In
Jahrmarkt geborene Jugendliche erfolgreich bei "Jugend musiziert"
Mit welchen Erwartungen geht man
eigentlich zu einer Tuba-Klavier-Darbietung? Ich gestehe, keine besondere
Vorfreude auf einen musikalischen Genuß empfunden zu haben. Da überwogen doch
deutlich Vorurteile, scheint das größte und weitläufig nur als Rhythmusbestimmer
eingesetzte Blechblasinstrument doch völlig ungeeignet als Soloinstrument. Ein
Ausflug in die Blasmusikgefilde sei ihm in einem Solopart dann doch mal
gestattet. Aber in Begleitung eines Klaviers, der Königin der Instrumente
schlechthin, die doch eher selbst brilliert, als da einem schwerfälligen
Bombardon die Einsamkeit zu vertreiben, das erweckte in mir nicht mehr als
Neugierde.
Meine Skepsis purzelte dann
regelrecht, und das bereits nach den ersten Tönen. Da entwickelte sich in
Frank Bencriscuttos (*1928) Concertino ein melodiereicher Dialog
zwischen der Tuba und dem Klavier. In einem ergreifenden Andante religioso
zeigte sich, wie einfühlsam eine Tuba klingen kann und wie zurückhaltend ein
Klavier ein vergeistigtes Tuba-Thema zu einem metaphysisch angehauchten
Höhepunkt - eigentlich als mitfühlende Partnerin - begleiten muß. Natürlich
verschwand diese melancholische Stimmung alsbald und ging in ein beschwingtes
Allegro über. Hier zeigte sich dann, was ein "Guter" aus der oft als träge
verschmähten Tuba herausnehmen kann. Da folgte einem bemerkenswert lange
anhaltenden, in Crescendo-Decrescendo-Modifikation bravourös gespielten Triller
eine fulminante Triolenpassage, die nach einer kurzen Beruhigung in ein
heroisches Finale mündete, das im Subcontra Es seine Krönung fand. Man spürte,
daß dieses Stück der Tuba auf den Leib geschnitten ist. Ein Blick in die
Partitur bestätigt dann auch diesen Einruck. Frank Bencriscutto ließ sich
sechs Jahre Zeit (1963 bis 1969), um dieses einem ihm nahestehenden Tubisten
gewidmete Werk zu vollenden. Um diesen Eindruck allerdings erwecken zu können,
mußten der Solist und seine Begleiterin - welch ungerecht sprachliche Zuordnung
- eine von jedweden sentimentalen (im Pianissimo) oder überexaltierten (im
Fortissimo) Gefühlsduseleien entschlackte Spielweise finden, die dem Zuhörer
mehr als Melodie und Gegenmelodie vermittelte.
Quelle: BANATER POST, München |
Trotz ihrer Jugend haben die
beiden Gestalter dieses musikalischen Erlebnisses, Elke Loris (Klavier)
und Siegfried Jung (Tuba), diese Spielweise gefunden. Daß sie diesen sehr
lockeren, ja fast noch kindlich verspielten Stil auch unter Wettbewerbsdruck
beim 32. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" beibehalten konnten, zeugt von
der soliden musikalischen Ausbildung und pädagogischen Betreuung, die den zwei
"Kids" zuteil wurde.
Siegfried Jung, Jahrgang
1979, wurde in Jahrmarkt geboren. Seine Kindheit durfte er schon in Osthofen
verbringen. Als Achtjähriger versuchte er sich, wie viele seiner Altersgenossen,
am Keyboard. Der Jahrmarkter / Osthofener Musiklehrer Mathias Loris
brachte ihm die Grundkenntnisse der Tonkunst bei. Dem Beispiel seines Lehrers,
aber auch dem seines Vaters, der auch einmal Trompete blies, folgend, griff der
junge Jung zur Trompete. Nach drei Jahren Trompetenunterricht hatte er davon die
Nase voll, langte nach der gewichtigen Tuba und hatte anscheinend sein
Lieblingsinstrument gefunden. Der als Blasmusikfachmann bekannte Mathias
Loris lenkte den begeisterten Jungen in die Richtung des professionellen
Musizierens. Dazu gehört auch der Privatunterricht beim ebenfalls aus Jahrmarkt
stammenden Musiklehrer und Tubisten Oswald Windrich. Siegfried Jungs
Weg ins Junge Blechbläserensemble Mannheim und ins
Sinfonische Jugendblasorchester Mannheim führte über den
Kirchenmusikverein Osthofen und das Landesjugendorchester
Rheinland-Pfalz. Der Schüler des Moll-Musikgymnasiums Mannheim ist auch
bereits Mitglied im Deutschen Tubaforum e.V. Trotz dieser vielen
Betätigungsfelder fruchtete auch die auf eine Solistenlaufbahn hinzielende
Zusammenarbeit mit Elke Loris, der Tochter seines ersten Musiklehrers.
Elke Loris, Schülerin des
Wormser Eleonoren-Gymnasiums , erlebte ihre ersten Kinderjahre in Jahrmarkt. Mit
neun Jahren wurde sie vom Vater zum ersten Mal mit Begriffen wie Noten auf den
Linien, Noten zwischen den Linien, Violinschlüssel, Baßschlüssel usw. vertraut
gemacht. In der Musikschule Worms (Lehrerin: Frau Spitzreich) lernte sie
dann die Herausforderungen und Reize des Klaviers kennen. Gewissermaßen in der
Tradition ihrer Familie stehend, pflegt sie auch die Blasmusik. Im
Kirchenmusikverein Osthofen, den ihr Vater seit zehn Jahren leitet, spielt sie
Pikkoloflöte. Und weil Ungereimtheiten zur Faszination der Jugend gehören, sei
eine solche auch aus dem musikalischen Werdegang der 17jährigen Elke Loris
erwähnt: Sie hat sich nämlich noch nicht endgültig für die Musik als Berufsziel
festgelegt.
Die sechs Juroren im Großen Saal
der Stadthalle Fürth waren am 5. Juni von der künstlerischen Darbietung des
jungen Duos überzeugt. Die beiden spielten auch eine Toccata von
Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643) und die Romanze aus Wolfgang
Amadeus Mozarts (1756 bis 1791) Konzert in Es-Dur für Horn und Orchester
K.V. 447. Für dieses sehr anspruchsvolle Programm wurden in einer für jedes
Instrument einzeln vorgenommenen Bewertung sowohl Elke Loris als auch
Siegfried Jung mit je einem hervorragenden zweiten Preis ausgezeichnet. Der
Weg für weitere Erfolge ist somit beschritten.
Anton Potche
aus
BANATER POST, München,
10. Juli 1995
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