaltende Beifall
zum Ausdruck gebracht hatte. Schade nur, dass wegen der TV-Liveaufnahmen der Ton
nicht im ganzen Saal gleich gut angekommen ist.
Maria Stein
Auf Seite 3 unser Bilderbericht
"DAS GROSSE TV-KONZERT IN DER OLYMPIA-HALLE" (Anmerkung: Zwei der obigen Bilder stammen von dieser Seite)
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 28. März 1978
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