Sonntag, 5. Juni 2011

Zum Label "Johrmarker Sprich un Sprichelcher"

Franz Frombach war ein Mundartdichter aus dem im rumänischen Banat liegenden Dorf Jahrmarkt (rum: Giarmata). Er wurde dort im Jahre 1929 geboren und trug wie die meisten seiner Landsleute auch einen Spitznamen. Man nannte ihn Gerwer Franz.

Franz Frombach hat zwei Gedichtbände in der Mundart seines Heimatortes veröffentlicht: Phingstnägelcher aus'm Banat (1989) und Mei Fechsung (2002).

">Do host mei Gschreibs, mach was draus< - so übergab Franz Frombach mir 1998 seine Verse, die zwischen 1989 und 1998 entstanden sind. Manchmal äußert sich in knappen Worten eine Bitte und ein tiefes Vertrauen zugleich so eindrucksvoll, dass man sich ihrer gar nicht entziehen kann. Ganz selbstverständlich sagt man zu. Es waren nicht wenige Texte, die in München eintrafen, Hunderte Gedichte, Sprich un Sprichelcher lagen vor mir. Nach einer Zeit nahm ich mir Blatt um Blatt vor, dann las ich manches wieder und wieder, und ohne es recht zu merken, hatte ich mich in die geschriebene Welt des Franz Frombach eingelesen."

Das schreibt Walther Konschitzky, damals Kulturreferent der Landsmannschaft der Banater Schwaben, in seinem Vorwort zu Mei Fechsung. Als Jahrmarkter fiel es mir wahrscheinlich noch leichter, "mich in die geschriebene Welt des Franz Frombach" einzulesen, wohnten wir doch sogar beide in der "Neigass", hatten also den gleichen "Hoomwech vum Zugg" nach getanem Tagwerk "in der Stadt".

Franz Frombach ist 1999 ganz unerwartet verstorben und konnte seine Fechsung nicht mehr in den Händen halten. Hatte er eine Vorahnung? Eines Tages lag eine gut gefüllte Versandtasche in meinem Postkasten. Der Absender war Franz Frombach. Der Inhalt ein geistiger Schatz. Es waren Gedichte und eben auch ungemein viele Sprich und Sprichelcher und sogar handbeschriebene Notenblätter. Auch zwei Essays im Jahrmarkter Dialekt waren dabei. Einer ist danach in der Mundartseite der Zeitung BANATER POST erschienen. Warum er mir das alles geschickt hat? Nur so. Vielleicht kannst du mal was damit anfangen, schrieb er mir damals. Es ist nun mal diese Geistesverwandtschaft, die gerne schreibende Menschen intuitiv verspüren, wenn sie sich begegnen.

Franz Frombach hat seinen Landsleuten verdammt genau auf den Mund geschaut. Es wäre eine Sünde, diesen Schatz Jahrmarkter Geistes, heute weiß man, aussterbenden Geistes, in einem Ordner verstauben zu lassen und ihn der Gefahr der harten Landung in einer Papiertonne auszusetzen. Und das jetzt, im Zeitalter des Internets.

Ich will darum auch hier in meinem Blog die auf der Homepage begonnene Veröffentlichungsserie der von Franz Frombach gesammelten Sprich un Sprichelcher fortsetzen und somit etwas "damit anfangen". Nur werden sie zum unterschied zur Homepage nicht flüchtig sein, sondern in einem ihnen reservierten Label überleben.

Mögen sie den einen und anderen Leser erfreuen oder zum Nachdenken anregen. Und wessen Geist dabei unaufhaltbar zurück in längst verlassene Gefilde entflieht, dem sei gerne verziehen.

In Erinnerung an den Gerwer Franz
Berns Toni

1 Kommentar:

  1. Vielen dank dafür.Alles gute. Liebe Grüsse Silke Kißner ( die Enkelin )

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