Der Ingolstädter
Kaufmann i. R. Hans Maltry bekam zu seinem 70. Geburtstag Franz
von Suppés Ouvertüre "Dichter und Bauer" geschenkt. Ein gewiß nicht
alltägliches Geschenk, handelte es sich doch um eine Live-Darbietung des
Audi-Werkorchesters unter der Stabführung seines Sohnes
Bernd Maltry, Dozent am Richard-Strauss-Konservatorium in München.
Der Vater war "Balwerer"
in Jahrmarkt, und als Zwölfjähriger durfte Sohn Hans beim "Insafe"
der Kunden behilflich sein. So wuchs er in seinen zukünftigen Beruf
hinein.
Die Zeiten waren aber
stürmisch. Hans Maltry wurde 1943 zum rumänischen Militär
einberufen, wechselte dann zur deutschen Armee über und überlebte
Kriegshandlungen in Schlesien und Finnland. Der amerikanischen
Kriegsgefangenschaft folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in einem
Flüchtlingslager. Hier begann der heimatlos gewordene Hans Maltry
die Suche nach seinen Brüdern. Mathias war dem Heimweh erlegen
und hatte sich illegal ins ferne Banat durchgeschlagen, während
Michael sich in Ingolstadt niedergelassen hatte. Dorthin begab sich
auch Hans Maltry, wo er gleich im Friseurgewerbe tätig wurde.
Doch bereits im Jahre 1949 ließ er Figaro Figaro sein und eröffnete mit
seinem Bruder, einem gelernten Kaufmann, das
Textileinzelhandelsgeschäft Gebrüder Maltry.
Hans Maltry |
Als die Zeit der Rückwanderung
für die Banater Schwaben angebrochen war, wurde landsmannschaftliches Engagement
immer notwendiger. Im November 1973 gehörte Hans Maltry zu den Gründern
des Kreisverbandes Ingolstadt der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Er
übernahm im ersten Vorstand die Aufgaben des Kassiers.
Blickt Hans Maltry heute
auf 70 Lebensjahre zurück, dann schwebt über seinem Resümee "erfolgreich" auch
immer ein Hauch Nostalgie. Man braucht nur die Wohnzimmerwände des Jubilars zu
betrachten, und man wird seine Leidenschaft erahnen. Da hängen, der
Vergänglichkeit und dem Vergessen entrissen, ein Tenorhorn mit der Gravur "A.
Braun - Erstes u. größtes Musikinstrument-Haus im Banat", ein Flügelhorn der
gleichen Marke, ein altes Klappentrombon, eine B-Klarinette und nicht zuletzt
die Trompete des Jahrmarkter Kapellmeisters Georg Kern und die
Geige des Gründers der Jahrmarkter Loris-Dynasite, Peter Loris. Nichts
erklärt die Ergriffenheit des Jubilars beim Erklingen der Ouvertüre
"Dichter und Bauer" besser, als die Existenz dieser liebevoll konservierten
Instrumente. Der Wunsch, Musiker zu werden, ging für Hans Maltry nie in
Erfüllung. "Musikante sin Vagabunde", pflegte sein Großvater zu sagen; und das
im blasmusikbesessenen Jahrmarkt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen