Oskar
Lafontaine wird wohl oder übel einsehen müssen, daß seine Antiaussiedler-
und Proasylpolitik soziale Spannungen geradezu provoziert. Schade, daß das ZDF
in seinem heute-journal-Bericht vom 30.6.1990 zu diesem Thema keine
Stellungnahme des saarländischen Landesvaters brachte. Die Landeskinder an der
Saar scheinen allerdings keine allzu frohe Miene zum Realität gewordenen bösen
Zigeunerspiel zu machen.
Die
Menschen in Lebach (Saarland) haben jahrelang mit Verständnis deutsche
Aussiedler aus Osteuropa aufgenommen und betreut. Jetzt ist das mit Zigeunern
belegte Durchgangslager in ihrer Stadt zum absoluten Reizthema geworden. Sie
haben sehr schnell, zum Unterschied von ihrem Landesoberhaupt, erkannt, welch
krasser Unterschied zwischen ostdeutscher Lebensmentalität und osteuropäischer
Zigeunermentalität besteht.
Ein
Kaufhausdetektiv sprach vor laufender Kamera von seinen Erfahrungen mit den
neuen Asylbewerbern: "Also, ich kann nur sagen, daß, wenn Zigeuner oder so
ähnliche Leute, wenn die ins Geschäft kommen, daß die 90 Prozent Sachen
einstecken. Die sind kaum fünf Minuten im Laden, dann hann se schon was unter'm
Rock stecken."
Nikolaus
Jung (CDU), Bürgermeister von Lebach, hat die Stimmung in der Bevölkerung
in klaren unmißverständlichen Worten geäußert: "Ich muß die
Verbitterung, die Enttäuschung, die Ängste der Lebacher Bevölkerung
entgegennehmen. Ich gebe sie täglich an die Landesregierung in Saarbrücken
weiter. Was die Regierung hier getan hat, nämlich ein Zigeunerlager
eingerichtet zu haben, kann die Lebacher Bevölkerung nicht mehr länger
ertragen, nicht mehr länger aushalten. Dazu sind die Mißstände viel zu groß,
und wir hoffen dringend, daß die Regierung hier endlich Abhilfe schafft."
Was
wird Herr Lafontaine zu diesen Äußerungen wohl sagen? Na klar, er wird sagen,
daß der Lebacher CDU-Bürgermeister Wahlkampfparolen lanciert hat. Was aber
weder der saarländische Ministerpräsident noch die saarländischen Bürger zu
wissen scheinen, ist, daß die rumänische neokommunistische Regierung eine
gezielte Antizigeunerpolitik betreibt, die die Auswanderungswelle der Zigeuner
aus Rumänien eher ansteigen als abschwächen lassen wird. Freilich soll man
diesen Leuten helfen. Sie werden in Rumänien seit Jahrzehnten als Minderheit
ignoriert und als Menschen verschmäht. Sie sind bis heute nicht seßhaft
geworden und zum Großteil Analphabeten. Nicht die Menschen im Saarland haben
aber die moralische Pflicht, diese für die abendländische Kultur so
fremdartigen Menschen einem zivilisierten Dasein zuzuführen. Für den
rechtlosen Raum, in dem diese Zigeunersippen sich in Rumänien und jetzt in
Europa bewegen, muß allein Bukarest verantwortlich gemacht werden. Der
rumänischen Regierung muß in internationalem Einklang offiziell klargemacht
werden, daß sie nicht nur Ceauşescus
Machtposition besetzt
hat, sondern auch dessen Erbschaft anzutreten hat. Ein wesentlicher Teil dieser
Erbschaft sind nun mal die Zigeuner. Die werden auch in Zukunft noch einigen
Politikern Kopfzerbrechen bereiten, denn die Integration eines Nomadenmenschen
in eine leistungsorientierte Kulturgesellschaft ist wahrlich keine leichte, aber
angesichts der vorhandenen Tatsachen eine notwendige Konsequenz.
Fernsehjournalisten
pflegen unbequem zu fragen: "Was nun, Herr Lafontaine?"
Anton
Potche
aus BANATER POST, München,
20. August 1990
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