Dienstag, 17. Juni 2025

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 211

  Ich sin doch demm net vum Arsch abgfall.



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Gsammelt vum Frombach Franz 
alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 10. Juni 2025

Pfarrerinstallierung in Jahrmarkt

 
Apostolischer Administrator Augustin Pacha begab sich Samstag nachmittag in Begleitung des Konsistorialnotärs Michael Willjung nach Jahrmarkt, um die Missionen zu beendigen und den neuen Pfarrer zu installieren. Der Kirchenfürst wurde auf der Station von einer großen Menge mit Musik empfangen. Der Einzug gestaltete sich zu einem wahren Triumphzug, indem der Oberhirt auf dem Vierspänner des Matthias Zink von 30 Wägen begleitet zum Pfarrhause fuhr, wo abends die Keltersche Streichkapelle und der Gesangverein unter Leitung des Schuldirektors Merstorf ein Ständchen gab. Sonntag vormittag erfolgte die feierliche Installation des Pfarrers Nikolaus Anton, welche apostolischer Administrator unter Assistenz des Rekascher Dechantpfarrers Gustav Dietl, des Dechantpfarrers Johann Wegling aus Orzydorf sowie der Pfarrer Johann Pflug aus Bruckenau und Paul Kadak aus Covacsi vornahm und dem neuen Pfarrer den Treueeid abnahm. Die Predigt hielt ebenfalls apostolischer Administrator Pacha über die Pflichten und Aufgaben des Pastors und der Gläubigen. Nachher fand auf der Pfarre eine Aufwartung des Ortsvorstandes, der Lehrerschaft, des Gesangvereines, des Bauernvereines, der Sparkassa und des Leichenvereines statt, bei welcher Gelegenheit Lehrer Andreas Willwerth den Kirchenfürst begrüßte.
Loris-Kapelle im Jahre 1923
FotoQuelle: Mathias Loris (Hg.) -
100 Jahre Loris-Kapelle
Screenshot: Berns Toni
Beim Mittagessen, an welchem sich Oberstabsrichter Paul Chirilovics, Gemeindenotär Adam Kemeny, Steuernotär Peter [...], Gemeinderedner und Kultusgemeindepräsident […] Eichinger, der Kassier der Kultusgemeinde Johann Haas beteiligten, wurde zugleich der Namenstag des neuen Pfarrers gefeiert. Die Tafelmusik besorgte die Lorissche Musikkapelle. Am Schlusse sei noch erwähnt, daß apostolischer Administrator Pacha den neu installierten Pfarrer zum Konsistorialrat ernannte.

aus BANATER DEUTSCHE ZEITUNG, Temeswar, 8. Dezember1925


Dienstag, 3. Juni 2025

Schnittpunkte der Geschichte

 Prinz Eugen von Savoyen im historischen Festzug zu Ingolstadt

Henricus und Gertrudis Trost sind die zwei ersten Ingolstädter Menschenkinder, die in einem Schriftstück Erwähnung finden. Die Aufzeichnung stammt aus dem Jahr 1254 und wurde von den Ingolstädter Stadtoberen des Jahres 2000 prompt als Anlass genommen, den 750. Geburtstag ihrer Stadt in einem Millenniumsjahr zu feiern. Krönender Höhepunkt einer langen Reihe diesem Ereignis gewidmeter Kulturveranstaltungen war am 23. Juli ein historischer Festzug mit 2820 Teilnehmern, die in epochalen Gewändern, Uniformen und Rüstungen die Geschichte Ingolstadts Revue passieren ließen.
Neben dem gemeinen Volk gaben sich da eine stattliche Anzahl von kriegserprobten Feldherren und gelehrigen Professoren ein ebenso farbenfrohes wie informatives Stelldichein. Natürlich ist ohne die holde Weiblichkeit ein solcher Festzug weder sinnlich noch geschichtsgetreu. Daher ritt auch schon einer der ersten Repräsentanten des Adels, Herzog Stephan der Kneißl (ca. 1337 – 1413) in Begleitung seiner Gemahlin Thaddäa Visconti über das Kopfsteinpflaster und den Asphalt der angeblich von 90.000 Menschen gesäumten Straßen der Altstadt. Herzog Ludwig der Bayer, die wunderschöne Isabeau de Baviere (spätere Königin von Frankreich an der Seite Karls VI.), Dr. Johannes Eck, Kaiser Karl V., der Mathematiker, Physiker, Astronom und Jesuit Christoph Scheiner, General Johann Graf von Tilly, der Komponist Johann Simon Mayr, selbst seine kaiserliche Hoheit Napoleon Bonaparte und viele andere, alles Persönlichkeiten, die in irgendeiner Weise dem Namen Ingolstadt zu Ruhm und Ehre verholfen haben, erwiesen dem Doyen der bayerischen CSU-Stadtoberhäupter, OB Peter Schnell, und dem aus der Landeshauptstadt München angereisten Wissenschaftsminister Hans Zehetmair ihre Reverenz.
Prinz Eugen von Savoyen
beim Festzug in Ingolstadt
Fotos: Anton Potche
Aber da schien doch wirklich einer aus der Reihe gefallen zu sein. Und gerade er kam in einer prächtigen Kutsche daher, der Feldherr, den wir stets hoch zu Ross vermuteten, und der einst wahrlich nicht als Freund nach Ingolstadt gekommen war: Prinz Eugen von Savoyen.
In den Mittagsstunden des 13. August 1704 gab Herzog John Churchill of Marlborough auf dem Schlachtfeld bei Höchstädt an der Donau seiner wahrlich internationalen Heerschar (52.000 Kaiserliche, Preußen, Dänen, Engländer und Holländer) den Befehl zum Angriff auf die verbündeten Franzosen und Bayern, die unter der nicht besonders gut funktionierenden Befehlsteilung des französischen Marschalls Tallard und des bayrischen Kurfürsten Max Emanuell standen. Auf den Flügeln griffen Prinz Eugen von Savoyen und Generalleutnant Lord Cutts an. Gekämpft wurde um das spanische Erbe. Als sich um 8 Uhr abends die letzten 27 Bataillone und 13 Eskadronen Franzosen im Dorfe Blindheim ergeben hatten, war eine der blutigsten Schlachten des achtzehnten Jahrhunderts entschieden: 10.600 Tote und 14.600 Verwundete, so Kurt von Priesdorff in seinem 1940 erschienenen Buch über Prinz Eugen, waren die schreckliche Bilanz dieses Tages. Die Kaiserlichen und ihre Alliierten hatten einen für Bayern und ganz Süddeutschland folgenschweren Sieg errungen. Max Emanuel begab sich ins französische Exil, und die Kaiserlichen führten in Bayern ein schonungsloses Besatzungsregiment mit Einquartierungen, Zwangsrekrutierungen für die kaiserlichen Truppen und Zwangsabgaben. In München führte das zu der berühmten Sendlinger Bauernschlacht mit dem sprichwörtlichen gewordenen Bekenntnis: „Hie lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben.“
Auf Ingolstadt wirkte sich allerdings Prinz Eugens sowohl strategisches Denken als auch seine als Hofkriegspräsident (seit 1703) verordneten und daher politisch zu bewertenden Verwaltungsanweisungen eher positiv aus; wenngleich sie auch in der Praxis wahrscheinlich nie so zum Tragen kamen. Bereits im Juli 1704 hatte der österreichische Feldherr auf eine Entscheidungsschlacht gedrängt und steuerte so dem Zögern des kriegsmüden Markgrafen Ludwig von Baden, der nach der Schlacht vom Schellenberg bei Donauwörth (2. Juli 1704) mit 14.000 Mann Ingolstadt belagerte, entgegen. Dadurch war die Gefahr gebannt, dass größere kriegerische Auseinandersetzungen sich in diesem Raum abspielen würden.
Nach dem Sieg von Höchstädt hielt Prinz Eugen mit 4000 österreichischen Soldaten in Ingolstadt Einzug. Erst am 25. Januar 1715 verließen die letzten kaiserlichen Truppen Ingolstadt. Es kam aber zu keinen nennenswerten Auseinandersetzungen zwischen den Einheimischen und den Besatzungstruppen. Das könnte einer hier verlassenen Anordnung Prinz Eugens zu verdanken gewesen sein. Darin hieß es unmissverständlich: „Man wird die Studenten, wenn sie sich friedlich aufführen, gerne ihre Privilegien genießen lassen. Daß die Bürger den Soldaten keinen guten Willen erzeigen, dazu sind sie nicht gehalten und ist sich deshalb über sie nicht zu beklagen. Die Offiziere, auch die Feldmarschälle, sollen keine freie Hand haben, noch in dem geringsten sich in die Geldsachen oder das Kontributionswesen zu mischen. Wenn ihnen zur Last falle, sich nur einen Heller mehr, als ihnen gebühren, angeeignet zu haben, so werde ich wissen, was zu tun sei.“ (Heinrich Kretschmayr: Prinz Eugen – Briefe, Berichte und Stimmen; Albert Langen / Georg Müller Verlag, München, 1940).
Es ist nicht überliefert, was den Prinzen in Ingolstadt so milde gestimmt hat. Vielleicht war es auch das Bier, das seit 1516 nach dem von Herzog Wilhelm IV. von Bayern in eben dieser Stadt erlassenen Bayerischen Reinheitsgebot gebraut wird. (Der Erlass dieses ältesten Lebensmittelgesetzes der Welt wurde natürlich auch im historischen Festzug gebührend gewürdigt.)
Prinz Eugen selbst hielt sich anno 1704 nicht lange in Ingolstadt auf. Die Geschichte rief ihre Jünger ans Tagwerk, und der einst vom Sonnenkönig geächteten Savoyer, dessen Mutter eine Nichte des berüchtigten Kardinals Mazarin war, zog süd- und ostwärts, um neue Gemarkungen für seine habsburgischen Kaiser zu erobern. So stand er eines Tages auch vor Temeswar, und die Siedlungsgeschichte der Banater Schwaben konnte beginnen.
Flucht und Vertreibung
Was ist von dieser Geschichte geblieben? Das Reich der Habsburger wurde von einer neuen Ordnung überrannt. Mehr als 80 Jahre sind seither vergangen. Im historischen Festzug zur 750-Jahr-Feier der Stadt Ingolstadt fuhr mit der Nummer 96 des 106 Bilder umfassenden Zuges ein nachgebauter Viehwaggon als Symbol für Flucht und Vertreibung. Als abgeschwächte Form dieser menschenunwürdigen Kriegsfolgen kann man wohl auch die Aussiedlung der Banater Schwaben betrachten.
So fanden sie sich als Teil der europäischen Geschichte wieder und zogen in einem langen Zeitmarsch am Nordufer ihres Schicksalsstromes, der Donau, stromaufwärts der Ingolstädter Altstadt zu, so wie sie einst das Schicksal herausfordernd stromabwärts zogen: der wegbereitende Feldherr und die in ihrem Wappen symbolisierte Gemeinschaft der Banater Schwaben.

Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. August 2000

Dienstag, 20. Mai 2025

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 210

 Ich hun doch net uf 'm Boom gschlof.

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 13. Mai 2025

Festtag des deutschen Liedes in Orawitza

 Jubiläum des Orawitzer Gesangvereines und des Deutschen Sängerbundes – Massenaufmarsch deutscher Sangesbrüder

Temesvar, 14. August

Bei günstiger Witterung fand gestern in Orawitza der große Tag der Banater deutschen Sängerschaft statt. […] Fast dreißig Vereine aus allen Teilen des Banates erschienen korporativ, während 15 Vereine deputativ vertreten waren, die alle mit Begeisterung und Hingabe dem deutschen Liede huldigten. Massenchöre, Einzel= und gemischte Chöre sangen ihre Lieder, die von Volk, Heimat und Gott, von deutschem Sinn und deutschem Geist durchwoben waren. […].

Empfang der Gäste

Als der Sonderzug in dem Bahnhof des kleinen Bergstädtchens einlief, wurden die Gäste von den Klängen der Resitzaer Werkkapelle empfangen und begrüßt. Am Bahnhof wurden die Angekommenen, etwa 1200 an der Zahl, vom Obmann des Orawitzaer Musik= und Gesangvereins, Rechtsanwalt Dr. Josef Szabo, begrüßt. […].

Bekanntschaftsabend

Nachher folgte der Bekanntschaftsabend im sogenannten Schützengarten. Hier sang jeder korporativ erschienene Verein je ein Lied, welches mit dem Sängergruß des jubilierenden Orawitzaer Vereines eingeleitet wurde. Um ein Uhr war diese Vorfeier beendet. 
Der nächste Tag begann um sechs Uhr mit einer Tagwache, dann weiterer Empfang der noch angekommenen Gäste und Vereine. 
Zu dem Sängerfeste waren folgende Vereine erschienen: Deputativ Philharmonischer Verein Karansebes, vertreten durch Ing. Palik, Eugen Brazsda, Karl Twerasser, Herr und Frau Katz, […], Gesangverein Jahrmarkt durch Michael Zimmerer und Georg Staß, [...].

Festversammlung

Um 11 Uhr wurde im Schützengarten die Festversammlung eröffnet. Dies geschah mit der Nationalhymne in deutscher Sprache durch einen Massenchor vorgetragen und von Professor Josef Linster dirigiert. […].

Die Festrede

Geschäftsführender Obmann, Professor Hans Eck, erstattete einen Tätigkeitsbericht. Er tadelt vor allem die Undiszipliniertheit, die unter manchen Sängern herrscht, und gebraucht harte Worte. […].

Die Grüße der Siebenbürger Sachsen
Nach der Rede Professor Hans Eck‘s spricht Professor Ihl aus Bistritz, Vorsitzender des Siebenbürgisch=deutschen Sängerbundes. Er übermittelt die herzlichen Glückwünsche des sächsischen Volkes. […].

Bankett

Mittags am Bankett im Garten des Hotel „Krone“ sprach Komitatspräfekt Dr. Max Radovan den Königstoast, Bürgermeister Prof. Elias Rusmir sprach im Namen der Stadt einige herzliche Worte. […].

Preissingen

Am Nachmittage erfolgt ein Preissingen um den Dittrich-Pokal und um die von Dr. Franz Schmitz gestiftete Plastik „Mutter und Kind“, für das schönste deutsche Mutterlied. Den Pokal gewann die Hatzfelder Landestreu, während die schöne Plastik, die übrigens ein Werk des Banater Künstlers Sebastian Rotschink ist, dem Gertianoscher Gesangverein zuerkannt wurde. […].
Abends als Abschlussfeier fand auf dem Sportplatz eine Weihstunde statt, die mit andächtigster Feier begangen wurde.

aus TEMESVARER ZEITUNG, Temesvar, 15. August 1933