Dienstag, 14. Mai 2024

Abg. Blaskovics in T. Gyarmatha

 Temesvár, 19. Feber

Reichstags-Abgeordneter Franz Blaskovics besuchte dieser Tage die Gemeinde Gyarmatha, wo ihm ein solenner herzlicher Empfang bereitet wurde. Eine lange Wagenreihe mit einem aus über fünfzig mit nationalen Bändern geschmückten Schimmelpferden bestehenden Banderium begab sich an die Gemeindegrenze, woselbst der Herr Abgeordnete in Begleitung des Abg. Dr. Béla Fülöpp und des Redakteurs Karl Kraushaar von dem Gemeindevorsteher Herrn Mathias Bila und dem Präses des Ortsvereines des Bauernvereines Herrn Michael Zink mit herzlichen Worten begrüßt und zum Übersteigen in die mit prachtvollen edlen Pferden bespannten Wagen eingeladen wurden. Besonders die herrlichen Viererzüge der Herren Josef Wendling, Johann Ripold und Michael Zink, wie nicht minder die Zweigespänne der Herren Peter Stefan, Josef Rosár, Johann Alfinger, Josef Geier, Adam Lutche, Bertha Fiedler, Mathias Burger, Georg Rosner und Johann Gries erregten die Bewunderung der ankommenden Gäste.

Im raschen Tempo fuhr der imposante Zug, dessen Spitze der Gemeindevorstand mit einer riesigen nationalen Fahne bildete, durch die Gemeinde zum Schulgebäude, in welchem Schuldirektor Herr Joh. Merschdorf den eintretenden Abgeordneten mit herzlichen Worten in seiner Wohnung empfing. Nachdem der größte Lehrsaal und der geräumige Hof mit im Festkleide erschienenen Wählern gefüllt war, wurde Abg. Blaskovics durch eine Deputation gebeten in den Kreis seiner Wähler zu kommen und seinen Rechenschaftsbericht abzuhalten. Stürmische Eljenrufe begrüßten den populären Volksvertreter, welcher nach einer kurzen, kernigen Ansprache des Gemeindevorstandes Bila in einer oft durch Zustimmung und Beifall gehaltenen Rede ein klares Bild nicht nur seiner, sondern auch der emsigen Thätigkeit des Parlamentes, welches unter der weisen Führung des vom Lande als einen zweiten Deák geschätzten und gefeierten Ministerpräsidenten Koloman v. Széll steht, in schwungvollen Worten entwarf. Schon in der Einleitung sagte Blaskovics, daß ihn nicht nur die Pflicht, auch der Zug seines Herzens in den Kreis seiner treuen und anhänglichen Wähler führte und die Stelle, wo der Redner die Vereinigung der ehemaligen Nationalpartei unter Führung des Grafen Albert Apponyi mit der liberalen Partei unter Széll begründete, fand allgemeinen Beifall und der Schluß, in welchem Blaskovics die Versicherung gab, jederzeit auch in Zukunft für das Volkswohl seine Kräfte widmen zu wollen, erschollen begeisterte, nichtendenwollende Eljens. 
Karl Kraushaar richtete auf Verlangen einige Worte an die Anwesenden, hebt die Verdienste der gegenwärtigen Regierung um die Hebung der Landwirthschaft hervor, worin Ackerbauminister Darányi mit leuchtendem Beispiel als Reformator vorangeht. Der Redner beantragt auch, aus der Versammlung ein Begrüßungstelegramm an den Ministerpräsidenten Koloman v. Széll abgehen zu lassen, was allgemeine Zustimmung erhielt.
Schließlich dankte Schuldirektor Merschdorf in warmen, schönen Worten im Namen aller Wähler dem Abgeordneten Blaskovics für seine ersprießliche und hingebungsvolle Tätigkeit im Parlamente, die die Bewunderung und Anerkennung seiner Wähler finden. 
Nach dem Rechenschaftsberichte fand in einem anderen Lehrsaale die Prüfung der Fortbildungsschule des Bauernvereines statt. Schulkommissionpräses Hochwürden Ehrendomherr Mathias Gozsy, der Abgeordnete Franz Blaskovics und zahlreiche Gäste nahmen regen Antheil an den glänzenden Erfolgen dieser interessanten Prüfung, welche durch eine Ansprache des Schülers Mathias Frombach und einer Schlußrede Johann Mayers Zeugnis von der Wohltat dieser Einrichtung des rastlosen thätigen Bauernvereines gab.
Abends veranstalteten die Schüler der landwirthschaftlichen Fortbildungsschule eine sehr gelungene Dilettanten=Vorstellung und Tanzunterhaltung zu Gunsten ihres Bibliothekfondes. Der rastlose Volksbildner Herr Merschdorf gab auch glänzende Beweise seiner rastlosen Thätigkeit zur Fortbildung der Jugend. Abgeordneter Blaskovics wurde von der Jugend mittels Musik und Fackelzug in das große Gasthaus geleitet, wo Vorstellung und Tanz die Bevölkerung in fröhlichster Stimmung bis zum Morgengrauen beisammen hielt. 
Sonntag hielt Abgeordneter Blaskovics das Hochamt und wurde Mittags mit zahlreichen Wagen zum Bahnhofe geleitet, wo der herzliche Abschied erfolgte.

aus TEMESVÁRER ZEITUNG, Temesvár, 20. Februar 1901

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen