Dienstag, 19. April 2022

Vertreibung und Integration

Angekommen! - Angenommen? - Flucht und Vertreibung 1945 bis 1995; Hrsg.: Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Filderstadt, 1996; ISBN 3-921 262-06-2; Bestelladresse: Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Schloßstraße 92, 7ß0176 Stuttgart.
Das Jahr 1995 war ein Jahr des Gedenkens. Man war sich damals in den Medien gar nicht so einig, welches der denkwürdigen Ereignisse hervorzuheben sei und besonders, ob es Anlaß zu uneingeschränkter Freude über das Kriegsende gäbe, waren da doch die Schatten der Folgen von Sieg und Niederlage, die nicht nur bis in unsere Zeit reichen, sondern bis ins nächste Jahrhundert fallen werden. Es gibt noch immer viele Menschen, die wegen der Ereignisse der vierziger Jahre in Regionen dieser Erde leben, die sie oder ihre Vorfahren nicht freiwillig zu ihrer Heimat auserkoren haben. 
Als eines der wohl menschenrechtswidrigsten Nachkriegsereignisse, das auf der Schattenseite zu verbuchen ist, gilt die Flucht und Vertreibung von Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat. Das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg hat in seiner eigenen Schriftenreihe Heft Nr. 5 herausgebracht, das auf schwarzem Einband die weiße Überschrift Angekommen! - Angenommen? - Flucht und Vertreibung 1945 bis 1995 trägt. 
Der Titel dieser 112 Seiten umfassenden Broschüre deutet auf die Komplexität dieser Thematik hin. Angekommen sind die Flüchtlinge und Vertriebenen 1945 und noch einige Jahre danach, aber „angenommen?“ … Dieser Prozeß der Integration und Akzeptanz reicht bis in unsere Tage und wird erst mit dem Tod des letzten Geschädigten beendet sein. Zum Schluß müssen dann solche sehr gut recherchierten Arbeiten stehen, die es den folgenden Generationen dank des Wissens über das Geschehene ermöglichen, Ähnliches zu vermeiden.
Der Redakteur dieses Heftes, Karl-Peter Krauss, hat sieben Beiträge mit jeweils sehr ausführlichen Bibliographien und ergänzt mit oft erschütternden Schwarz-Weiß-Fotos ausgesucht. Die Verfasser/innen sind allesamt Fachkräfte in Wissenschaftszweigen, die die Problematik der Flucht, Vertreibung und Integration tangieren. Den Autoren ist es durch das Einflechten vieler Aussagen von Betroffenen gelungen, die in wissenschaftlichen Erörterungen notwendigen, aber oft ebenso ermüdenden statistischen Angaben so zu präsentieren, daß diese Broschüre für jedermann eine sehr lehr- und abwechslungsreiche Lektüre werden kann.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 10.12.1998


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