Die Donauschwaben haben immer zu ihrer Förderung beigetragen
Blasmusikliebhaber werden oft für ihren Geschmack belächelt.
Andersdenkende – ob das auch immer Andersfühlende oder nur Scheingebildete
sind, ist nur schwer zu erkennen – stellen sich oft in ihren Äußerungen zum
Thema Musik mindestens eine Stufe über jene Menschen, die Blasmusik gerne
hören. Warum nur, warum ist man altmodisch, ja sogar primitiv, ungebildet, wenn
einem so eine Musik gefällt? Rock, Pop – heißt, zeitgemäß leben, Klassik –
heißt, gebildet sein. Und wir, die Millionen anderen, die Musik nicht als
Modeströmung empfinden oder als Bildungsstandard nach außen pflegen, die wir
Musik nur als Gefühl aufnehmen, nach den ganz einfachen Kriterien schön oder
nicht schön? Musik muß man nicht verstehen, man fühlt sich von ihr emotional
berührt.
Musik, Lust fürs Ohr
überschrieb SPIEGEL SPECIAL das Titelbild seiner Dezemberausgabe 1995. In
kritischen Artikeln wird die deutsche Musikkultur unter die Lupe genommen und
man liest dabei so klare Erkenntnisse wie: „Die deutschsprachige Kultur hat
weder den Blues noch den Swing erfunden. Der Schlager wurzelt statt dessen in
der Polka, im Walzer, im Rheinländer – und im Marsch, dessen Popularität
freilich in (und unter) der deutschen Geschichte arg gelitten hat.“
Also genießen wir sie getrost weiter, unsere Walzer, Polkas,
Rheinländer und Märsche, denn wir empfangen und verarbeiten dadurch bloß die
natürlichen Impulse, die eine Kulturlandschaft, in die wir hineingeboren
wurden, uns täglich als Ausdruck ihres Lebensmutes übermittelt. Diese
Einstellung schließt natürlich eine kritische Betrachtung dieser Musikszene
nicht aus. Wir müssen dankbar sein, daß es schon immer Künstler gab und gibt,
die, trotz aller Wertschätzung für andere Kulturen, ihre Talente voll in den
Dienst der heimischen Kultur stellen.
Ernst Mosch
gehört zu diesen Männern, die die Musikszene Deutschlands seit 40 Jahren
wesentlich beeinflusst haben. Sein außergewöhnliches Engagement für die
Blasmusik schlägt sich nicht nur in 30 Millionen verkauften Tonträgern und in
hunderttausenden Konzertbesuchern bei den Auftritten der Original Egerländer Musikanten
nieder. Wer schon mal ein Mosch-Konzert besucht hat und die Begeisterung der
jungen Menschen – oft in Vereinstrachten – beobachten konnte, wird mir wohl in
der Annahme zustimmen, dass die derzeit in 9575 Kapellen musikalisch aktiven
und passiven 1.288.458 Mitglieder der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und
Volksmusikverbände (BDBV) auch von Vorbildern wie Ernst Mosch und seine Original
Egerländer Msikanten immer aufs neue motiviert werden.
Für die Deutschen in Südosteuropa war die Blasmusik ein
wichtiges geistiges Bindeglied zum deutschen Sprachraum. Sie war es auch, die
wesentlich die kulturelle Eigenart der Deutschen gegenüber den anderen
Volksgruppen unterstrich. Das Gespür für die Blasmusik im allgemeinen und für
die böhmische im besonderen ist den Deutschen Südosteuropas eigen und kann wohl
auf die gemeinsame habsburgische Vergangenheit der Böhmen und Donauschwaben
zurückgeführt werden. Darum ist es nicht verwunderlich, dass schon immer
Donauschwaben auch bei den Original Egerländer Musikanten
verpflichtet waren. Robert Rohr
schreibt in seinem Buch Unser klingendes
Erbe , Bd. II, von fünf Ungarndeutschen, die bei Ernst Mosch musizierten und erwähnt namentlich Stefan Koller (Flügelhorn) sowie Anton Schumacher (Trompete).
v. l.: Helmut Kassner, Hans Kaszner, Ernst Mosch, Franz Tröster
Foto: Privat
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Als Ernst Mosch anfangs der neunziger Jahre seine
Kapelle massiv verjüngte, schafften vier Banater Schwaben die Eingliederung in
die Reihen der allgemein als beste Blaskapelle der Welt gehandelten Original
Egerländer Musikanten. Drei von ihnen kamen aus Jahrmarkt nach
Deutschland. Hans Kaszner (geb.
1955) spielt Tenorhorn, Helmut Kassner
(geb. 1961) Flügelhorn und Oswald
Windrich (geb. 1966) Tuba. Der vierte im Bunde ist der aus
Deutschbentscheck stammende Trompeter Franz
Tröster (geb. 1962).
Oswald Windrich
Foto: Egerländer
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Alle vier sind Berufsmusiker und widmen ihre Freizeit der
Blasmusik. Sie leiten auch selbst Musikvereine und geben so ihre im Banat und
in Deutschland erworbenen Blasmusikkentnisse an die heranwachsende
Musikergeneration weiter. Sie wirken durch ihr Engagement in den Musikvereinen
dem zu Unrecht schlechten Image der Blasmusik entgegen und tragen dazu bei, daß
immer mehr der nach letzten Umfragen über zwei Millionen Kinder, die in
Deutschland ein Instrument spielen, sich vorurteilsfrei zur Blasmusik bekennen
werden.
Mark Jahr
aus DER
DONAUSCHWABE, Aalen, 25. Februar 1996
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