Montag, 18. Juli 2011

Nicht alles Gold

Das Bürgerfestprogramm, herausgegeben von der Stadt Ingolstadt, versprach den Bürgern ein Fest , das nicht nur von Bierkrügen und zünftiger Blasmusik geprägt sein sollte. Von einheimischer Folklore über Volkstanzgruppen aus dem sonnigen Griechenland bis zu anspruchsvollen Chor- und Jazzdarbietungen war alles angeboten . Daß dann nicht alles wie der goldene Luftballon auf dem Programmumschlag glänzte, war bei einem Bürgerfestbummel, mit dem Programm als Wegweiser in der Hand, nicht zu übersehen.

Es geht natürlich nicht um die Verspätungen , mit denen einige Gruppen ihre Vorführungen begannen, denn Zeit hatte an diesem Wochenende jeder, der durch die Altstadt schlenderte oder es sich in einem Biergarten gemütlich machte. Die Art und Weise aber, wie die Auftritte einiger Tanzgruppen organisiert waren und wie diese Gruppen den Bürgern präsentiert wurden, war einfach ... Nein, das war nicht himmelschreiend, das war überhaupt keine Art und Weise.

Was sich zum Beispiel am Freitagnachmittag am Holzmarkt abspielte, war eine Entwürdigung der unermeßlichen Opfer, die die dort aufgetretenen Tanzgruppen für die Fertigung ihrer herrlichen Trachten und für das Einstudieren ihrer aussagekräftigen Volkstänze dargebracht haben. Keine Tanzfläche war vorhanden, und kein Mensch kümmerte sich um einen einigermaßen regelmäßigen Ablauf des angekündigten Programms. Man möge sich die verdutzten Gesichter der dreizehn Kindertrachtenpaare, die in der wunderschönen Tracht ihrer Banater Heimat erschienen waren, vorstellen, als sie vor einem mit Tischen und Bänken vollgestopften Holzmarkt standen und von einer Tanzfläche weit und breit keine Spur war.

Wenn nicht einige beherzte Männer im Handumdrehen eine provisorische Tanzfläche auf dem Altstadtpflaster geschaffen hätten, wären die Kinder wohl unverrichteter Sache und mit getrübten Kinderherzen wieder abgezogen. Wo war die leitende Hand der Volkstanzdarbietungen auf dem Holzmarkt (es erging den Volkstanzgruppen der Siebenbürger Sachsen und der Sudetendeutschen Jugend ähnlich) und die für jede Kulturveranstaltung so wichtige Präsentation?

Anton Potche 

                                                          

      aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 08.07.1988

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