Wer
eine Reise durch die "deutschen" Dörfer des Banats unternimmt, wird
als erstes erkennen, daß die Bezeichnung "deutsch" für keine der
besuchten Ortschaften mehr zutreffend ist.
Man findet in keinem Dorf mehr eine noch intakte "deutsche"
Lebensgemeinschaft vor. Wo sind denn die Menschen, die das Aussehen dieser
Dörfer einst gestaltet haben und das Kulturleben prägten? Wo sind denn die
rumäniendeutschen Aussiedlermassen, die den materiellen Wohlstand und den
sozialen Frieden im Saarland und in der Bundesrepublik gefährden? Sie sind
vom Winde der Geschichte verweht; und zwar dorthin wo sie den geschichtlichen
Ereignissen dieses Jahrhunderts gemäß hingehören: zurück zum eigenen Volk.
Wem
gelten dann die immer wieder vorgebrachten Durchhalteparolen, daß man
alles unternehmen müsse, um das Bleiben der Rumäniendeutschen in ihrer
angestammten Heimat zu ermöglichen? Die muten eher wie gutgemeinte
Beschwichtigungsversuche an, um die von einigen Kollegen oder Genossen
angeheizte Aussiedlerdiskussion nicht doch noch zum Wahlkampfthema ausarten zu
lassen.
Sachliche,
von politischer Weitsicht und Geschichtskenntnissen geprägte Aussagen von
Politikern zum Aussiedlerthema allgemein und zu den Deutschen in Rumänien im
besonderen haben Seltenheitswert. Es flößt einem doch Hochachtung ein, wenn
man liest, daß Bayerns Sozialminister Gebhard Glück (CSU) in der
heißesten Phase des bayerischen Wahlkampfes, in eben dem Haus, das seit
Jahrzehnten für die Deutschen aus Rumänien das Tor zur alten-neuen
Heimat darstellt - die Durchgangsstelle für Aussiedler in Nürnberg -
unverblümt zugibt, daß die Auswanderung der Deutschen aus Rumänien
spätestens im nächsten Jahr beendet sein wird.
Als
Kontrast darf man sich getrost einen, gegen ein Minderheitenphantom wetternden Oskar
Lafontaine vorstellen. Da muß ein Kenner der Tatsachen sich doch
unwillkürlich die Frage stellen, ob er sich bei einer Wahlveranstaltung oder
einer Faschingsveranstaltung befindet.
Aber
noch sind wir nicht in der entscheidenden Wahlkampfphase für die
Bundestagswahl, bei der es keine Gürtellinie mehr gibt. Dürfen wir Aussiedler
hoffen, daß wir zumindest in diesem Wahlkampf, wo so große Themen wie
"Deutschland, einig Vaterland" und "ein in Frieden vereintes
Europa" die politische Szene beherrschen, ungeschoren davonkommen?
Wir
hätten die Jahrhunderte im ach so fernen Südosten Europas nicht überlebt,
wären wir keine Lebensoptimisten gewesen. Blicken wir also mit gleicher
Zuversicht in die Zukunft. Schließlich zählen ja auch unsere Stimmen!
Mark
Jahr
aus DER
DONAUSCHWABE, Aalen, 28. Oktober 1990
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