1. Bundestreffen der Banater Blasmuskapellen und Volksmusikorchester
An der banatschwäbischen Blasmusik
der Nachkriegszeit wird oft das Fehlen eines spezifischen Banater Elements
bemängelt. Zu viel Preußisches oder zu sehr böhmisch und ähnliche, mehr oder
weniger stichhaltige Argumente werden dazu ins Feld geführt. Dabei hat man fast
übersehen, daß sich in den Banater Dörfern eine durchaus originelle
Kapellenstruktur herausgebildet hat, die hierzulande äußerst selten anzutreffen
ist. Je zwei Flügelhörner und Tenorhörner, der unverzichtbare Baß, sekundiert
vom Schlagzeug, wobei das Akkordeon sowohl Akkordaufgaben als auch verzierende
Begleitelemente übernimmt, bilden den Aufbau, der aus der Kombination
Blaskapelle - Tanzorchester hervorgegangen ist. Die Wechsel Flügelhorn -
Trompete, Tenorhorn - Posaune, Akkordeon - Keyboard, Baß - E-Baß ermöglichen
einen reibungslosen Übergang von der Blas- zur Leichtmusik, und die Kapellen
können eher den diversen Ansprüchen des Publikums gerecht werden. Von dieser
Entwicklung blieb auch die Blasmusiktradition in Jahrmarkt nicht verschont.
MC-Cover |
Treffen sich Jahrmarkter in Deutschland, dann
wird oft begeistert über Musik diskutiert. Fällt dabei der Name Tritz,
wird spontan gefragt, "der Alt odder der Jung"? "Der Alt", Michael Tritz,
wurde mehr als drei Jahrzehnte lang von Freund und Feind als der Jahrmarkter
Ausnahmetrompeter schlechthin bewundert und beneidet. "Der Jung", Sepp
Tritz, leitet heute die Original Jahrmarkter Musikanten.
Sepp, 1958 in Jahrmarkt geboren, sollte natürlich in Vaters
Fußstapfen treten. Nachdem Lehrer Hans Speck ihm die Grundbegriffe
der Musik auf dem Akkordeon beigebracht hatte, sollte der Kapellmeister
Mathias Loris sen. den "braven" Sepp zu einem tüchtigen Trompeter
ausbilden. Das schien anfangs auch zu gelingen, denn schon als 12-Jähriger
kam der Junge ins Temeswarer Ion-Vidu-Lyzeum, wo er die Klasse des berühmten
Trompeters Georg Bruckner besuchte. Aber dann sollte es doch nicht
kommen"wie der Vater so der Sohne". Sepp Tritz wollte sich den
Strapazen und Risiken des Berufsmusikers einfach nicht aussetzen und ließ
sich zum Handelskaufmann ausbilden. 1979 kam er nach Deutschland, und da
vollzog sich ein interessanter Wandel. Sepp Tritz griff nicht nach
der bereits am Nagel hängenden Trompete, sondern nach dem Tenorhorn.
Das Blasinstrument, dessen
Klangfarbe der menschlichen Stimme wohl am ähnlichsten ist, verlockte ihn zum
Neuanfang. Acht Jahre lang spielte er bei den Original Donauschwaben,
ehe er 1987 die Original Jahrmarkter Musikanten gründete, in deren
Reihe sein Vater Michael Tritz die Bravouraufgabe des ersten Trompeters
wie in besten Jahrmarkter Zeiten bewältigt.
Die Kapelle ist mittlerweile bekannt
und hat schon zwei Musikkassetten bespielt. Die zweite Produktion, "Wir sind
alle Sonntagskinder", entstand in einem Tonstudio der bekannten Plattenfirma
"Tyrolis" und ist auch in LP/CD-Ausführungen über den Musikhandel erhältlich.
Bei diesem Unterfangen stand dem temperamentvollen Sepp Tritz das Glück
des Tüchtigen zur Seite. Der erfolgreiche, aus dem Banat stammende Komponist und
Arrangeur Franz Watz schrieb für diese Aufnahme wunderschöne Walzer- und
Polkamelodien und ermöglichte so den aparten Sound, den man getrost als
geglückte Ergänzung der eingangs erwähnten Originalität betrachten kann.
Die Original Jahrmarkter
Musikanten mit ihrem Gesangsduo Lotte Hehn & Sepp Tritz kann man
für alle denkbaren Unterhaltungsveranstaltungen über folgende Adresse
verpflichten: Sepp Tritz u. s. Original Jahrmarkter Musikanten, Schmalkaldener
Str. 2, D-8000 München 40, Tel. 089/3594046.
Anton
Potche
aus BANATER POST, München,
20. November 1991
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