Kirchweihfest der Banater Schwaben in Ingolstadt
Der
13. September war einer der wenigen bewölkten Tage des ausklingenden
Sommers 1997. Das hatte zur Folge, daß kurz nach Mittag jenes
Samstags bei Hedwig Schüpfer in Ingolstadt das Telefon nicht
mehr zur Ruhe kam. „Wird aah dorch die Stadt gang, wann‘s reent?“
…
Bei
den Banater Schwaben in Ingolstadt war nämlich Kirchweih, und wer an
solchen Tagen die Hauptlast der Organisation trägt, der muß auch
wissen, wie man mit dem Wetter zurechtkommt. Hedwig Schüpfer
hat die Nerven behalten und der Herrgott seinen Regen, so daß 26
Erwachsenen- und 17 Kinderpaare in banatschwäbischen
Kirchweihtrachten und vier Paare in banatschwäbischen
Sonntagstrachten zusammen mit den Trachtenträgern des Patenvereins
Enzian um 16 Uhr in die bereits vollbesetzte Moritzkirche
einziehen konnten.
Heimatpfarrer
Peter Zillich, der zusammen mit Pfarrer Leo Pröll die
Festmesse zelebrierte, sprach vom Durchhaltevermögen der Banater
Schwaben in ihrem Streben nach neuer Heimatfindung und gleichzeitigem
Bemühen, mitgebrachtes Sitten- und Trachtengut so lange wie möglich
zu bewahren. Das „Durchhalten“ wurde den Banater Schwaben in
Ingolstadt durch das Entgegenkommen der Stadtväter, großer Teile
der Bevölkerung und vor allem durch die Patenschaft des
Enzian-Vereins nicht allzu schwer gemacht. Das gemeinsame
Pflegen der jeweils eigenen Traditionen hat auch viel mit dem Wissen
um die eigene Vergangenheit zu tun. Pfarrer Zillich: „Wer
seine eigene Vergangenheit vergißt, hat das Fundament für die
Gegenwart verloren und kann nichts für die Zukunft aufbauen.“
Gerade die Kirche sei der richtige Ort, um ungestört zurückblicken
zu können. In seinem mit Akkordeonbegleitung vorgetragenen Lied
sprach er vielen Landsleuten, besonders der älteren Generation, aus
dem Herzen: „Wenn die Kirchenglocken klingen, / Dann träume ich
vom Heimatland.“
Kirchweihgesellschaft vor dem Stadttheater Ingolstadt
FotoQuelle: BANATER POST
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Nach
dem Gottesdienst zog der stattliche Kirchweihzug unter den
Marschklängen der Jugendblaskapelle Zuchering (Leitung Nikolaus
Kreidl / Blumenthal und Walter Rosner / Jahrmarkt) vors
Rathaus, um die Ehrengäste abzuholen, und anschließend durch die
Fußgängerzone ins Stadttheater. Angeführt wurden die
Kirchweihpaare von Astrid Schmidt und Robert Schüpfer
(1. Geldherrenpaar) sowie von Renate Schüpfer und Arnold
Martin (2. Geldherrenpaar).
Der
traditionelle Kirchweihteil begann mit einem von dem fünfjährigen
Roland Balint herzhaft vorgetragenen Begrüßungsspruch.
Danach überreichten Verene Schmidt und Klaus Schicht
mit freundlichen Worten in bewährter Manier den kleinen
Kirchweihstrauß dem Enzian-Verein. Den ernsten, aber
angenehmen Part der „Straußverlitzeteerung“ spielte in
Solistenmanier Kirchweihvater Franz Mlynarzek. Arnold Geiß
ersteigerte den schönen Strauß für Sieglinde Hartmann.
Somit steht schon das 1. Geldherrenpaar für 1998 fest. Das Los
entschied über weitere glückliche Gewinner: Tuch – Anni Wille,
Hut – Heidi Szabo, Kirchweihflasche – Katharina Kohn.
Damit war das mit zwei „Kerweihsprich“ von beiden Geldherren
eingeleitete Kirchweihzeremoniell der „großen“ Kirchweihpaare
auch schon beendet.
Die
Reihe der Festredner eröffnete OB Peter Schnell. „Die
Banater Schwaben bereichern mit ihrer Kultur unsere Stadt. […] Nur
wer seine eigene Kultur pflegt, kann andere Kulturen respektiere.“
Solche Worte machen Mut und kamen auch dementsprechend gut bei den
zahlreichen Kirchweihgästen an.
Hermann
Regensburger (CSU), Mitglied des Bayerischen Landtags,
Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium und Stadtrat in
Ingolstadt beglückwünschte die Banater Schwaben zu ihrem 10.
Kirchweihfest mit der launigen Bemerkung: „Uns schwerfälligen
Bayern tut‘s gut, daß mal frisches Blut nach Ingolstadt gekommen
ist.“
Als
Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben bedankte Helmut
Schneider sich bei den Ingolstädter Stadtratsfraktionen der CSU,
SPD und Grünen für die bereits erfahrene Unterstützung bei der
Verwirklichung des hier geplanten Seniorenzentrums.
Der
Vorsitzende des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft der
Banater Schwaben, Peter Krier, erinnerte daran, daß dieses
Fest eigentlich an drei Jubiläen erinnern soll: jeweils 10 Jahre
Patenschaft der Stadt Ingolstadt für die Banater Schwaben in Bayern,
Stiftung und Weihe der Vereinsfahne der Banater Schwaben in
Ingolstadt, verbunden mit der Patenschaft durch den Enzian-Verein
und Feier des Kirchweihfestes.
Johann
Metzger, Vorsitzender der Vereinigung der Banater Schwaben in
Ingolstadt, bedankte sich bei allen Mitwirkenden und besonders bei
den vielen Namenlosen hinter den Kulissen, ohne die so ein
Kirchweihfest nicht veranstaltet werden könnte. Damit war die
Tanzfläche für alle Tanzlustigen freigegeben und Erwin Hansinger
konnte mit seinen Romanticas den Ton angeben.
Von
der Anspannung der letzten Wochen befreit – viele mußten zum
Mitmachen erst mal überzeugt werden, Hutputz mußte ausreichend her,
Aufmärsche mußten geprobt werden, Kinderauftritte wurden
einstudiert -, meinte Hedwig Schüpfer: „Manchmal ist es
schon zum Verzweifeln. […] Aber dann geht‘s doch irgendwie
weiter.“
Anton
Potche
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