Sparen, sparen, sparen. 30
Milliarden Mark müssen es sein, sagt Finanzminister Hans Eichel
(SPD). Angesichts der leeren Staatskassen ein bestimmt hehres und von
allen, auch von der Opposition, als notwendig erachtetes Ziel.
Alle müssen sparen, quer durch die
Ministerien und ebenso durch die Republik. Das Resultat dieser Devise
konnte in einem Wohlstandsland nur eines sein: Aufschreie des
Entsetzens aus allen deutschen Landen und aus allen
Bevölkerungsschichten. Sparen ja, aber doch bitte nicht bei uns,
sagen Arbeitnehmer, klagen Arbeitgeber, zetern Beamte, ängstigen
sich Rentner, philosophieren Professoren und, und, und.
Also wo beginnen mit dem Kürzen? Da
liegt der Hund begraben. Unsere SPD/Grünen-Oberen (Wer hat die bloß
gewählt? Plötzlich will es niemand gewesen sein!) verhalten sich
bei der Suche nach einigermaßen rechtfertigbaren Lösungen durchaus
natürlich, wie die Elemente unserer Umwelt . Sucht das Wasser sich
nicht immer den einfachsten, also den widerstandsärmsten Weg ins
Tal? So auch Politiker, die unter dem Zwang des Handelns stehen. Es
gilt, die großen Felsblöcke auf dem Weg ins Tal der Tränen mit so
wenig Substanzverlust wie möglich zu umschiffen.
Arbeitnehmer, Arbeitgeber, die
Ärzteschaft sowie das immer größer und als Wahlpotential stärker
werdende Heer der Rentner sind schwer überwindbare Sparhürden. Also
muss hier mit großer Sorgfalt und viel Überzeugungskraft
vorgegangen werden. Wen mag es da noch wundern, wenn Verbände ohne
oder mit einer schwachen Lobby vom Strudel des Sparstroms mit in die
Tiefe gerissen werden, und zwar so brutal, dass sie sogar in ihrer
kulturellen Eigenständigkeit gefährdet werden. Die
Landsmannschaften gehören zu diesen leicht wegspülbaren Steinchen
im soziokulturellen Gefüge der deutschen Gesellschaft.
Bei dieser Bevölkerungsschicht
scheint keine besondere Rücksicht geboten zu sein. Man kürzt
einfach nach Gutsherrenart, ohne sich weiter um kurz- und
langfristige Folgen dieses Vorganges zu kümmern.
Es soll hier durchaus nicht mit
parteipolitischem Gedankengut manipuliert werden. Denken wir nur an
die Einschnitte im Fremdrentengesetz. Da wollten sich CDU/CSU und FDP
auch eine goldene Nase verdienen. Die paar Groschen mehr im Haushalt
konnten es damals ja wohl nicht ausgemacht haben, aber in der Gunst
einiger Wählerschichten durfte man vielleicht punkten. SPD und
Bündnis/90 Die Grüne handeln genau nach dem gleichen Prinzip: Wo
der Widerstand schwach ist, wird nicht lange gefackelt und einfach
gekürzt.
Bei unseren Rentnern ist nicht mehr
viel zu holen, also wendet man sich der Kultur zu. Was uns
Aussiedlern an den Plänen zur Kürzung der Fördermittel für die
Kulturarbeit der Vertriebenenverbände aufstößt, ist vor allem die
Art und Weise, wie Staatsminister Dr. Michael Naumann
mit dem erhaltenswerten Kulturgut, das außerhalb unserer jetzigen
Staatsgrenzen entstanden ist, umgeht. Einfach Museen und Kulturhäuser
zusammenzuschließen, ohne sich vorher mit den fachkompetenten
Trägern dieser Institutionen zu beraten, ist schlicht und einfach
unprofessionell. Dem Verlagsspezialisten Naumann
darf man ruhig sagen, dass hier Fusionsorgien, wie sie zurzeit auch
im Verlagswesen gefeiert werden, unangebracht sind. Die Kultur muss
für die Menschen erreichbar bleiben. Sie muss für den Einzelnen
nach zumutbaren Fahrzeiten zugänglich sein. Bei den Vertriebenen und
Aussiedlern ist das schon darum schwierig, weil sie über das ganze
Bundesgebiet verstreut wohnen, während ihre Kulturhäuser / Museen
nur in wenigen, weit voneinander entfernten Städten liegen. Das ist
eine verständliche Folge ihrer Einbürgerungsgeschichte der
zurückliegenden 50 Jahre.
Eben darum brauchen die
Landsmannschaften ihre hauptamtlichen Kulturreferenten, um das
Kulturbedürfnis der Vertriebenen und Aussiedler flächendeckend zu
befriedigen, und nicht zuletzt um bundesweit, mal in München und mal
in Düsseldorf oder wo immer es möglich ist, in die Öffentlichkeit
zu wirken. Nur so wird die kulturelle Vielfalt der Sudeten-, Ost- und
Südostdeutschen auch eine Bereicherung für dieses Land sein.
Es geht um unsere ureigenste
deutsche Kultur, um nicht mehr und nicht weniger. Wenn trotz aller
rigoroser Sparmaßnahmen in Berlin noch eine halbe Million Mark
Zuwendungen für einen Fußball-Entwicklungshelfer in Kenia
lockergemacht werden (nur eine von 483 in der Wirtschaftszeitung
AKTIV als „teils gut getarnt“ apostrophierte Zuwendungen mit
einem Volumen von sage und schreibe 34,6 Milliarden Mark), so müsste
für die Kulturarbeit der Vertriebenen und Aussiedler doch wirklich
ein vernünftiges Finanzierungskonzept gefunden werden können.
Gerade jetzt sollte der Kulturbeauftragte der Bundesregierung uns
nicht nach dem Geschichtsverständnis des Wadlbeißers aus dem
Saarland als „Paragraphen-Deutsche“ behandeln, sondern unseren
Beitrag zur deutschen Kultur entsprechend würdigen und unterstützen.
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 5. November 1999
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen