Temesvár, 19. Feber
Reichstags-Abgeordneter
Franz Blaskovics besuchte dieser Tage die Gemeinde Gyarmatha,
wo ihm ein solenner herzlicher Empfang bereitet wurde. Eine lange
Wagenreihe mit einem aus über fünfzig mit nationalen Bändern
geschmückten Schimmelpferden bestehenden Banderium begab sich an die
Gemeindegrenze, woselbst der Herr Abgeordnete in Begleitung des Abg.
Dr. Béla Fülöpp und des Redakteurs Karl Kraushaar
von dem Gemeindevorsteher Herrn Mathias Bila und dem Präses
des Ortsvereines des Bauernvereines Herrn Michael Zink mit
herzlichen Worten begrüßt und zum Übersteigen in die mit
prachtvollen edlen Pferden bespannten Wagen eingeladen wurden.
Besonders die herrlichen Viererzüge der Herren Josef Wendling,
Johann Ripold und Michael Zink, wie nicht minder die
Zweigespänne der Herren Peter Stefan, Josef Rosár,
Johann Alfinger, Josef Geier, Adam Lutche,
Bertha Fiedler, Mathias Burger, Georg Rosner und
Johann Gries erregten die Bewunderung der ankommenden Gäste.
Im
raschen Tempo fuhr der imposante Zug, dessen Spitze der
Gemeindevorstand mit einer
riesigen nationalen Fahne bildete, durch die Gemeinde zum
Schulgebäude, in welchem Schuldirektor Herr Joh. Merschdorf
den eintretenden Abgeordneten mit herzlichen Worten in seiner Wohnung
empfing. Nachdem der größte Lehrsaal und der geräumige Hof mit im
Festkleide erschienenen Wählern gefüllt war, wurde Abg. Blaskovics
durch eine Deputation gebeten in den Kreis seiner Wähler zu kommen
und seinen Rechenschaftsbericht abzuhalten. Stürmische Eljenrufe
begrüßten den populären Volksvertreter, welcher nach einer kurzen,
kernigen Ansprache des Gemeindevorstandes Bila in einer oft
durch Zustimmung und Beifall gehaltenen Rede ein klares Bild nicht
nur seiner, sondern auch der emsigen Thätigkeit des Parlamentes,
welches unter der weisen Führung des vom Lande als einen zweiten
Deák geschätzten und gefeierten Ministerpräsidenten Koloman
v. Széll steht, in schwungvollen Worten entwarf. Schon in der
Einleitung sagte Blaskovics, daß ihn nicht nur die Pflicht,
auch der Zug seines Herzens in den Kreis seiner treuen und
anhänglichen Wähler führte und die Stelle, wo der Redner die
Vereinigung der ehemaligen Nationalpartei unter Führung des Grafen
Albert Apponyi mit der liberalen Partei unter Széll
begründete, fand allgemeinen Beifall und der Schluß, in welchem
Blaskovics die Versicherung gab, jederzeit auch in Zukunft für
das Volkswohl seine Kräfte widmen zu wollen, erschollen begeisterte,
nichtendenwollende Eljens.
Karl
Kraushaar richtete auf
Verlangen einige Worte an die Anwesenden, hebt die Verdienste der
gegenwärtigen Regierung um die Hebung der Landwirthschaft hervor,
worin Ackerbauminister Darányi
mit leuchtendem Beispiel als Reformator vorangeht. Der
Redner beantragt auch, aus der Versammlung ein Begrüßungstelegramm
an den Ministerpräsidenten Koloman v. Széll
abgehen zu lassen, was allgemeine Zustimmung erhielt.
Schließlich
dankte Schuldirektor Merschdorf
in warmen, schönen Worten im Namen aller Wähler dem Abgeordneten
Blaskovics für seine
ersprießliche und
hingebungsvolle Tätigkeit im Parlamente, die die Bewunderung und
Anerkennung seiner Wähler finden.
Nach
dem Rechenschaftsberichte fand in einem anderen Lehrsaale die Prüfung
der Fortbildungsschule des Bauernvereines statt.
Schulkommissionpräses Hochwürden Ehrendomherr Mathias
Gozsy, der Abgeordnete Franz
Blaskovics und zahlreiche Gäste
nahmen regen Antheil an den glänzenden Erfolgen dieser interessanten
Prüfung, welche durch eine Ansprache des Schülers Mathias
Frombach und einer Schlußrede
Johann Mayers Zeugnis
von der Wohltat dieser Einrichtung des rastlosen thätigen
Bauernvereines gab.
Abends
veranstalteten die Schüler der landwirthschaftlichen
Fortbildungsschule eine sehr gelungene Dilettanten=Vorstellung und
Tanzunterhaltung
zu Gunsten ihres Bibliothekfondes. Der
rastlose Volksbildner Herr Merschdorf
gab auch glänzende Beweise seiner rastlosen Thätigkeit zur
Fortbildung der Jugend. Abgeordneter Blaskovics
wurde von der Jugend mittels Musik
und Fackelzug in das große Gasthaus geleitet, wo Vorstellung und
Tanz
die Bevölkerung in fröhlichster Stimmung bis zum Morgengrauen
beisammen hielt.
Sonntag
hielt Abgeordneter Blaskovics
das Hochamt und wurde Mittags mit zahlreichen Wagen zum
Bahnhofe geleitet, wo der herzliche Abschied erfolgte.
aus TEMESVÁRER ZEITUNG,
Temesvár, 20. Februar 1901
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