Stefan Teppert legt den ersten Band einer umfangreichen Anthologie vor
Stefan Teppert (Hrsg.): Die
Erinnerung bleibt – Donauschwäbische Literatur seit 1945 – Eine
Anthologie, Band 1, A – D, Hartmann Verlag, Sersheim 1995; ISBN
3-925921-24-9; 68,-- DM; Erhältlich im Haus der Donauschwaben,
Goldmühlstraße 30, 71065 Sindelfingen, Tel.: 07031/94695.
Der Herausgeber der Blumenlese
Die Erinnerung bleibt entzieht
dem Kritiker und dem kritischen Leser gleich Zur Einführung
eins der wichtigsten Kriterien einer beurteilenden Betrachtung seines
Werkes, nämlich das Qualitätskriterium, nach dem es sich so
lustvoll über die Aufnahmeberechtigung des einen oder anderen Autors
streiten läßt. „Um dem Urteil der Öffentlichkeit nicht
vorzugreifen, haben wir uns bewußt in Zurückhaltung geübt bei der
Begutachtung dichterischer Qualität. Deshalb ist diese Sammlung
nicht als Anthologie im engeren Sinn der Auslese (Blütenlese) nur
des Besten, Medienwirksamen, Anerkannten, Bestandsfähigen entworfen,
sondern im weiteren Sinn einer Bestandsaufnahme der Entdeckungen“,
heißt es auf Seite 14.
Liest
man die Gedichte und Prosatexte der 52 Autoren, dann weiß man, daß
hier ein bewundernswerter Idealist sich eine riesige Aufgabe gestellt
hat, um uns – wahrscheinlich viel zu wenig -, geschichtsbewußten
Vertriebenen, Flüchtlingen und Aussiedlern aus Südosteuropa
verständlich zu machen, daß wir einem deutschen Volksstamm
angehören, der eigentlich in seinem literarischen Schaffen – so
dürftig dieses als Beitrag zur gesamtdeutschen Literatur auch sein
mag – zu einer geistigen Einheit fand, die er auf politischer und
gesellschaftlicher Ebene nicht einmal im Ansatz erreichen konnte.
Es muß
einem, der sich an eine solche Arbeit herantraut, eine gewisse
Keuschheit innewohnen, eine Unbefangenheit, der im Grunde nur ein
Außenstehender habhaft sein kann. Andererseits darf er nicht der
Sorglosigkeit oder gar der Gleichgültigkeit gegenüber seinem
Projekt erliegen. Da offenbart sich schnell die Quadratur des
Kreises. Bedenkt man aber, daß Stefan Teppert ein in Entre
Rios / Brasilien geborener Donauschwabe mit in Freiburg, Wien und
Tübingen absolvierten Philosophie-, Germanistik- und
Geschichtsstudien ist, dann beginnen die Kreis- und Quadratkonturen
ihre scharfe Begrenzung zu verlieren. Es bleibt ein geometrisch
undefiniertes, also idealistisches Vieleck, in dem die Beweggründe
für ein solches Unterfangen sich absolut frei bewegen können.
Stefan
Teppert hat sich in ein großes Abenteuer gestürzt. Wir sollten
dankbar sein, daß es solche Einzelkämpfer gibt, die jedwelche
kleinkarierten Vorurteile über Bord werfen und ein Gesamtwerk
solchen Ausmaßes konzipieren, auf das dann eventuelle spätere
Anthologie-Herausgeber, die nach präzisen Ausleseverfahren arbeiten
werden, zurückgreifen können, um sich erste Anregungen über den
einen oder anderen Autor und Hinweise auf sein Werk zu nehmen. Neben
den literarisch sehr guten, guten und weniger guten Inhalten dieses
in Leinen gebundenen und mit einer ansprechenden Umschlagsgestaltung
von Josef de Ponte versehenen Buches muß besonders der
lexikographische Charakter dieser 669 Seiten erwähnt werden.
Uns
Banater Schwaben darf schon beim ersten neugierigen Durchblättern
warm ums Herz werden, kommen doch 27 der jeweils mit Photo, Kurzvita,
Textbeispielen und Werkverzeichnis vorgestellten Autoren aus dem
Banat oder haben zeitweise dort gewirkt. Störend empfindet der Leser
leider die in einigen Texten zu häufigen Schreibfehler, besonders
viele verschluckte Buchstaben.
Ansonsten
kann man Stefan Teppert nur viel Durchhaltevermögen und Glück
für die fünf noch ungeborenen Bände dieser Anthologie wünschen.
Anton
Potche
aus BANATER POST,
München, 10. Juli 1997
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