In zwei einsamen Waldhütten
Auf unwegsamen Karpatengipfeln
Lebten am Anfang der Zeit
Zwei Brüder, der eine arm, der
andere reich.
Auf einem Wagen mit goldenen
Sprossen,
Gezogen von sechs prächtigen
Rossen,
Begleitet von Donner und
grellen Blitzen,
Raste der Ältere vor seines
Bruders Hütte.
Der Neid zernagte des Jüngeren
Seele,
Zur Hölle ward sein karges
Leben,
Verwaist blieb tagelang sein
Berg,
Wo er war, weiß niemand mehr.
Er fuhr heran am siebten Tage
Auf einem großen, goldenen
Wagen.
Sechs Jungfrauen, gedemütigt,
bleich,
Trugen im Halsjoch ihr
schreckliches Leid.
Heilige-Anna-See
Foto: Sophie-de-Roumanie
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Als letzte in der Reihe zog
Anna wohl das schwerste Los.
Peitschenhieb auf Peitschenhieb
Zwang sie schließlich in die
Knie.
Nur zum Gebet blieb ihr noch
Kraft,
Zum Flehen und Hoffen auf
Gottes Gnadʼ.
Der
Herr ließ den Jungfrauen Flügel wachsen,
Die
Habgierigen
ernteten seine Strafe.
Berge
stürzten damals ein,
Verblaßt
war selbst der Sonnenschein.
Ein
stiller See quoll aus der Tiefe,
Wo
Anna innig betend kniete.
[Tuschnad / Tușnad
/ Harghita /
Rumänien, 1981]
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