Der Schager Heimatbote Nr. 2 – Erinnerungen, Geschichten und Schicksale
Je kleiner eine Ortsgemeinschaft ist, umso schwieriger
gestalten sich die Arbeiten an einem periodischen Informations- und
Lesebüchlein. Die Probleme sind sowohl finanzieller als auch thematischer Art.
Die Herstellungskosten in den Druckereien unterliegen einer Inflationsrate, die
weit über dem Preissteigerungsniveau der Konsumgüter und –leistungen liegt. Andererseits
muß man das Büchlein so gestalten, dass es zumindest bei den Dazugehörenden der
angesprochenen (wenn auch ehemaligen) Dorfgemeinschaft auf Interesse stößt.
Obwohl die Schager HOG nicht zu den stärksten – rein
zahlenmäßig, versteht sich – gehört, hat ihre Schriftführerin Franziska Graf auch der zweiten Nummer
des Schager Heimatboten DIE TEMESCH die Geburt ermöglicht. Schmerzhaft? Finanziell auf jeden Fall, denn die
Druckkosten haben sich im Vergleich zur ersten Nummer (1994) glatt verdoppelt.
Daß aber von einer großen Auflage, die den Preis drücken würde, nicht die Rede
sein kann, zeigt eine Information zum Verkauf des ersten Heimatboten: „Vom
Verkauf der Nr. 1 unseres Heimatboten DIE TEMESCH zum Preis von 10 DM, waren 2 DM als Spende für unsere deutschen
Landsleute, die noch in Schag leben, gedacht. Zu der somit erzielten Summe von
550 DM, hat der Vorstand aus dem HOG-Fond 250 DM hinzugefügt (Nr. 2, S. 14).
Das ergibt nach Adam Riese gerade 275 verkaufte Büchlein.
Als Verkaufszahl ist das nicht umwerfend, aber im Verhältnis zur
Einwohnerzahl Schags vor der Flucht 1944 schon bemerkenswert. Damals lebten in
Schag nach der Statistik des Heimatbuchautors Jakob Schmidt 1338 Deutsche in 333 Hofstellen. Das würde immerhin bedeuten,
dass in 82,5 Prozent der von Deutschen bewohnten Häusern in Schag ein
Heimatbote dankbare Leser gefunden hätte, wenn …Ja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre, würde es den Schager Heimatboten – zumindest mit der jetzigen Themenpalette – gar nicht geben und man würde besonders das Motto der Nr. 2 auch nicht missen: „Gewidmet dem Gedenken an die Russland-Deportation vor 50 Jahren – 14. Januar 1945“.
114 Seiten bedruckt und reich bebildert mit Nachrichten über
Schager Menschen von einst und heute liegen nun vor. Leider zählen zu den
Einstigen auch die 16 in Rußland verstorbenen Schager. Ihnen gilt auch der
erste Beitrag in diesem vertrauensseligen Büchlein. Namentlich werden auch die
verstorbenen Schager der letzten zwei Jahre erwähnt.
Dann darf man staunen, auf wie viele Leistungsträger aus den
eigenen Reihen die Schager stolz sein können: Toni Mager, Pfarrer Michael
Sauer, Gregor Weber, Klaus Lohmüller, Prälat Dr. Joszef Fodor und viele andere, die sich
oder Bekannte in irgendeinem der Beiträge oder auf den 134 Photos in
bemerkenswert guter Qualität erkennen werden.
Der Schager Heimatbote Nr. 2 DIE TEMESCH gewährt Einblick in das Innenleben einer intakten
Heimatortsgemeinschaft (HOG) und ist nicht nur für die Schager ein kurzweiliger
„Trummelmann“. Franziska Graf hat
auch diesmal ein reiches Gemeinschaftsspektrum gebündelt, und sie denkt bereits
an die Nr. 3, wie ihr Aufruf auf der letzten Seite kundtut. Gebeten wird um Erinnerungen,
Familiengeschichten und Schicksale sowie Erfolgserlebnisse von Schager
Landsleuten für die nächste Ausgabe des Schager Heimatboten DIE TEMESCH.
Mark Jahr
aus
DER DONAUSCHWABE, Aalen, 27.
Oktober 1996
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