Wenn
erfolgreiche Künstler und Sportler sich treffen, unterhalten sie sich
naturgemäß über ihre Betätigungsfelder und die sich daraus ergebenden
Erlebnisse. Manchmal können aber aus solchen Gesprächen erfreulicherweise auch
Engagements für Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen,
resultieren.
Vor zwei Jahren lernten
sich zufällig der Dozent am Richard-Strauss-Konservatorium, Bernd Maltry – sein Vater, Hans Maltry, wurde in Jahrmarkt geboren
und verbrachte dort seine Kindheit -, und der brasilianische Fußballstar Jorginho (Weltmeister 1994) kennen. Sie
sprachen über Gott und die Welt, und dazu gehört nun mal auch die
himmelschreiende Armut in Brasilien. Aus diesem ersten Gespräch ergaben sich
weitere Kontakte, die zu einer Brasilientournee des Akkordeon-Landesjugendorchesters
Baden-Württemberg mit
Benefizkonzerten zugunsten der Straßenkinder in Brasilien führte.FotoQuelle: https://www.neusob.de/brasilienhilfe/aktuell.htm |
Der
geborene Österreicher Pater Hubert Leeb
zitiert in einem Rundbrief der Hilfsorganisation „Brasilienhilfe P. Leeb e. V.“
vom September 1996 Bernd Maltry mit
folgender Aussage: „Ich weiß durch meine vorherigen Brasilienaufenthalte, daß
Musik für viele Menschen dieses Landes Hoffnung und Freude, aber auch Wehmut
bedeutet“. Diesem Wissen entsprechend gestaltete Maltry auch das Repertoire für sein Orchester: eine Mischung aus
deutscher Klassik (Schubert, Fischer), südosteuropäischer Melodik (Semjonow) und Klangbilder der Moderne
mit Anlehnungen an südamerikanische Rhythmusempfindungen (Barber, Albéniz, Piazzola, Kalke, Cramer).
Die
Kritiken der sehr gut besuchten Konzerte fielen zum Teil mit südländischem
Überschwang aus. Anderson Ribeiro,
ein in Sergipe bekannter Dichter, schrieb in einer Konzertbesprechung : „Diese
europäischen >Götter< wissen wie niemand, ihrem Publikum eine
erstklassige Vorstellung zu bieten und verdienen, wo immer sie sich vorstellen,
rauschenden Beifall. Sie sind aus Deutschland und haben die Manie, eine
>runde Sache< zu liefern.“
Aber
auch eher sachbezogene, nüchtern niedergeschriebene Kritiken sind voll des
Lobes für das Akkordeon-Orchester aus Baden-Württemberg und seinen Dirigenten.
In der BRASIL-POST Nr. 2380, 30. August 1996, heißt es: „Nachdem wir uns durch
die Schubert-Interpretationen schnell in die ungewohnte Klangwelt des
Orchesters eingelebt hatten, bereiteten uns auch die folgenden Darbietungen
Hörgenuß und Vergnügen. […] Dem ausgezeichneten Orchesterleiter B. Maltry, der
das ganze Programm auswendig dirigierte, den jungen Künstlern aus
Baden-Württemberg und den Veranstaltern ein herzliches Dankeschön.“
Die
Reinerlöse solcher Benefizkonzerte sind freilich nur Tröpfchen auf einen heißen
Stein. Aber stetiges Tropfen durchlöchert auch den härtesten Felsen. Bernd Maltry weiß um dieses Sprichwort
und hat bereits eine weitere Tournee nach Brasilien ins Auge gefaßt. Im Juli
dieses Jahres soll er als Gastdirigent mit dem Ersten Kölner Akkordeon-Orchester
als musikalischer Botschafter europäischer und internationaler Kunst den Ozean
wieder überqueren, um einen kleinen aber lebensnotwendigen Beitrag zu einer
„Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten.
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 5. März 1997
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