Viele Banater Schwaben wollten mit ihrer Aussiedlung, mehr
oder weniger bewusst, einen Schlussstrich unter ihr Leben im Banat ziehen. Das
schien vielen, ja wahrscheinlich sogar den meisten, auch gleich nach ihrer
Ankunft in Deutschland gelungen zu sein. Eine Bilderbuchintegration hätten die
Deutschen aus Rumänien in ihrer neuen Heimat vollzogen, hört man oft Politiker
loben. Was dabei auf der Strecke blieb, waren die während der
Aussiedlungsagonie und dem folgenden Integrationsrausch kaum vermissten
kulturellen Werte, die man oft als plötzlich unbrauchbar, unbeachtet fallen
ließ, obwohl sie bis dato den Kern der eigenen Identität bildeten. Dabei wurde
so viel Ramsch in Kisten mitgeschleppt, der schon bald auf dem Sperrmüll der
Konsumgesellschaft landete.
Der schnelle Integrationsprozeß führte bei den meisten
Landsleuten aber auch zu einer Gemütsstabilisierung. Die innere Unruhe, das
Verarbeiten des Neuen und das Gedeihen des individuellen
Bodenständigkeitsgefühls wurden von jedem in kürzeren oder längeren Zeitspannen
empfunden. Irgendwann war man dann wieder daheim. Genau dieses für jeden sowohl
zeitlich als auch gefühlsmäßig anders gelagerte Irgendwann war der Augenblick,
in dem die Erinnerung, als wertvolles Gut des Menschseins, wieder ihre Rechte
einforderte.
Der vom rumänischen staatlichen Alexandru Sahia-Studio im
Jahre 1978 gedrehte und vom Jahrmarkter Geschichtslehrer Hans Speck in rumänischer Sprache kommentierte Dokumentarfilm Salutări din Giarmata (Gruß aus Jahrmarkt) gewährt einen
Einblick in den Alltag der Banater Schwaben in ihrer angestammten Heimat. Und
man höre und staune: Da ist es doch tatsächlich einigen pfiffigen Filmemachern
gelungen, mittels Bild und trotz einer ideologisch überfrachteten Sprache, die
Leistungen der Deutschen des Banats zu würdigen, ohne dabei den „geliebtesten
Sohn des Volkes“ nur ein einziges Mal zu erwähnen.
Der Film ist zweifelsohne ein sehr wertvolles Dokument über
den Lebensmut der Banater Schwaben zur Zeit der kommunistischen Diktatur. Josef Probst hat den
geschichtsträchtigen Streifen gerettet. Daß er ihn als Allgemeingut der
banatschwäbischen Gemeinschaft betrachtet, mag in der eingangs angedeuteten
Wandlung zu suchen sein, die sich auch in ihm irgendwann vollzog.
Es soll ja nach Aussagen von Zeitzeugen eine noch
ausführlichere deutsche Fassung dieses Filmes geben.
Anton Potche
aus BANATER
POST, München, 11. Dezember 1995
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen